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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Richtung weiter. Nachdem sie eine Weile durch die Provinz Kronoberg gefahren waren, nahm er wieder eine Abfahrt, mitten hinein in den Wald von Småland. Dort hoffte er eine passende Übernachtungsgelegenheit zu finden.
    Allan wachte auf und fragte, ob nicht langsam Schlafenszeit war. Davon wachte Julius auf. Er blickte sich um, sah überall nur Wald und erkundigte sich, wo sie sich befanden.
    Benny teilte ihm mit, dass sie ein gutes Stück nördlich von Växjö seien und dass er noch ein wenig nachgedacht habe, während die Herren schliefen.
    Er war zu dem Schluss gekommen, dass es aus Sicherheitsgründen das Beste war, sich eine diskrete Bleibe für die Nacht zu suchen. Sie konnten ja nicht wissen, wer schon alles hinter ihnen her war, aber wer einen Koffer mit fünfzig unrechtmäßig erworbenen Millionen entwendet hatte, durfte kaum damit rechnen, dass man ihn in Frieden ließ, wenn er sich nicht auch ein bisschen anstrengte. Deswegen war Benny gerade von der Straße nach Växjö abgefahren, und nun näherten sie sich der bedeutend bescheideneren Gemeinde Rottne. Benny hatte sich vorgestellt, dass sie sich dort nach einem Hotel umsehen sollten.
    »Gut gedacht«, lobte Julius. »Andererseits aber auch nicht so gut.«
    Dann setzte er ihnen seinen eigenen Gedankengang auseinander. In Rottne würde es bestenfalls ein kleines, heruntergekommenes Hotel geben, zu dem sich kaum jemals ein Mensch verirrte. Wenn dort eines Abends unangekündigt drei Herren auftauchten, würde das mit Sicherheit eine gewisse Aufmerksamkeit im Ort erregen. Da war es doch besser, sich gleich einen Bauernhof oder eine Hütte im Wald zu suchen und den Bewohner mit ein paar Scheinchen dazu zu überreden, ihnen einen Schlafplatz und eine Kleinigkeit zu essen herzurichten.
    Benny musste zugeben, dass Julius gute Argumente hatte, und bog daher auf den ersten unscheinbaren Waldweg ab, der von der Straße abging.
    Es begann schon zu dämmern, als die drei Männer nach knapp vier kurvenreichen Kilometern einen Briefkasten am Wegesrand entdeckten. »Sjötorp« stand darauf, und daneben zweigte der Zufahrtsweg zu wahrscheinlich ebendiesem Anwesen ab. Und so war es auch. Nach hundert Metern auf einem nicht weniger kurvenreichen Weg tauchte ein Häuschen auf. Es war ein richtiges rotes Holzhäuschen mit weißen Fensterrahmen und einem Obergeschoss. Daneben stand noch ein Kuhstall und ein Stückchen weiter hinten an einem See ein undefinierbares Etwas, das früher wohl mal ein Geräteschuppen gewesen war.
    Das Ganze sah bewohnt aus. Benny fuhr also mit dem Mercedes bis vor die Haustür, aus der jetzt eine mitteljunge Frau mit rotem Lockenkopf und einem noch röteren Jogginganzug trat, einen Schäferhund bei Fuß.
    Die Reisegesellschaft stieg aus und ging auf die Frau zu. Julius warf einen scheelen Blick auf den Hund, der aber nicht allzu angriffslustig aussah. Vielmehr blickte er den Gästen neugierig, fast schon freundlich entgegen.
    Daher wagte Julius auch, das Tier aus den Augen zu lassen und sich der Frau zuzuwenden. Höflich wünschte er ihr einen guten Abend und brachte das Ansinnen der Gruppe vor, hier eine Schlafstelle und vielleicht einen Happen zu essen zu finden.
    Die Frau betrachtete das kunterbunte Trüppchen: ein Alter, ein Halbalter und ein … eigentlich ganz schicker Mann, wie sie zugeben musste. Sogar im richtigen Alter. Und mit Pferdeschwanz! Sie lächelte in sich hinein, und Julius glaubte schon, dass sie grünes Licht geben würde. Aber dann sagte sie:
    » Verdammt , das ist hier doch kein Hotel!«
    Oje, dachte Allan. Er sehnte sich wirklich ganz schrecklich nach einer Mahlzeit und einem Bett. Das Leben war kräftezehrend, seit er beschlossen hatte, noch etwas damit weiterzumachen. Man mochte über das Altersheim ja sagen, was man wollte, aber dort bekam man wenigstens keinen Ganzkörpermuskelkater.
    Julius schaute auch ganz traurig drein. Er gab zu bedenken, dass seine Freunde und er sich verfahren hatten und schrecklich müde waren und dass sie selbstverständlich bereit waren, einen Obolus zu entrichten, wenn sie ihnen gestatten wollte, über Nacht zu bleiben. Notfalls würden sie eben auf die Mahlzeit verzichten.
    »Sie bekommen tausend Kronen pro Person, wenn Sie uns einen Schlafplatz überlassen«, setzte er nach.
    »Tausend Kronen?«, staunte die Frau. »Sind Sie etwa auf der Flucht?«
    Julius schmetterte die treffsichere Frage ab und wiederholte, dass sie eine weite Reise hinter sich hätten, dass er für seinen Teil wohl auch

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