Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
Augen, habe ich gesagt. Ohne Ihren besonders wohlinformierten Mitarbeiter. Jetzt gleich!«)
Johnson und der indonesische Dolmetscher blieben allein zurück. Der amerikanische Präsident schien sehr zufrieden zu sein. Er beschloss, dem Dolmetscher die Hand zu schütteln, um ihm indirekt zu danken. Immerhin hatte er es geschafft, den französischen Präsidenten so aus dem Konzept zu bringen, dass ihm seine überlegene Miene mal verging.
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Präsident Johnson. »Wie war noch mal Ihr Name?«
»Ich heiße Allan Karlsson«, sagte Allan. »Ich kannte übrigens den Vorgänger des Vorgängers Ihres Vorgängers, Präsident Truman.«
»Sieh an!«, rief Präsident Johnson. »Harry ist bald neunzig, aber er freut sich immer noch seines Lebens. Wir sind gute Freunde.«
»Grüßen Sie ihn schön von mir«, bat Allan und entschuldigte sich dann ebenfalls, um Amanda zu suchen (er wollte ihr nämlich gern erzählen, was sie bei Tisch wirklich zu den Präsidenten gesagt hatte).
* * * *
Das Mittagessen der beiden Präsidenten fand ein überstürztes Ende, und die Teilnehmer wandten sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu. Doch Allan und Amanda waren eben erst wieder in ihrer Botschaft angekommen, da rief Präsident Johnson höchstpersönlich an und lud Allan für denselben Abend zu einem Diner in der amerikanischen Botschaft ein.
»Das geht in Ordnung«, meinte Allan. »Ich hatte sowieso vorgehabt, mich heute Abend richtig satt zu essen. Über das französische Essen mag man ja sagen, was man will, aber der Teller ist immer so schnell leer, ohne dass man wirklich was im Magen hätte.«
Das war eine Feststellung genau nach Präsident Johnsons Geschmack, und er freute sich auf den Abend.
Er hatte mindestens drei gute Gründe für seine Einladung. Erstens wollte er mehr über diesen Spion und über Karlssons Treffen mit Berija und Stalin erfahren. Zweitens hatte Harry Truman ihm gerade am Telefon erzählt, was Allan Karlsson 1945 in Los Alamos zuwege gebracht hatte. Schon allein das war ein Abendessen wert.
Und drittens war Präsident Johnson höchst zufrieden mit den Entwicklungen im Élysée-Palast. Dass er aus nächster Nähe hatte beobachten dürfen, wie diesem de Gaulle die Kinnlade herunterfiel, hatte er nur Allan zu verdanken.
* * * *
»Willkommen, Herr Karlsson«, begrüßte ihn Präsident Johnson und fasste Allans Rechte mit beiden Händen. »Darf ich Ihnen Herrn Ryan Hutton vorstellen … er ist nicht ganz offiziell hier in der Botschaft, wenn man so sagen will. Ich glaube, er nennt sich juristischer Berater .«
Allan begrüßte auch den inoffiziellen Berater, und dann begab sich das Trio zu Tisch. Präsident Johnson hatte angeordnet, dass Bier und Schnaps zum Essen gereicht wurden. Französischer Wein erinnerte ihn zu sehr an die Franzosen, und heute Abend wollte er seinen Spaß haben.
Bei der Vorspeise erzählte Allan Auszüge seiner Lebensgeschichte, bis hin zum Diner im Kreml, das so aus dem Ruder gelaufen war. Damals war ja auch die zukünftige rechte Hand von Innenminister Fouchet ohnmächtig geworden, anstatt dem bereits so erbosten Stalin Allans letzte Beleidigung zu übersetzen.
Doch Präsident Johnson konnte sich schon nicht mehr so prächtig darüber amüsieren, dass Claude Pennant sich als sowjetischer Spion im direkten Umfeld des französischen Präsidenten erwiesen hatte. Ryan Hutton hatte ihm nämlich soeben mitgeteilt, dass der wohlinformierte Monsieur Pennant in aller Heimlichkeit auch als Informant für die CIA arbeitete. Pennant war bis jetzt sogar die hauptsächliche Quelle gewesen, die ihnen versicherte, dass im ansonsten so kommunistendurchsetzten Frankreich keine kommunistische Revolution bevorstand. Jetzt musste die Situation ganz neu bewertet werden.
»Das war natürlich eine inoffizielle, vertrauliche Information«, sagte Präsident Johnson, »aber ich kann mich wohl darauf verlassen, dass Sie ein Geheimnis für sich behalten können, nicht wahr, Herr Karlsson?«
»Da wäre ich mir an Ihrer Stelle mal nicht so sicher«, entgegnete Allan.
Dann erzählte er, wie er während jener U-Boot-Fahrt in der Ostsee mit einem ganz außergewöhnlich netten Mann um die Wette getrunken hatte, einem der besten Kernphysiker der Sowjetunion, Julij Borissowitsch Popow, und wie ihm in der Eile wohl ein bisschen zu viel nukleare Details herausgerutscht waren.
» Sie haben Stalin erzählt, wie man die Bombe baut? «, rief Präsident Johnson. »Ich dachte, Sie
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