Der Hurenkiller - Teil 1
allerdings eher wenig
nützen.
Das
Projektil trat am Keilbein in den Schädel ein, verließ diesen allerdings auch
gleich wieder am seitlichen Scheitelbein, sodass der eintreffende Notarzt
zumindest noch Hoffnung äußerte. Das Hirn schien auf den ersten Blick
unversehrt und schon ein paar Minuten später raste der Rettungswagen mit dem
Rumänen davon. Einer von Wegners Kollegen war, nachdem er seine »Dame« nur dumm
grinsend vorgefunden hatte, eilig nach unten zurückgelaufen. Dass ausgerechnet
dieser Beamte in den letzten vier Jahren als bester Schütze seiner Einheit
ausgezeichnet wurde, erwies sich in dieser Situation zumindest nicht als
nachteilig. Als er den Hauptkommissar in akuter Bedrängnis vorfand, zögerte er
keinen Moment. Ein einziger Schuss reichte aus, um den Rumänen kampfunfähig zu
machen, noch bevor dessen Körper dumpf zu Boden krachte.
Später,
auf dem Revier, konnte es Hauser kaum glauben, dass Wegner schon wieder mit
leerem Magazin aufgebrochen war. Obwohl, wenn er sich an den kalten Stahl an
seiner eigenen Stirn erinnerte, dann war es ihm so doch lieber.
Am Abend
fuhr Wegner wieder zurück zu seiner Vera. Da waren ein paar Dinge, die es noch
gründlich zu vertiefen galt.
Kapitel 30
Montagmorgen.
Es gab
sicher schönere Momente, als den Wochenbeginn auf einem Polizeirevier. Da waren
Kollegen, die schlechtgelaunt durch die Flure schlichen und Jeden angifteten,
der ihnen nur ein wenig zu heiter erschien. Andere sprachen kein einziges Wort.
Und wieder Andere strahlten, als ob ihnen gerade dieses Wochenende zum großen
Glück verholfen hätte. So auch Manfred Wegner. Als ob er von einem fremden
Stern käme, schaute ihn manch ein Kollege fragend an. Als er sich dann noch im
Wachraum überfreundlich nach den Ereignissen des vergangenen Sonntages
erkundigte, da glaubten sich die Beamten schon im Fernsehen und suchten nach
der versteckten Kamera.
Pfeifend
erreichte der Hauptkommissar sein Büro und begrüßte kurz darauf auch Hauser
überschwänglich.
»Stefan,
mein liebster Kollege.«
»Was
ist?«, fragte dieser misstrauisch, »du willst doch nicht wieder deinen
Wochenenddienst loswerden, oder?«
»Stefan«,
begann Wegner kopfschüttelnd, »warum denkst du immer so etwas Schlechtes von
mir?«
»Na,
weil ich dich kenne!«
Nun
folgte eine viertelstündige Debatte rund um Wegners Charakterschwächen, seine
Bärbeißigkeit und die damit verbundenen Repressalien für seine Kollegen,
insbesondere Hauser.
»Bin ich
wirklich so ein Arschloch?«, wollte Wegner am Ende wissen.
»Ja!«
»Gut so
... dann hab ich ja erreicht, was ich wollte!«
Nach
einem grauenvollen Mittagessen in der Kantine kehrten die beiden Ermittler in
ihr Büro zurück. Es gab noch einige Berichte zu verfassen und weitere Zeugen
vorzuladen.
»Was
haben wir jetzt noch in Sachen Hurenkiller?«, begann Wegner und klang dabei
wenig erfreut.
»Nachdem
unser »Kollege Scharfschütze« den Dritten fast erlegt hat - Nichts! Die Ärzte
kämpfen noch immer um sein Leben.«
»Und wie
wollen wir dann weitermachen?«
»Ich
habe heute Morgen schon die weitere Observierung des Schrottplatzes
angewiesen«, fing Hauser nun in sachlichem Ton an. »Alle Spuren führen zu dem
Platz von Helga Bauer ... einen anderen Punkt zum Ansetzen haben wir eben
nicht.«
»Das
stimmt - aber wir sollten vorsichtig sein. Ich habe keinen Bock auf ein
weiteres Gespräch mit den Schwachköpfen von der Zentraldirektion. Nur weil
Helga Bauer mit dem Fahrer vom Senator ...«
Schon am
frühen Nachmittag packte Wegner seine Sachen und verabschiedete sich fröhlich
von seinem Kollegen. »Ich bin mit Vera an der Alster verabredet.«
Hauser
sah ihn an, als ob er an der ganzen Welt zweifle. Nicht einmal ein einziges
Wort bekam er heraus und schaute nur fassungslos, als kurz darauf die Tür ins
Schloss fiel.
Wieder
einmal konnte Wegner nur sein Dienstausweis helfen, um den Kombi in zweiter
Reihe an der Alster zu parken. Im Vorbeifahren hatte er bereits Veras Cabrio
erkannt. In der nächsten Woche müsse er sich mal zum Check-up bei seinem Arzt
melden. Immer wieder machte sein Herz in letzter Zeit seltsame Sprünge ... da
konnte doch Irgendetwas nicht stimmen. »Ob Dr. Schreiner überhaupt noch
praktiziert?«, fragte Wegner sich halblaut. Es war bestimmt fünfzehn Jahre her,
dass er zum letzten Mal dort gewesen war. Damals hatte er sich beim Angeln
einen Haken durch den kompletten Finger gebohrt. Erst als dieser dann nach zwei
oder drei
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