Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
Taxi
stieg, fand er endlich die Zeit tief durchzuatmen. Dieses Mal würde er sich ein
vernünftiges Hotel in Hamburg nehmen. Die Reederei bezuschusste Übernachtungen
nur mit fünfundsiebzig Euro täglich. Das reichte in der Innerstadt nicht einmal
für ein anständiges Stundenhotel aus. Den Rest konnte er ebenso leicht aus
eigener Tasche obendrauf zahlen. Die mindestens fünfhundert Euro, welche er für
die erste Begegnung mit Sandy fest verplant hatte, dürfte er ja nun sparen. Es
sollte schließlich auch gleich ihre letzte sein ...
Auf der nicht enden
wollenden Fahrt durch die Hamburger Innenstadt kam er plötzlich auf eine Idee.
Warum sollte er Sandy nicht einfach eine SMS schicken? Sie fragen, ob sie ihr
Treffen um einen Tag vorverlegen wollten. Vier Wochen auf hoher See hatten ihre
Spuren hinterlassen. Er war so scharf auf sie, dass er kaum die Tasten mit
seinen zitternden Fingern drücken konnte.
Schon fünf Minuten
nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte, kam die prompte Antwort: »Klar ...
gerne. Dann morgen um sieben auf dem Rathausplatz. Freu mich. Kuss.«
Wahrscheinlich war sie nur deshalb so flexibel, weil sie bereits einen anderen
zahlungskräftigen Kunden für Samstag in petto hatte.
»Egal«, dachte Martin
lachend, »der Kerl kann lange auf dich warten.«
***
Wegner und Hauser
wollten gerade Feierabend machen, als Frank Müller den Kopf zur Tür
hereinsteckte. »Herr Hauptkommissar. Ab Montag bin ich erst einmal bei der
Sitte eingeteilt. Wenn Sie nichts dagegen haben, dann mach ich morgen frei.«
Wegner stand auf,
ging auf den scheidenden Kollegen zu, und reichte ihm die Hand entgegen.
Verdutzt griff Müller danach. »Ich wünsch Ihnen viel Glück in der neuen
Abteilung - alles Gute für Sie.«
Noch immer stand
Frank Müller mit offenem Mund vor seinem Chef. »Ja ... äh ... danke. Ich hab
noch einen Karton mit Hinweisen auf meinem Schreibtisch. Ich hab sie alle durch
... in meinen Augen nur wertloser Kram.«
»Was ist denn nun mit
unserem Kneipenbummel? Ein bisschen müssen wir deine Hochzeit doch wohl feiern,
Manfred.« Hauser drängte schon seit einer halben Stunde zum Aufbruch.
»Aber nicht dass du
mich in irgendeinen Schwulenladen zerrst.«
»Du bist wirklich ein
Arschloch, Manfred - aber ein nettes.«
»Erinnere mich morgen
bitte daran, dass ich mir Müllers Karton mal ein wenig genauer anschaue. Wenn
der Hinweise als wertlos einstuft ...«
Kapitel
25
Nervös und
aufgekratzt wanderte Martin Schiller schon gute zwei Stunden durch die
Innenstadt. Egal, vor welchem der Schaufenster er stehenblieb, von den dort
ausgestellten Waren bekam er ohnehin nichts mit. Viel zu sehr fixierten sich
seine Gedanken auf Sandy. Seine Hände waren verschwitzt. Die Beine so weich,
dass er kaum stehen konnte. Schon seit gestern Abend, nachdem er endlich sein
Hotel erreicht hatte, konnte er an fast nichts Anderes mehr denken.
Es war noch knapp
eine Stunde, bis sie sich auf am Rathausmarkt treffen wollten. An einem Kiosk
stach ihm eine Titelseite ins Auge: »Morgen ist Samstag - der Tag des
Hurenkillers«, titelte das Blatt reißerisch in riesigen Lettern. Martin kaufte
sich einen Kaffee und dazu die Zeitung. Auf einer kleinen Bank angekommen
schlug er sofort das Blatt auf und studierte kopfschüttelnd die Gerüchteküche,
rund um seine Taten: Die ermittelnden Beamten seien sich sicher, dass der
Hurenkiller auch an diesem Wochenende zuschlagen würde. Zumindest spräche
nichts dagegen. Immer hemmungsloser und brutaler entwickelten sich die Taten
dieses verrückten Mörders. Man sei jedoch zuversichtlich, schon in Kürze seiner
habhaft werden zu können.
»Was die da so sicher
macht?«, flüsterte Martin Schiller leise und lachte in sich hinein.
***
Das Revier leerte
sich langsam. Viele der Kollegen entschwanden in ihr wohlverdientes Wochenende.
Die Stimmung auf der Wache wirkte entspannt - fast fröhlich. Man rechnete mit
gutem Wetter und die meisten freuten sich auf ein paar freie Tage ohne Unfälle,
Ladendiebstähle oder Omas vermisste Katze.
Nur die Beamten der
Mordkommission arbeiteten unverändert mit Hochdruck. Wegner hatte für den
frühen Abend ein Treffen aller Mitarbeiter angeordnet. Es galt den nächsten Tag
zu planen und die, ohnehin zahlenmäßig stark begrenzten Kräfte, sinnvoll zu
verteilen.
Als Wegner den
Konferenzraum betrat, wurde es schnell ruhig. Jeder der Kollegen wusste nur zu
gut, dass der Hauptkommissar es nicht mochte, lange warten zu müssen.
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