Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
er geduscht
hatte, fühlte er sich bereits wieder wie ein Mensch. Jutta hatte ihm ein paar
alte Klamotten von Klaus hingelegt, in die er fast zwei Mal hineingepasst
hätte. Er, ein schmächtiger Zwerg und Klaus hingegen ein Wikingertyp mit
Schultern wie ein Football-Spieler. Erst als er die Beine und Ärmel mehrfach
umkrempelte, war es ihm möglich, sich überhaupt zu bewegen.
»Danke Jutta, du bist
ein Schatz. Jetzt fühl ich mich schon besser«, er umarmte sie vorsichtig von
hinten und deutete einen Kuss auf die Wange an.
»Ich mach nur noch
dein Essen fertig, dann möchte ich von dir wissen, was passiert ist.«
Martin Schiller stand
in der Küche und beobachtete die Frau seines Kollegen beim Kochen. Er wusste
nicht, was es war, aber es roch köstlich. Zum ersten Mal seit Stunden fühlte er
eine gewisse Normalität. Hatte das Gefühl, Luft holen zu können. Bis zum
nächsten Tag sollte ihm diese heile Welt Schutz gewähren. Für das Danach, galt
es in der Nacht Pläne zu schmieden, und diese am morgigen Tag in die Tat
umzusetzen.
»Mama ... Mama! Onkel
Martin ist im Fernsehen. Schnell Mama ... guck doch!«
Es war Juttas jüngere
Tochter, die aufgeregt aus dem Wohnzimmer hereinstürmte. Das kleine Mädchen
hatte es geschafft, dieses kurz aufflammende Gefühl der Sicherheit mit nur ein
paar Worten komplett zu zerstören.
Mit offenem Mund
lauschte Jutta Franke jetzt den Ausführungen der Polizistin: Martin Schiller,
Offizier bei einer großen Reederei, sei schon seit dem Mittag auf der Flucht
vor den Behörden. Man betrachte ihn als dringend tatverdächtig im Zusammenhang
mit den fünf Morden an Callgirls, die in den vergangenen Monaten Hamburg
erschüttert hatten. Es sei Vorsicht geboten und nichts auf eigene Faust zu
unternehmen. Wer Martin Schiller sehe, oder über seinen Aufenthaltsort Bescheid
wisse, der solle sofort die Polizei informieren.
»Martin«, Jutta
Franke schüttelte müde den Kopf, »was hast du nur getan ... was ...?«
Kapitel
31
»Ruf das MEK, wir
machen uns sofort auf den Weg!«, Wegner zog seine Waffe aus dem Halfter und
ließ das Magazin herausschnellen, um es zu prüfen. »Wir holen uns das Schwein
jetzt. Nochmal entkommt der uns nicht.«
Hauser ließ den Hörer
wütend in die Schale fallen. »Weißt du, wer heute Dienst hat?«
»Ich weiß es nicht,
aber ich kann es mir schon denken. Wenn Sven Rauchel wieder den Cowboy mimen
will, dann erschieß ich ihn selbst.«
Keine halbe Stunde
später hatte das Mobile Einsatzkommando das kleine Haus umstellt. Anders als im
Fernsehen würde es hier keinen unbekannten Zugang zur Kanalisation geben, durch
den Martin Schiller unbemerkt entkommen konnte. Auch stundenlange, ergebnislose
Schießereien oder Verhandlungen sollte es nicht geben. Wegner und Hauser
standen am Leitstand hinter Sven Rauchel, der anscheinend einen eher ruhigeren
Tag erwischt hatte.
»Was wissen wir bis
jetzt?«, erkundigte sich Wegner.
»Vier Personen im
Haus. Zwei kleine, die Kinder. Eine Frau, deutlich zu erkennen. Und
wahrscheinlich der Gesuchte.«
»Bringt man euch
Elitecops keine ganzen Sätze auf der Polizeischule bei? Wir sind doch hier
nicht im Telegrafenamt«, Wegner war wieder einmal in Höchstform.
Rauchel schüttelte
verwirrt den Kopf, und weil ihm offensichtlich die passende Antwort fehlte,
fuhr er einfach fort: »Das Haus ist komplett umstellt, Herr Hauptkommissar.«
»Na also, es geht
doch ... das mit den ganzen Sätzen.«
»Wie auch immer«,
Rauchel wirkte genervt, »wir haben da drin bereits angerufen, aber es geht
niemand ran.«
»Das wundert mich
wenig«, kommentierte nun Hauser.
»Wenn Sie
einverstanden sind, dann stürmen wir das Haus so schnell wie möglich - nicht
dass es noch weitere Opfer gibt.«
»Sie haben wohl
vergessen, dass zwei Kinder da drin sind. Bevor ich Sie mit Ihren schießwütigen
Affen da reinlasse, habe ich vorher alles andere ausprobiert!« Wegner lief
knallrot an. »Ich darf Sie wohl daran erinnern, wie Sie Ihren letzten Einsatz
versaut haben, Herr Rauchel.« Ohne ein weiteres Wort drehte der Hauptkommissar
sich jetzt um und ging zu einem der Streifenwagen, vor dem sich einige Beamte
versammelt hatten.
»Geben Sie mir mal
Ihre Flüstertüte. Wenn der nicht mit uns reden will, dann wird das eben eine
einseitige Unterhaltung.«
Wegner überlegte kurz
und begann, für seine Verhältnisse, in relativ sanftem Ton: »Herr Schiller!
Hier spricht Hauptkommissar Wegner.« Wieder überlegte er kurz und fuhr dann
fort:
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