Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
Wir entscheiden uns für eine Apfelschorle. Sie kommt aus einer Flasche vom Billigdiscounter. Passt das zu bewusstem Leben? Zu Getreidekaffee?
Der Ausflug war ein Reinfall. Jedenfalls was die Yoga-Erkenntnisse angeht. Vom Essen gar nicht zu reden. Aber ein Tag gemeinsam mit der besten Freundin ist selbst in Köln Hürth schön!
DANKE, CONSTANZE.
TAG 29
Missionars-Yoga
Meine Mutter und meine Schwester wollen mal mit mir Yoga machen. Okay, wollen ist vielleicht übertrieben, ich habe sie überredet. Ich schiebe Ursulas Power-Yoga -DVD ein und los geht’s. Wir sitzen im Schneidersitz und atmen. Durch die Nase ein und aus, entspannt und mit geschlossenen Augen. Erstes Gelächter. „Das soll Sport sein? Wie öde!“
Ziemlich despektierlich, geht es mir durch den Kopf, bis mir einfällt, dass ich bei meinen ersten Versuchen ähnlich gedacht habe. Die beiden kichern vor sich hin und ich versuche – ganz neue Yoga-Streberin – die Augen geschlossen zu halten und zu atmen. Als es dann richtig zur Yoga-Sache geht, hat meine Mutter rasch keine Lust mehr. Es geht ihr dann doch alles viel zu schnell, sie kommt nicht so in die Vorbeugen wie die DVD-Yogis (Wer kommt das schon, Mama!) und beschließt nach einer knappen Viertelstunde, dass Yoga nichts für sie sei. „Das kann ich nicht und das will ich nicht!“
Meine Schwester – eine extrem sportliche Person, sie rennt schneller als jedes Wiesel (diplomierte Sportwissenschaftlerin!) – hält durch und ist verdammt biegsam. Wirklich begeistert scheint sie aber auch nicht. Ich preise Yoga an, als bekäme ich Provision. Was 29 Tage Yoga-Versuch ausmachen können! Nach einem knappen Monat Yoga komme ich mir vor wie eine Vertreterin der Yoga-Bewegung. Die Botschafterin der Krähe sozusagen. Wie schnell man Lager wechseln kann! Vom Saulus zum Paulus. Werde ich der Sache treu bleiben? Ist das noch ein Flirt oder schon Leidenschaft? Das Gute an dieser Frage: Ich muss mich nicht entscheiden, sondern kann es einfach abwarten. Mal sehen, wie sich die Yoga-Liaison entwickelt.
Meine Mutter jedenfalls entscheidet genauso fix, wie ich es normalerweise tue: Yoga und sie sind nicht füreinander gemacht. „Herzlichen Dank, Susanne, das war’s für mich.“ Ich sage: Ja und denke: Abwarten, die kriege ich schon noch.
TAG 30
Krähenkurzsturzflug
Ein wunderbarer Tag! Ich bin sooo glücklich! Verantwortlich für meine gute Laune ist die Krähe. Dass mich ein fieser schwarzer Vogel der Gattung Corvus mal so in Stimmung bringen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Aber es ist tatsächlich geschehen: Heute beim Training mit Gill habe ich zum allerersten Mal eine winzige Krähe hinbekommen. Eine Babykrähe bei ihren ersten Flugversuchen. Meine Beine haben sich gehoben und auf einmal hat es Klick gemacht. Ich habe kapiert, wie es geht. Nicht, dass ich jetzt minutenlang in der Kakasana-Stellung abhängen kann – aber ein Anfang ist gemacht. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel …
Der Volksmund äußerte früher die Überzeugung, dass die Krähenjungen einen so schweren Kopf hätten, dass sie mit dem Schwanz zuerst aus dem Ei kröchen. Diese Wikipedia-Weisheit erklärt die Raben- bzw. Krähenstellung ziemlich gut. Übrigens: Krähen sind unglaublich intelligente Tiere.
Krähen schafften es in einem Experiment der Universität Oxford, drei Werkzeuge hintereinander zu benutzen. Das ist mehr, als mancher Heimwerker schafft. Sie gehören zur Gattung Rabenvögel und sind kleine Angeber: „Raben machen gern Eindruck“, sagt die Biologin Mareike Stöwe. „Stets sind die Vögel auf verwegene Kunststücke aus, die ihresgleichen verblüffen könnten. Auch sehr beliebt: kopfüber an einem Ast schaukeln.“
Quelle: Manfred Dworschak: Schmarotzen machte Raben schlau.
„Spiegel online“; 4.4.2007 auf http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,475630,00.html
Und in mir schlummert nun also doch eine Krähe. Wenn auch bisher eine sehr zaghafte. Ich will Eindruck machen mit der Krähe. Nicht sehr Yogi-like. Muss mein Angeber-Gen unterdrücken. Man macht kein Yoga, um zu protzen, ermahne ich mich selbst.
UND TROTZDEM WILL ICH DIE KRÄHE NOCH BESSER KÖNNEN. MEINE PERSÖNLICHE YOGA-HERAUSFORDERUNG: KAKASANA. DIE ANGEBERKRÄHE.
TAG 31
Krähenwettstreit
Mein Sohn und ich machen die Krähe. Mit der Stoppuhr. Wer kann länger? Ich weiß, ich weiß, der verdammte Ehrgeiz …
Aber: Wir haben einen Riesenspaß, amüsieren uns und das ist ja wohl
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