Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
und ließ seine Füße einfach nur der Pedalbewegung folgen, und der Tote saß auf dem Sitz auf der rechten Seite. Sein Kopf war so an einem Bürstenstiel festgebunden, dass er in aufrechter Position gehalten wurde, und vor den leer starrenden Augen hatte er eine dunkle Sonnenbrille.
Es war fünf vor elf, als die Reisegesellschaft aufbrach. Drei Minuten später fuhr ein dunkelblauer Volvo vor dem stillgelegten Bahnhofsgebäude von Byringe vor. Diesem Auto entstieg Kriminalkommissar Göran Aronsson.
Das Haus sah zweifellos verlassen aus, aber es konnte nichts schaden, wenn er sich die Sache näher ansah, bevor er nach Byringe weiterfuhr, um die Bewohner des Ortes zu befragen.
Vorsichtig betrat Aronsson den Bahnsteig, der keinen allzu stabilen Eindruck auf ihn machte. Er öffnete die Tür und rief: »Hallo, jemand zu Hause?« Da er keine Antwort bekam, ging er die Treppe in den ersten Stock hinauf. Doch, dieses Haus wirkte durchaus bewohnt. Im Küchenherd glühte immer noch die Asche, und auf dem Tisch stand ein fast ganz aufgegessenes Frühstück. Zwei Gedecke.
Und auf dem Boden ein Paar ausgelatschte Pantoffeln.
* * * *
Never Again bezeichnete sich offiziell als Biker-Club, war aber nichts anderes als eine kleine Gruppe kriminell vorbelasteter junger Männer, angeführt von einem kriminell noch stärker vorbelasteten Mann mittleren Alters. Allesamt hegten sie kriminelle Absichten.
Der Anführer der Gruppe hieß Per-Gunnar Gerdin, aber niemand wagte ihn anders zu nennen als »Chef«, denn das hatte der Chef selbst so bestimmt, und er war fast zwei Meter groß, wog um die hundertdreißig Kilo und fuchtelte gern mit Messern herum, wenn ihm irgendjemand oder irgendetwas gegen den Strich ging.
Dabei hatte er seine kriminelle Karriere eher vorsichtig begonnen: Mit einem gleichaltrigen Freund importierte er Obst und Gemüse nach Schweden, schummelte aber bei der Angabe des Herkunftslandes, um zum einen Steuern zu sparen und zum anderen einen höheren Kilopreis von den Kunden verlangen zu können.
Sein Kompagnon war im Grunde ganz in Ordnung, nur leider war sein Gewissen nicht flexibel genug. Das zeigte sich, als der Chef vorschlug, Formalin in Lebensmittel zu mischen. Er hatte gehört, dass man das in Asien so machte, und er hatte die Idee, dass man doch einfach schwedische Köttbullar von den Philippinen importieren könnte, ganz billig per Schiffsfracht. Mit der richtigen Menge Formalin würden sich die Fleischklößchen auch drei Monate halten, wenn nötig, selbst bei Temperaturen um die dreißig Grad.
Die Einkaufskosten wären dann so niedrig, dass sie die Köttbullar nicht mal als schwedisches Produkt deklarieren müssten, um sie zu verkaufen. Dänisch würde auch reichen, meinte der Chef, aber sein Kompagnon stellte sich quer. Seiner Meinung nach war Formalin dazu da, Leichen einzubalsamieren, aber nicht, Fleischklöpsen ewiges Leben zu verleihen.
Also gingen die beiden ab da getrennte Wege. Allerdings wurde auch nichts aus den Formalinköttbullar, weil der Chef auf die Idee verfiel, sich einfach eine Wollmütze über den Kopf zu ziehen, seinen allzu seriösen Konkurrenten »Obstimport Stockholm« zu überfallen und die Tageseinnahmen einzusacken.
Unter Einsatz einer Machete und des wütenden Schreis » Her mit dem Geld, sonst … « war er zu seiner eigenen Überraschung mit einem Schlag vierzigtausend Kronen reicher. Warum sollte man sich also weiter mit mühseligen Importgeschäften herumschlagen, wenn man so gutes Geld verdienen konnte, fast ohne einen Finger rühren zu müssen?
Also behielt er den einmal eingeschlagenen Weg bei. Meistenteils ging es gut, nur ein paar unfreiwillige Ferien musste er einlegen während der beinahe zwanzig Jahre als selbstständiger Unternehmer in der Raubüberfallsbranche.
Doch dann fand der Chef, dass es Zeit wurde, in größeren Dimensionen zu denken. Er besorgte sich zwei wesentlich jüngere Handlanger, denen er selten dämliche Spitznamen verpasste (den einen nannte er »Bolzen«, den anderen »Humpen«) und mit denen er erfolgreich zwei Überfälle auf Geldtransporter durchführte.
Ein dritter Überfall endete jedoch damit, dass alle drei viereinhalb Jahre im Hochsicherheitsgefängnis Hall landeten. Da kam dem Chef die Idee zu Never Again , und er begann Pläne zu schmieden. Zunächst sollte der Club aus ungefähr fünfzig Mitgliedern bestehen, verteilt auf die drei Unternehmenszweige »Raub«, »Drogen« und »Erpressung«. Der Name Never Again entsprang der
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