Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
genervt.
»Schau dir den Kerl
an, den Müller verhaftet hat.«
»Ja ... und?«
»Der kam doch als Täter
nun, bei aller Liebe, überhaupt nicht infrage. War das vielleicht ein Typ, der
zu Edelnutten geht und für einen Abend mal eben `n Tausender aus dem Futter
reißt?«
»Nicht wirklich. Da
hast du Recht.«
»Also hat der Täter
Geld. Ein gewisses Niveau auch. Bewegt sich in Kreisen, wo man nicht für `ne
schnelle Nummer auf den Autostrich fährt.«
»Langsam kann ich dir
folgen - weiter ...«
»Jetzt kommt die
Frage, warum der Kerl nur alle vier Wochen zuschlägt«, Wegner lächelte
geheimnisvoll.
»Na da bin ich aber
mal gespannt.«
»Er hat Geld. Er ist
gebildet. Nur hin und wieder in Hamburg. Er ist Pilot - oder Ingenieur ...
vielleicht ein Kapitän.«
Hauser starrte
nachdenklich an die Pinnwand. »Vielleicht auch ein Künstler oder ein Dirigent.
Wir müssen diese ganze Szene noch mal etwas genauer unter die Lupe nehmen.«
Kurze Zeit später
klopfte es an der Tür. Frank Müller trat ein und wirkte alles andere als gut
gelaunt. »Morgen, Herr Wegner. Schön, dass Sie wieder ...«, fassungslos starrte
Müller in den Papierkorb, der direkt vor seinen Füßen stand. »Das sind doch
wohl nicht meine Familienfotos ...?«
»Ich kenne Ihre
Familie nicht. Die Bilder standen auf meinem Schreibtisch und da ich nicht
wusste wem sie gehören, hab ich sie weggeworfen. Da ist auch ein halber
Schokoriegel ... falls Sie den noch Essen möchten.«
Müller fischte die
Bilder aus dem Abfalleimer und stand mit offenem Mund vor den beiden Kollegen.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, Herr Hauptkommissar, beantrage ich noch heute
meine Versetzung.«
»Ist genehmigt ...
auf Wiedersehen.«
Als sich die Tür
hinter Müller geschlossen hatte, schaute Hauser Wegner eine ganze Weile lang
durchdringend an.
»Was?«
»Glaubst du nicht,
dass du vielleicht etwas zu hart warst.«
»Nein!«
»Aber ...«
»Nichts aber. Der Kerl
kritisiert unsere Arbeit schon seit dem ersten Tag. Weiß alles besser ... kann
alles besser, und hat an allem etwas auszusetzen.«
»Okay, das stimmt
schon.«
»Letztes Jahr hat er
mich bei Schreiber angeschissen, weil ich ihm seine Überstunden nicht abgezeichnet
habe.«
»Das wusste ich gar
nicht.«
»Wir sind Kollegen,
nicht verheiratet«, keifte Wegner weiter, »außerdem liegen harte Zeiten vor
uns. Da muss ich mich auf jeden Mann verlassen können und brauch hier keinen,
der nur auf einen Fehler wartet.«
»Du hast Recht. So
hatte ich es nicht gesehen.«
»Wenn er heute nicht
freiwillig gegangen wäre, dann hätte ich ihm seinen Fortgang schon in der
Mittagspause nahegelegt. Er ist mir also nur zuvorgekommen.«
»Sag mal, Manfred?«,
begann Hauser nach kurzer Pause erneut.
»Ja.«
»Was ist denn das da
für ein Ring an deinem Finger?«
»Vera und ich haben
geheiratet. Wenn du hier irgendeinem davon erzählst, dann solltest du dich auch
ganz schnell nach einer neuen Stelle umsehen.«
Das Telefon klingelte
und Hauser nahm den Hörer ab.
»Guten Tag, Herr
Schreiber«, so förmlich kannte Wegner seinen Kollegen gar nicht. »Ja, er ist
da. Sitzt mir gegenüber. Moment bitte.«
»Hans! Wie sieht es
aus? Willst du mich noch immer entlassen?« Wegner bevorzugte die Offensive -
darin war er zuhause.
»Unsinn, Manfred. Du
bist doch mein bestes Pferd im Stall. Und machst am meisten Mist.«
»Gern geschehen. Aber
woher kommt denn dieser plötzliche Sinneswandel?«
»Ausschlaggebend sind
wohl die letzten Berichte über deine Heldentaten. Bei ihrem Verhör konnte sich
die Hobbyjournalistin nicht einmal mehr genau daran erinnern, ob unser
verwirrter Zahnarzt nicht doch noch seine Waffe in Händen hielt, als du es
beendet hast. Es ging eben alles so schnell. Sie ist übrigens selbst Mutter
zweier Kinder.«
»So kann sich das
Blatt wenden.«
»Und was ist mit
unserem Termin beim Innensenator?«
»Dem kannst du gerne
bestellen, dass er sich lieber um unsere Ausstattung und die zuletzt
verstorbenen Kollegen kümmern soll. Von einem griesgrämigen Hauptkommissar
würde ich ihm dringend abraten.«
»Da hast du
allerdings Recht.«
Kapitel
24
Donnerstagabend. Müde
kletterte Martin Schiller die Reling hinab. Fast vierundzwanzig Stunden Dienst
am Stück lagen hinter ihm. Ausgerechnet in Bremerhaven hatte sich der zweite
Offizier bei seinem Rundgang den Fuß gebrochen. Da vor Ort kein geeigneter
Ersatz zur Verfügung stand, musste er dann auch dessen Schicht übernehmen.
Als er in das
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