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Der Hurenkiller - Teil 1

Der Hurenkiller - Teil 1

Titel: Der Hurenkiller - Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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die
Bezahlung? Was verdiene ich denn da so in der Stunde?«
    Wegner
wirkte komplett verunsichert. »Wir haben hier keine Schmiergeldtöpfe. Ich kann
dir ein Abendessen mit einem grimmigen Hauptkommissar anbieten.«
    »Das ist
schon fast zu viel«, entgegnete Vera lachend, »ich will einen Kuss ... merkst
du das denn nicht, du Trottel?!«
    Natürlich
platzte Stefan Hauser genau in dem Moment hinein, als die Beiden gerade engumschlungen
herumknutschten. Hastig trennten sie sich und schauten wie Schüler, die der
Lehrer auf der hintersten Ecke des Schulhofes erwischte.
    »Ja gut
... äh ... Vera. Du weißt also, was zu tun ist. Wäre schön, wenn du dich jeden
Tag mal kurz meldest.«
    »Ja!
Selbstverständlich Herr Hauptkommissar ... gerne«, antwortete sie
pflichtbewusst, jetzt selbst sogar ein wenig verlegen.
     
    Später
dann, in der Kantine, war Wegner eher wortkarg. Stefan Hauser versuchte seinen
Kollegen mit den Witzen aus der Morgenpost aufzuheitern. Über das Ertappen der
Beiden »in flagranti« hatte er wohlweislich kein Wort verloren. Manchmal wusste
selbst Hauser, wann es besser war, einfach seinen Mund zu halten.
    »Ich
habe heute elf Verhöre ... das Erste in `ner halben Stunde«, beklagte er sich
nun, »und du, Manfred?«
    »Ich
klappere ein paar der Modelhäuser ab ... werde mal den Zuhältern ein bisschen
auf die Füße treten. Die sollen gefälligst besser auf ihre Frauen aufpassen!«
    »Na
dann«, ermunterte Hauser in erster Linie sich selbst im Aufstehen, » was wird
denn eigentlich Frau Meiser für uns recherchieren?«
    »Na auf
die Frage hatte ich doch die ganze Zeit schon gewartet!«
    »Und?«
    »Du
erinnerst dich an den Stundenzettel?«
    »Klar!«
    »Vera
wird für uns herausfinden, woher der stammt - hoffe ich zumindest.«
    »Vera?!«
Stefan Hauser lachte und ließ einen grimmigen Kollegen zurück.

Kapitel 13
     
    Zwei
Wochen zuvor - irgendwo in Hamburg-Billbrook:
    Dragan
Smilec hatte noch bis fast Acht den Schrott aufgestapelt, der schon am nächsten
Morgen auf zwei holländische Sattelzüge verladen werden sollte.
Kohlrabenschwarz, fast wie einer seiner farbigen Kollegen, war er danach müde
zur Dusche gestiefelt. Wie immer war das Wasser nur kurze Zeit warm. Schon als
er den Kopf eingeseift hatte, lief es nur noch eiskalt aus der Leitung heraus.
Er kannte die Kopfschmerzen nach einer solchen »Erfrischung« nur zu gut. Schon
als Kind hatte er sich in seiner Heimat, an das kalte Wasser nie wirklich
gewöhnen wollen. Wenn sein Vater außer Sichtweite war, dann hatte seine Mutter
ihm damals immer einen großen Blecheimer voll erwärmt, bevor sie dessen Inhalt
in die kleine Badewanne mitten in der Küche schüttete. Als der Vater seine
Mutter einmal dabei erwischte, bekam sie eine herzhafte Ohrfeige von ihm. Wenig
später aber lächelte sie den kleinen Dragan bereits wieder an und freute sich,
ihm das lauwarme Wasser über den Rücken gießen zu können.
    Heute,
weit entfernt von seiner Heimat, war da keine Mutter mehr, die für warmes
Wasser sorgte. Seit elf Monaten schuftete er mindestens vierzehn Stunden
täglich auf dem Schrottplatz. Als ein Anderer vor ein paar Wochen den
Vorarbeiter nach einer Pause fragte, da lachte dieser ihn schallend aus und
meinte, dass er sich gerne verpissen dürfe. Vor der Tür würden bereits drei
Andere warten und seinen Job mit Kusshand übernehmen.
    Drei
Euro bekam Dragan pro Stunde und ein weiterer Euro pro Stunde kam in den Topf -
für die Familie daheim, in Rumänien. In den ersten Monaten hatte er immer Angst
davor gehabt, dass die Chefin das Geld nicht überweisen würde. Aber jedes Mal,
wenn er ein paar Tage nach Monatsanfang seine Frau anrief, dann schwärmte diese
vom vielen Geld oder darüber, dass die Kinder jetzt endlich warme Jacken
hätten.
    Natürlich
hatte er Sehnsucht nach Daheim. Keine Nacht verging, in der er sich nicht in
den Schlaf weinte. Auffallen konnte es keinem in der schmutzigen Schlafbaracke.
Jeder der vier Männer dort heulte regelmäßig - wenn er nicht gerade hemmungslos
furzte. Sie kamen aus Afrika, Indien, Südamerika oder wie er aus Rumänien.
    Zwei,
vielleicht drei Jahre noch, dann sollte er genug Geld gespart haben, um in
seine Heimat zurückzukehren und dort ein paar Kühe kaufen zu können.
     
    Dann kam
dieser Mann vorletzte Woche, und mit ihm die Hoffnung, vielleicht deutlich schneller
seine geliebte Frau und die vier Kinder wiederzusehen. Den kleinsten seiner
Söhne, Mateij, hatte er bis jetzt nicht einmal gesehen. Erst

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