Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
gewesen. Der Einzige, der sie in puncto Dummheit womöglich noch übertroffen habe, sei das vierte Clubmitglied, Caracas, doch der sei ja gerade außer Landes geflohen und auf dem Weg nach Südamerika. Von wo der Mann eigentlich stammte, wusste der Piranha aber nicht genau.
Da schlich sich jedoch ein Hauch von Selbstmitleid in seine Stimme, denn Caracas hatte ja immer mit den Kokainhändlern aus Kolumbien gesprochen. Jetzt hatte der Piranha weder einen Dolmetscher noch einen Gehilfen, um seine Geschäfte fortsetzen zu können. Da saß er nun mit weiß Gott wie vielen gebrochenen Knochen und hatte keine Ahnung, was er mit seinem Leben anfangen sollte.
Allan tröstete ihn und meinte, es gebe doch sicher noch andere Drogen, die der Herr Piranha verkaufen könne. Er sei zwar im Drogengeschäft nicht so zu Hause, aber könnte der Herr Piranha mit dem Bösen Bosse nicht etwas auf diesem Grundstück anbauen?
Der Piranha antwortete, der Böse Bosse sei zwar sein bester Freund, habe aber seine verdammte Moral. Wenn die nicht wäre, könnten Bosse und der Piranha heute schon die europäischen Köttbullar-Könige sein.
Bosse unterbrach die allgemeine Melancholie auf der Hollywoodschaukel mit der Mitteilung, dass fürs Frühstück gedeckt sei. Endlich konnte auch der Piranha das saftigste Hähnchen der Welt kosten, und dazu eine Wassermelone, die so gut schmeckte, als wäre sie geradewegs aus dem Himmel importiert.
Nach dem Frühstück verband Benny dem Piranha die Wunde am Oberschenkel neu, und dann erklärte der Chef, dass er ein Vormittagsschläfchen halten müsse, ob die Freunde ihn wohl entschuldigen wollten? Das wollten sie ganz sicher.
Die nächsten Stunden auf Klockaregård verliefen folgendermaßen:
Benny und die Schöne Frau richteten die Scheune neu ein, um Sonja auf Dauer einen angemessenen Stall zu bereiten.
Julius und Bosse fuhren nach Falköping, um Lebensmittel einzukaufen. Dort sahen sie auch die neuesten Schlagzeilen und Terrormeldungen über den Hundertjährigen und sein Gefolge, die anscheinend in einem einzigen Amoklauf durchs Land zogen.
Allan zog sich nach dem Frühstück wieder auf die Hollywoodschaukel zurück mit der selbst auferlegten Aufgabe, sich nicht zu überarbeiten. Das Ganze gerne in Busters Gesellschaft.
Der Piranha lag im Bett und schlief.
Doch als Julius und Bosse von ihrer Shoppingtour zurückkamen, beriefen sie sofort eine Besprechung in der Küche ein. Sogar der Piranha Gerdin wurde aus dem Bett gezerrt.
Julius erzählte zunächst, was für Schlagzeilen beziehungsweise Zeitungsartikel Bosse und er in Falköping gelesen hatten. Wer wollte, konnte selbst in aller Ruhe einen Blick in die Zeitungen werfen, aber um es kurz zu machen: Alle Anwesenden waren in Abwesenheit verhaftet, außer Bosse, der nirgends erwähnt wurde, und dem Piranha, der den Berichten zufolge tot war.
»Letzteres entspricht nicht ganz der Wahrheit, aber unpässlich fühle ich mich ganz bestimmt«, meinte der Piranha Gerdin.
Julius fuhr fort, es sei eine ernste Sache, unter Mordverdacht zu stehen, auch wenn der Straftatbestand am Ende vielleicht anders lauten würde. Dann erklärte er die Debatte für eröffnet: Sollten sie aus freien Stücken die Polizei anrufen, ihren Aufenthaltsort angeben und der Gerechtigkeit ihren Lauf lassen?
Bevor jemand anders seine Meinung äußern konnte, rief der Piranha empört, wenn hier jemand freiwillig die Polizei anrufen und sich selbst anzeigen wolle, dann nur über seine halb tote Leiche!
»Wenn ihr das so handhaben wollt, dann hol ich sofort meinen Revolver raus. Wo habt ihr den eigentlich hingetan?«
Allan erwiderte, er habe den Revolver vorsichtshalber an einem sicheren Ort versteckt, weil Benny dem Herrn Piranha so viele seltsame Medikamente verabreichte. Ob der Herr Piranha nicht auch der Meinung sei, dass die Waffe noch eine Weile in ihrem Versteck bleiben könnte?
Na gut, damit war der Piranha einverstanden. Aber nur wenn Herr Karlsson und er sich endlich auch duzten.
»Ich bin der Piranha«, sagte der Piranha und gab dem Hundertjährigen die linke Hand.
»Und ich bin Allan«, sagte Allan. »Angenehm.«
Der Piranha hatte also mit vorgehaltener Pistole (wenn auch ohne Pistole) entschieden, dass sie Polizei und Staatsanwalt nichts gestehen sollten. Seiner Erfahrung nach war das Gericht nämlich selten so gerecht, wie es sein sollte. Die anderen stimmten ihm zu, nicht zuletzt, weil sie daran dachten, wie übel es für sie ausgehen würde, wenn das Gericht sich
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