Der Hundertjaehrige Krieg
Friedens, der zum Zeichen dessen Katharina heiraten wolle, die Tochter Karls VI. Der innerfranzösische Konflikt lieferte ideale Vorausetzungen für ein solches Maximalprogramm, spaltete aber auch die englische Königsfamilie: Während Heinrich IV. mit den Armagnacs sympathisiert hatte,favorisierten der neue König und dessen Bruder, Herzog Johann von Bedford, Burgund; Freunde der Armagnacs blieben dagegen die anderen Brüder Heinrichs V., Herzog Thomas von Clarence und Herzog Humphrey von Gloucester. Dennoch führte ein anglo-burgundisches Treffen in Leicester im Mai 1414 zu einem Abkommen, das Heinrich V. die Voraussetzungen für einen Angriff brachte.
Obwohl die von den Armagnacs dominierte Regierung Karls VI. noch im Juni 1415 die Hand Katharinas angeboten hatte, dazu eine Brautgabe von 850.000 Écu und den größten Teil Aquitaniens, landete Heinrich V. am 15. August mit 1400 Schiffen eine 12.000 Mann starke Armee in der Seinemündung bei Harfleur. Die Stadt sollte erobert werden, um aus ihr ein zweites Calais zu machen, anschließend war ein Feldzug nach Norden geplant. Johann Ohnefurcht hielt sich abseits, verhandelte mit dem Hof Karls VI., wartete ab, schickte aber burgundische Edelleute zum Heer Karls VI. Weil die Belagerung Harfleurs sich über mehr als vier Wochen hingezogen hatte, sah Heinrich V. keine Aussicht mehr, den Feldzug vor Einbruch des Winters siegreich zu beenden, ließ seine Armee am 8. Oktober in Richtung auf Calais abmarschieren und wiederholte damit in gewisser Weise den Feldzug Eduards III. von 1346.
Am 24. Oktober sperrte das zahlenmäßig überlegene Heer Karls VI. in der flachen Ebene von Azincourt nordwestlich von Hesdin den Marsch der Engländer. Bei Dauerregen standen beide Armeen die Nacht lang auf schwerem Ackerboden einander gegenüber und beobachteten sich noch in den ersten Morgenstunden des folgenden Tages. Gegen den Rat des greisen Herzogs Johann von Berry, der bei Maupertuis die englischen Langbogen erlebt hatte, wichen die französischen Kommandeure der Schlacht nicht aus, sondern warteten ab, bis gegen elf Uhr der englische Reiterangriff auf breiter Front begann, unterstützt von weit ausgeschwärmten Bogenschützen, deren Pfeile die französischen Ritter so fest zusammendrängten und bewegungsunfähig hielten, daß sie ihre Waffen nur mühsam gebrauchen und von Heinrichs Reitern in den nächsten Stunden niedergemacht werden konnten. Geringen englischen Verlustenstanden tausende gefallener Franzosen gegenüber, darunter die beiden Brüder Johanns Ohnefurcht, Herzog Anton von Brabant und Graf Philipp von Nevers, ferner die Herzöge Johann von Alençon und Eduard von Bar, der Connétable Karl von Albret. Um die Schlacht nicht in Einzelgefechte ausfasern zu lassen, hatte Heinrich V. verboten, Gefangene zu machen, und angeordnet, auch übergabewillige Gegner zu töten. Nur wenige überlebten deshalb, darunter die Herzöge von Orléans und von Bourbon.
Heinrich V., König von England (1413–1422)
National Portrait Gallery, London
Der Feldzug Heinrichs V. 1415
Die Katastrophe von Azincourt änderte nichts an den Beziehungen des französischen Königshofes zu Heinrich V., der am 16. November von Calais aus den Kontinent verlassen hatte, beschädigte aber das Prestige der französischen Ritterschaft noch schwerer als die Niederlagen bei Crécy und Maupertuis, verschob die Machtverhältnisse in Frankeich. Die Herzöge Karl von Orléans und Johann von Bourbon waren in Gefangenschaft; Bernhard von Armagnac hielt zwar Paris, hatte aber außer dem kranken König und der landfremden Königin kaum politische Ressourcen und suchte den Römischen Kaiser als Vermittler zu gewinnen. Sigismund traf sich auch mit den kriegführenden Parteien, ging dann aber auf die Seite des Stärkeren und schloß am 15. August 1416 im Vertrag von Canterbury ein Bündnis mit Heinrich V. Herr Frankreichs blieb Johann Ohnefurcht, der sich mit dem englischen König vor dessen Abreise in Calais getroffen hatte. Ohne daß ein förmlicher Vertrag geschlossen worden wäre, begannen im Sommer 1417 gleichzeitig ein englischer Feldzug in die Normandie mit dem Ziel dauerhafter Besetzung des Landes und ein burgundischer Angriff auf Paris. Fast alle Städte nördlich der Seine gingen freiwillig zu Johann Ohnefurcht über, wie ein Schock aber wirkte die Flucht der Königin Isabeau zum Herzog von Burgund. Mit ihm bildete sie eine Gegenregierung, die am 16. Februar 1418 das königliche Parlement
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