Der Hurenkiller - Teil 1
drei Wochen nach
seiner Abreise Richtung Deutschland, war der kleine Mann daheim zur Welt
gekommen. Als seine Frau ihm ein Bild von dem zerknitterten Säugling schickte,
da hatte er die ganze Nacht lang geweint ... bis endlich keine Tränen mehr
übrig waren.
Ob er
etwas vom Hurenkiller gehört hätte, fragte ihn der Mann bei diesem ersten
Treffen ganz offen? Natürlich hatte er - und weit mehr als nur das. Er kannte
Radu ... war zusammen mit ihm vor fast einem Jahr nach Deutschland
aufgebrochen. Als er dann letzte Woche Radus Bild in der Zeitung sah, wunderte
er sich wenig darüber, dass man seinen Freund dort als »Hurenkiller« entlarvte.
Fast alles hatte sein Radu ihm erzählt und dabei kaum eine Grausamkeit
ausgelassen.
Auch in
Rumänien galten die beiden Männer damals nicht als warmherzig oder feinfühlig.
Sie hatten Schulden eingetrieben und selbst ebenso viele gemacht. Immer wieder
hatten sie sich gegenseitig aus der Patsche geholfen. Radu mit seiner geradezu
unglaublichen Kraft und er selbst, mit seinem Verstand und seiner
Hemmungslosigkeit.
Jeden
Tag war der Mann danach auf den Schrottplatz gekommen. Nach und nach hatte er
immer mehr Details erwähnt, war immer deutlicher geworden. Ob Dragan sich
vorstellen könne, für ihn ganz besondere Aufträge auszuführen. Natürlich konnte
er das und worum es ging, das wusste er doch ohnehin schon ganz genau.
Dann kam
der Moment, als der Mann ihm zum ersten Mal Geld gab. Fünfhundert Euro drückten
an diesem Abend in Dragans Hemdtasche. Misstrauisch hatte er seine
Schlafgefährten gemustert, bevor er sich kurz danach, komplett bekleidet in
sein Bett legte. Schon am nächsten Morgen dann hatte der Mann wieder vor Dragan
gestanden und gefragt, ob in seiner Tasche noch Platz für weitere fünfhundert
Euro sei. Das eifrige Nicken schien dem Mann zu gefallen, denn er zückte sofort
das Geld und drückte es in die zitternde Hand des Rumänen. Außerdem überreichte
er ihm einen dicken Umschlag, in dem sich ein Stadtplan, eine Busfahrkarte, ein
Teppichmesser und Sekundenkleber befanden. Ferner noch eine kleine Ampulle, auf
deren Verpackung »Riechsalz« geschrieben stand.
Zum
Abschluss ließ Dragan das eiskalte Wasser über seinen Körper laufen und sah,
wie mit ihm auch die restliche Seife im Abfluss verschwand. Wenig später dann
sprang er in den Bus Richtung Rahlstedt. Dort angekommen hatte er zunächst das
Umfeld des Hauses studiert und die zahlreichen Männer beobachtet, die dort ein
und aus gingen. Wie in einem Hühnerschlag, den Dragan noch gut aus seiner
Kindheit erinnerte, ging es dort zu. Das pausenlose Kommen und Gehen machte
eine Kontrolle oder gar Überwachung dieses Hauses fast unmöglich. Als es dann langsam
dunkel wurde, gab Dragan sich einen Ruck und ging zielstrebig auf die Tür zu.
Bewusst blickte er permanent zu Boden, denn es wahr nicht unwahrscheinlich,
dass die Besucher, zumindest im Eingangsbereich von einer Kamera empfangen
wurden. Den Namen der Hure hatte er sich sehr gut eingeprägt ... und auch wo
sie ihr schäbiges Zimmer hatte, war ihm bestens bekannt. Zielstrebig bog er ins
Treppenhaus ab und verließ dieses im dritten Stockwerk, um danach eilig nach
Links abzubiegen. An der Tür angekommen, erwartete ihn allerdings die erste,
negative Überraschung: Martina hatte bereits einen Freier zu Besuch. Durch die
dünne Tür konnte er ihr gespieltes Stöhnen und Keuchen bestens erkennen. Er
beschloss, um die nächste Ecke herum zu warten und hoffte, dass Martinas Kunde
endlich zum Finale käme.
Als er
dann, einige Minuten später die Tür hörte, erfasste ihn eine seltsame
Nervosität. In Rumänien hatte Dragan bereits zwei Menschen getötet. Er war erst
Achtzehn, als ihm während einer Schlägerei damals die Nerven völlig
durchgingen. Wieder und wieder hatte er mit seinem langen Jagdmesser auf den
anderen Mann eingestochen. Das Gericht hatte ihm später zwar eine bedingte
Notwehr strafmildernd angerechnet, für vier Jahre Haft allerdings reichte es
trotzdem.
Sein
zweites Opfer war dann eine Frau, deren Mann hohe Schulden bei einem Buchmacher
angehäuft hatte. Ein Exempel sei zu statuieren, wies ihn sein Auftraggeber
damals vielsagend an. Als er später jedoch vom Tode der Frau hörte, warf er
Dragan hinaus und drohte ihm ganz offen mit unangenehmen Konsequenzen.
Schon in
der Woche darauf waren Radu und er dann übereilt nach Deutschland aufgebrochen.
Es gab zwar keinen konkreten Verdacht, aber beide hatten aktuell schon genug
Dreck
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