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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Likör runterspülen könnte?«
    Nein, leider hatte der Kapitän keinen Schnaps. Aber wenn Herr Karlsson Abwechslung wünsche, hätte man noch eine Menge anderer Getränke zu bieten: Zitruslikör, Sahnelikör, Minzlikör …
    »Da fällt mir grade ein – sind wir eigentlich bald in Schanghai?«, erkundigte sich Allan.
    * * * *
    Der Jangtsekiang ist nicht einfach irgendein Wasserlauf. Der Fluss erstreckt sich über Hunderte von Kilometern und ist stellenweise kilometerbreit. Außerdem ist er im Landesinneren tief genug für Schiffe von Tausenden von Bruttoregistertonnen.
    Schön ist er obendrein, wie er sich so durch die chinesische Landschaft schlängelt, vorbei an Städten, Feldern und steilen Klippen.
    Allan Karlsson und die zwanzig Mann von Song Meilings Leibwache bestiegen ein Flussschiff Richtung Sichuan, mit dem Ziel, dem kommunistischen Emporkömmling Mao Tse-tung das Leben schwer zu machen. Die Fahrt traten sie am 12. Oktober 1945 an, zwei Tage nachdem die Friedensverhandlungen tatsächlich gescheitert waren.
    Die Reise ging nicht übermäßig schnell, denn die zwanzig Leibwächter wollten immer gern ein bisschen feiern, wenn das Boot wieder einen Hafen anlief, einen Tag oder auch mal drei. (Die Mäuse tanzten prompt auf dem Tisch, nachdem sich die Katze in die Sicherheit ihres Sommerhäuschens bei Taipeh zurückgezogen hatte.) Und es wurden viele Häfen angelaufen. Erst Nanjing, dann Wuhu, Anqing, Jiujiang, Huangshi, Wuhan, Yueyang, Yidu, Fengjie, Wanxian, Chongqing und Luzhou. Und überall Saufgelage, Hurerei und allgemeine Sittenlosigkeit.
    Da ein derartiger Lebensstil tendenziell eine Menge Geld verschlingt, erfanden die zwanzig Soldaten aus Song Meilings Leibwache eine neue Steuer. Bauern, die im Hafen Waren löschen wollten, mussten fünf Yuan Abgabe zahlen oder unverrichteter Dinge wieder davonziehen. Wer protestierte, wurde erschossen.
    Diese Steuereinnahmen wurden sofort in den finstersten Kaschemmen der jeweiligen Stadt verprasst, praktischerweise immer in unmittelbarer Hafennähe. Wenn Song Meiling meinte, dass es wichtig für einen Anführer war, das Volk auf seiner Seite zu haben, dann hätte sie diesen Grundsatz vielleicht auch ihren Mitarbeitern vermitteln sollen, dachte Allan. Aber das war weiß Gott ihr Problem, nicht seines.
    Es dauerte zwei Monate, bis das Flussschiff mit Allan und den zwanzig Soldaten in der Sichuan-Provinz ankam. Da hatten Mao Tse-tungs Truppen sich schon längst Richtung Norden weiterbewegt. Außerdem verzogen sie sich gar nicht in die Gebirgsregionen, sondern kamen ins Tal, wo sie mit der Kuomintang-Kompanie kämpften, die die Stadt Yibin halten sollte.
    Um ein Haar wäre Yibin tatsächlich den Kommunisten in die Hände gefallen. Dreitausend Kuomintang-Soldaten wurden im Kampf getötet, davon wahrscheinlich mindestens zweitausendfünfhundert, weil sie zu betrunken waren, um Krieg zu führen. Von den Kommunisten fielen hingegen nur dreihundert, wahrscheinlich nüchtern.
    Die Schlacht um Yibin war zu guter Letzt also doch noch ein Erfolg für die Kuomintang geworden, denn unter den fünfzig kommunistischen Gefangenen befand sich ein Diamant . Die neunundvierzig anderen konnte man nur erschießen und hinterher in einer Grube verscharren, aber der fünfzigste! Hmmmm! Der fünfzigste Gefangene war keine Geringere als die schöne Jiang Qing, die Schauspielerin, die nicht nur Marxistin-Leninistin war, sondern auch und – vor allem – Mao Tse-tungs vierte Frau werden sollte.
    * * * *
    Nun begann ein großes Palaver zwischen der Kompanieführung der Kuomintang in Yibin und den Soldaten aus Song Meilings Leibwächtertruppe. Sie stritten sich darum, wer die Verantwortung für die Stargefangene Jiang Qing haben sollte. Die Kompanieführung hatte sie bis jetzt einfach nur eingesperrt und darauf gewartet, dass das Schiff mit Song Meilings Männern eintraf. Mehr hatten sie sich nicht getraut, denn es hätte ja sein können, dass Song Meiling selbst an Bord war. Und mit der wollte sich keiner anlegen.
    Doch dann stellte sich heraus, dass sie in Taipeh war, und da fand die Kompanieführung die Sache ganz einfach. Jiang Qing sollte zuerst aufs Brutalste vergewaltigt werden, und falls sie dann noch lebte, konnte man sie immer noch erschießen.
    Die Soldaten aus Song Meilings Leibwache hatten an und für sich nichts gegen diese Vergewaltigung, da hätten sie durchaus selbst noch mitgeholfen. Doch Jiang Qing durfte keinesfalls daran sterben. Stattdessen sollte sie Song Meiling oder

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