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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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zumindest Chiang Kai-shek vorgeführt werden, die über ihr Schicksal entscheiden sollten. Hier ging es immerhin um hohe Politik, erklärten die international erfahrenen Soldaten dem hoffnungslos provinziellen Kompaniechef in überlegenem Ton.
    Der wagte letztlich nicht, sich zu widersetzen, und versprach verdrossen, seinen Diamanten noch am selben Nachmittag zu übergeben. Die Besprechung war beendet, und die Soldaten beschlossen, ihren Sieg in der Stadt ordentlich zu begießen. Und danach würden sie mit dem Diamanten unterwegs schon noch ihren Spaß haben!
    Die Abschlussverhandlungen waren an Deck des Flussschiffes geführt worden, mit dem Allan und die Soldaten gekommen waren. Er staunte, weil er fast alles verstand, was die Leute sagten. Während die Soldaten sich in verschiedensten Städten amüsiert hatten, hatte sich Allan auf dem Achterdeck mit dem sympathischen Schiffsjungen Ah Ming zusammengesetzt, der großes pädagogisches Talent besaß, wie sich herausstellte. Nach zwei Monaten Unterricht sprach Allan fast fließend Chinesisch (vor allem Flüche und Obszönitäten).
    * * * *
    Schon als Kind hatte Allan gelernt, Menschen zu misstrauen, die einen Schnaps ausschlugen. Er konnte kaum älter als sechs gewesen sein, als sein Vater ihm die Hand auf die kleine Schulter legte und sagte:
    »Vor den Priestern musst du dich in Acht nehmen, mein Sohn. Und vor Leuten, die keinen Schnaps trinken. Am allerschlimmsten aber sind Priester, die keinen Schnaps trinken.«
    Andererseits war Allans Vater sicher nicht ganz nüchtern gewesen, als er eines Tages einem unschuldigen Zugpassagier eine verpasste und daraufhin sofort von der staatlichen Eisenbahn gefeuert wurde. Das wiederum nahm Allans Mutter zum Anlass, ihrem Sohn auch ein paar weise Worte mitzugeben:
    »Vor den Säufern musst du dich in Acht nehmen, Allan. Das hätte ich lieber auch tun sollen.«
    Als der kleine Junge heranwuchs, fügte er den Lehren der Eltern seine eigenen Ansichten hinzu. Ob Priester oder Politiker, das kam im Grunde aufs selbe hinaus, fand Allan, und da war es ganz egal, ob sie Kommunisten waren, Faschisten, Kapitalisten oder was auch immer es da noch geben mochte. Doch er stimmte seinem Vater darin zu, dass anständige Leute keinen Saft trinken. Und er stimmte seiner Mutter darin zu, dass man sich anständig aufführen musste, auch wenn man einen im Tee hatte.
    In praktischer Hinsicht bedeutete das, dass Allan im Laufe der Flussfahrt die Lust verloren hatte, Song Meiling und ihren zwanzig Kampftrinkern zu helfen (von denen übrigens nur noch neunzehn übrig waren, nachdem einer über Bord gegangen und ertrunken war). Er wollte auch nicht dabei sein, wenn die Soldaten sich an der Gefangenen vergingen, die jetzt unter Deck eingesperrt war, ganz egal, ob sie nun Kommunistin war oder nicht und wessen Zukünftige sie sein mochte.
    Daher beschloss Allan, zu verschwinden und die Gefangene mitzunehmen. Er teilte seinem Freund Ah Ming diese Entscheidung mit und drückte den bescheidenen Wunsch aus, dass der Schiffsjunge den beiden Flüchtlingen mit etwas Reiseproviant aushalf. Ah Ming versprach es ihm, aber unter einer Bedingung – nämlich, dass er selbst mitkommen durfte.
    Achtzehn von den neunzehn Soldaten aus Song Meilings Leibwache waren mit dem Schiffskoch und dem Kapitän im Vergnügungsviertel von Yibin unterwegs und amüsierten sich prächtig. Der neunzehnte Soldat hatte die Niete gezogen und stierte auf die Tür zu der Treppe, die zu Jiang Qings Zelle unter Deck führte.
    Allan setzte sich zu ihm und schlug ihm vor, einen Schnaps mit ihm zu trinken. Der Mann erwiderte, er sei für die vielleicht wichtigste Gefangene der Nation verantwortlich, weswegen er sich jetzt unmöglich mit Reiswein volllaufen lassen könne.
    »Da geb ich dir absolut recht«, stimmte Allan zu. »Aber ein kleines Gläschen kann doch nicht schaden, oder?«
    »Nein«, meinte die Wache nachdenklich. »Ein kleines Gläschen kann natürlich nicht schaden.«
    Zwei Stunden später hatten Allan und der Soldat bereits ihre zweite Flasche geleert, während Ah Ming hin und her rannte und ihnen Leckereien aus dem Schiffsproviant servierte. Allan war inzwischen auch schon reichlich beschwipst, doch der Wachmann, der unter den Tisch getrunken werden sollte, war in Ermangelung eines Tisches einfach auf den Deckplanken eingeschlummert.
    »Na bitte«, sagte Allan und blickte auf den bewusstlosen chinesischen Soldaten zu seinen Füßen. »Wenn du mit einem Schweden um die Wette saufen

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