Der Hurenkiller - Das Morden geht weiter (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
»Herr Schiller, haben Sie denn nicht schon genug Unheil angerichtet?
Warum sollen eine weitere unschuldige Frau und ihre Kinder noch ein Teil davon
werden?« Er schaute auf die umherstehenden Beamten, deren Gesichter eine ebenso
große Ratlosigkeit verrieten.
»Herr Schiller«, fuhr
er nun etwas energischer fort, »lassen Sie Ihre Geiseln frei und Sie haben mein
Wort, dass Sie hier lebendig rauskommen.«
Noch bevor er
weitermachen konnte, kam nun Hauser herübergelaufen und hielt ihm ein Telefon
entgegen. »Er ist es ... und er will dich sprechen.«
»Wegner hier - was
gibt`s, Herr Schiller?«
»Ich kenne Sie schon
aus der Zeitung.«
»Und ich kenne Sie
von Ihrem Fahndungsbild.«
»Dann weiß ja jeder,
mit wem er es zu tun hat.«
»Herr Schiller«, in
Seminaren hatte Wegner gelernt, dass es wichtig war, Menschen, die unter
erheblichem Druck standen, möglichst oft direkt mit ihrem Namen anzusprechen.
»Warum machen Sie nicht einfach Schluss, Herr Schiller. Was wollen Sie denn
jetzt noch erreichen?«
»Deshalb ruf ich Sie
ja an.«
»Und ...? Was kann
ich für Sie tun?«
»Ich werde in ein
paar Minuten die Geiseln laufen lassen.«
Wegner war ganz
platt, konnte sich aber schnell wieder fangen. »Und dann ...?«
»Wenn die Geiseln
frei sind, dann können Sie reinkommen. Aber nur Sie - und zwar allein!«
»Okay«, er konnte es
kaum fassen. Wenn sich die Situation tatsächlich so friedlich und unblutig
beenden ließe, dann wäre das unglaublich.
»Lassen Sie Taten
sprechen, Herr Schiller. Wenn Sie sich an Ihr Versprechen halten, dann werde
ich ganz freundlich zu Ihnen sein. Versprochen!«
Kapitel
32
Erneut vergingen ein
paar Minuten, ohne dass etwas Erkennbares passierte. Gerade in dem Moment, als
Wegner schon wieder frustriert zur Flüstertüte greifen wollte, öffnete sich die
Haustür ganz langsam. Die überraschten Beamten sahen, wie eine Frau und zwei
Kinder kurz darauf mit langen Schritten aus dem Haus eilten. Die Münder der
Kinder waren mit breitem Klebeband verschlossen, ihre Hände auf dem Rücken
gefesselt. Zwei MEK-Beamte empfingen die Geiseln am Gartenzaun und schoben sie
eilig zum bereitstehenden Rettungswagen hinüber.
»Wir stürmen, los
Männer!«, hörte Wegner Sven Rauchel schreien.
Noch bevor er hätte
eingreifen können, sah er, wie das Einsatzkommando nun, von allen Seiten
gleichzeitig, ins Innere des Hauses vordrang.
»Sind Sie völlig
bekloppt, Rauchel? Ich hab dem Mann mein Wort gegeben!«
»Mein Wort hatte er
nicht. Ich werd` das Schwein doch nicht noch einmal entkommen lassen, nur weil
Sie ihn mit Samthandschuhen anfassen wollen.«
Die Erstürmung eines
Gebäudes erfolgt immer nach einem festgelegten, jahrelang erprobten Schema.
Nach und nach sind sämtliche Räume zu sichern. Ein vorhandener Geiselnehmer ist
so schnell wie möglich unschädlich zu machen und hinaus zu schaffen. Nachdem
die Beamten ergebnislos den gesamten Wohnbereich durchsucht hatten, stellte
sich für einen kurzen Augenblick komplette Ratlosigkeit ein. Ein weiteres
Stockwerk gab es nicht, somit blieb als Versteck nur der Keller übrig. Zwei
Beamte rissen ruckartig die Tür auf, während ein paar andere schon im gleichen
Moment die schmale Holztreppe hinabsprangen. Das Bild, welches sich ihnen bot,
hätte man, den Ernst der Lage außer Acht lassend, fast als komisch bezeichnen
können: Inmitten des großen Raumes lag Jutta Franke, an Händen und Füßen
gefesselt und strampelte wie ein Fisch, den man eben erst aus dem Wasser
gezogen hatte.
Nachdem der Erste ihr
das Klebeband vom Mund gerissen hatte, kreischte sie wie von Sinnen: »Er hat
meine Kinder ... tun Sie doch was, er hat meine beiden Töchter.«
Mit riesigen
Schritten hechtete Martin Schiller durch die Gärten der benachbarten Häuser.
Das Kleid war gleich zu Beginn eingerissen, als er über einen der hohen Zäune
gesprungen war. Zum ersten Mal hatte er fast so etwas wie Freude empfunden, als
er in Jutta Frankes Sommerkleid gestiegen war und dieses ihm wie angegossen
passte. Eine rote Perücke, die er wenig später in einer alten Hutschachtel
gefunden hatte, rundete das Bild entsprechend ab. Es war bereits nach zehn und
dunkel genug, dass die nervösen Polizisten durchaus auf dieses
Täuschungsmanöver hereinfallen konnten.
Nachdem er mit den
Kindern zum Rettungswagen verfrachtet worden war, hatten sich die Polizisten
auch gleich wieder davon gemacht. Von Geiseln, so lehrte man es sie zweifellos,
ging in der Regel keine objektive
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