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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Armee.
    Mit Kriegsende musste Japan Korea räumen. Kim Il-sung kehrte aus dem Exil zurück, jetzt freilich als Nationalheld. Nun galt es nur noch, offiziell einen koreanischen Staat zu gründen – dass das Volk ihn als seinen großen Führer haben wollte, stand ganz außer Frage.
    Aber die Siegermächte, die Sowjetunion und die USA, hatten Korea in zwei Interessensgebiete aufgeteilt. Und in den USA war man nicht der Meinung, dass ein nachweislich kommunistisch gesinnter Widerstandskämpfer zum Chef über die ganze Halbinsel taugte. Also flogen sie ihren eigenen Staatschef ein, einen Exilkoreaner, den sie im südlichen Landesteil einsetzten. Kim Il-sung musste sich mit dem Norden begnügen, aber eben dazu war er nicht bereit, sondern eröffnete den Koreakrieg. Wenn er die Japaner verjagt hatte, konnte er doch wohl auch die Amerikaner und ihre (aus den Reihen der Vereinten Nationen rekrutierte) Gefolgschaft verjagen, oder etwa nicht?
    Kim Il-sung hatte also Waffendienst für die Chinesen und die Russen geleistet. Und jetzt kämpfte er für seine eigene Sache. Auf seinem dramatischen Lebensweg hatte er unter anderem eines gelernt: Man sollte sich immer nur auf sich selbst verlassen und niemandem trauen.
    Von dieser Regel machte er nur eine Ausnahme. Und diese Ausnahme hatte er zu seinem engsten Vertrauten gemacht.
    Wer mit Ministerpräsident Kim Il-sung sprechen wollte, musste zuerst um eine Audienz bei seinem Sohn bitten.
    Kim Jong-il.
    Elf Jahre alt.
    »Und du musst deine Besucher immer erst mindestens zweiundsiebzig Stunden warten lassen, bevor du sie empfängst. Dadurch wahrst du deine Autorität, mein Sohn«, hatte Kim Il-sung ihm beigebracht.
    »Ich glaube, ich verstehe schon, Papa«, log Kim Jong-il. Hinterher holte er sich ein Lexikon und schlug das Wort nach, das er nicht verstanden hatte.
    * * * *
    Die dreitägige Wartezeit störte Allan und Herbert überhaupt nicht, denn im Palast des Ministerpräsidenten war das Essen gut und die Betten weich. Außerdem gelangten nur selten amerikanische Bomber nach Pjöngjang, da gab es einfachere Ziele.
    Doch schließlich war es so weit. Allan wurde vom engsten Vertrauten des engsten Vertrauten des Premiers abgeholt und durch die Korridore des Palastes zum Büro des engsten Vertrauten geführt. Allan war darauf vorbereitet, dass der engste Vertraute ein Junge war.
    »Ich bin der Sohn des Ministerpräsidenten, Kim Jong-il«, erklärte Kim Jong-il. »Und ich bin der engste Vertraute meines Vaters.«
    Er streckte dem Marschall die Hand hin, und wenn seine kleine Hand auch völlig in Allans riesiger Faust verschwand, hatte er doch einen festen Händedruck.
    »Und ich bin Marschall Kirill Afanassjewitsch Merezkow«, sagte Allan. »Vielen Dank, dass der junge Herr Kim mich empfängt. Würde der junge Herr Kim auch gestatten, dass ich mein Anliegen vorbringe?«
    Das gestattete Kim Jong-il, also fuhr Allan mit seiner Lügengeschichte fort. Der Marschall überbringe dem Ministerpräsidenten eine Nachricht direkt vom Genossen Stalin in Moskau: Da man den Verdacht hegte, dass die USA – diese kapitalistischen Hyänen – das sowjetische Kommunikationssystem infiltriert hatten (wenn der junge Herr Kim entschuldigen wolle, werde der Marschall hier nicht weiter ins Detail gehen), hatte Genosse Stalin beschlossen, die Nachricht unmittelbar durch einen Boten übermitteln zu lassen. Und diese ehrenvolle Aufgabe sei dem Marschall und seinem Adjutanten zugefallen (den der Marschall sicherheitshalber in seinem Zimmer gelassen hatte).
    Misstrauisch musterte Kim Jong-il Marschall Allan. Es hörte sich an, als würde er seine Worte vom Blatt ablesen, als er verkündete, seine Aufgabe bestehe darin, seinen Vater um jeden Preis zu schützen. Dazu gehörte, dass er niemandem traute, das hatte sein Vater ihm beigebracht, erklärte der Junge. Daher konnte Kim Jong-il den Marschall auch nicht zu seinem Vater, dem Ministerpräsidenten, vorlassen, bevor die Geschichte von sowjetischer Seite bestätigt worden war. Kim Jong-il wollte also in Moskau anrufen und fragen, ob der Marschall tatsächlich von Onkel Stalin geschickt worden war.
    Das war freilich eine unerwünschte Entwicklung. Aber jetzt saß Allan nun mal hier, und ihm blieb nichts anderes übrig als ein Versuch, den Anruf bei Stalin abzubiegen.
    »Einem einfachen Marschall steht es natürlich nicht zu, dem jungen Herrn Kim zu widersprechen, aber ich erlaube mir dennoch die Bemerkung, dass es vielleicht nicht so sinnvoll wäre, das Telefon

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