Der Hurenkiller - Teil 1
Eingeweiden zu erkennen. Der Täter hatte sein Opfer sogar skalpiert, wie
es vor langer Zeit schon die Indianer mit ihren Opfern getan hatten. Seine
Trophäe allerdings hatte dieses perverse Schwein nicht an seinem Gürtel befestigt
und mitgenommen. Nein - er hatte stattdessen den Skalp geschmackvoll auf der
kleinen Nachttischlampe drapiert. Wie in einem Horrorfilm wirkten die Schatten,
die das hindurchscheinende Licht an die Wand dahinter warf. Wegner glaubte
eines der Augen auf dem kleinen Tischchen zu erkennen und fand seine
Befürchtung bestätigt, als er zwei weitere Schritte in den Raum setzte.
Von
hinten meldete sich nun der Doc mit matter Stimme: »Wirkliche Spuren, die euch
bei der Aufklärung helfen, werdet ihr hier nicht finden. Ihr habt meinen
Bericht heute Abend ... und jetzt lasst mich meine Arbeit hier machen.«
»Ist
gut, Dieter«, antwortete Wegner ihm leise. Ein Anderer hätte sich nach einer
solch derben Ansprache eine brutale Maulschelle eingefangen. Der Doc allerdings
gehörte zu den wenigen Männern, die der Hauptkommissar schätzte und deren
Meinung ihm wertvoll war. Es gab zwar häufig Streit, aber am Ende wusste doch
Jeder, was er am Anderen hatte.
Kein
Wort sprachen die beiden Ermittler auf dem Rückweg zum Revier. Zu sehr waren
sie damit beschäftigt, die Ereignisse, vom ersten Mord, bis heute
zusammenzusetzen. Sogar nachdem Hauser den Motor abgeschaltet hatte, saßen die
beiden Männer noch fast zehn Minuten schweigend nebeneinander.
Fast wie
ein Donnerschlag wirkte es, als Wegner plötzlich auf das Armaturenbrett schlug
und danach mit seinem Kopf auf ähnliche Weise verfuhr. »Wir sind so blöd,
Stefan!«, begann er fast hysterisch, »wir sind so blöd ...!«
Hausers
Antwort bestand nur aus einem fragenden Blick und einem Kopfschütteln.
»Diese
Männer, das sind keine Perversen! Das sind keine Typen, die schon seit ihrer
Jugend wegen ihrer zu großen Nase oder ihres kleinen Schwanzes gehänselt
werden!«
»Sondern?«
»Das
sind Killer ... einfach nur Killer!«
»Aber
was soll das bedeuten?«, wollte Hauser wissen.
»Das ist
doch klar. Die Männer sind einfach nur Werkzeuge. Während wir uns Gedanken über
die Motive dieser Männer machen, liegt der wahre Grund ganz woanders.« Wegner
schaute, als ob er es selbst nicht glauben konnte. »Während wir nach dem Motiv
für diese Morde bei den Tätern gesucht haben, waren wir völlig blind für die
Hintergründe. Wir müssen denjenigen finden, der diese Männer nur benutzt. Erst
wenn wir dieses Schwein gefunden haben, hört das Morden endlich auf!«
Kapitel 22
»Nein
Vera ... ich werde heute wahrscheinlich gar nicht nach Hause fahren. Stefan und
ich wollen so lange bleiben, bis wir unser Personenprofil ganz neu aufgebaut
und fertig haben.« Veras Protest überging Wegner grob und legte kurze Zeit
später einfach auf.
»So ...
was haben wir, Stefan?«
»Wir
sollten noch einmal gründlich die Schrottplatzszene ins Auge fassen.«
»Das
sehe ich genauso. Zumindest unsere ersten beiden Täter stammen von dort und die
Art und Weise wie dieser Kerl nun die arme Frau zerlegt hat, spricht auch nicht
unbedingt für einen durchgeknallten Uhrmacher.«
Jetzt
sprang Stefan Hauser von seinem Schreibtisch auf und stellte sich vor die große
Magnettafel, an der sämtliche Beweisstücke und Hinweise klebten. »Was hat uns
diese Frau Bauer doch so unfreundlich erklärt?«
»Was
meinst du?«, wollte Wegner wissen.
»Na, als
du sie auf die mehr als üppigen drei Euro Stundenlohn angesprochen hast.«
»Dass
sie noch einen weiteren Euro je Stunde nach Rumänien schickt.«
»Richtig!
Und beide Täter haben zumindest gelegentlich auf ihrem Schrottplatz
ausgeholfen. Radu war später sogar fest bei ihr.«
»Und?
Irgendwie verstehe ich nicht.«
»So
läuft das ja anscheinend auf allen Schrottplätzen. Es gibt ein paar Euro in die
Hand und grundsätzlich noch eine Überweisung für die Lieben daheim. Für unsere
ersten beiden Täter nach Rumänien.«
»Richtig
... aber was willst du damit sagen?«, bohrte Wegner weiter.
»Wir
haben das Druckmittel! Wie immer ist es Geld. Denk an die Gesichter der Männer,
die wir auf diesen Plätzen gesehen haben. Die wollen nur Eines ... nach Hause!«
Wegner
nickte - schien Hausers Gedanken langsam zu verstehen.
»Und
wenn du solch einem armen Kerl ein kleines Vermögen bietest, dann schreckt der
doch vor nichts mehr zurück, ganz sicher.«
»Da
könntest du Recht haben, aber warum soll Irgendeiner so
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