Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
fünfzehn Minuten. Wenn die Kerle
bis dahin nicht von allein rauskommen, dann gehen wir rein.«
»Ist das nicht viel zu riskant?«
»Die haben noch zwei junge Frauen da drin. Wollen Sie
den Eltern der Kollegin morgen erklären, dass ihre Tochter nur durch unser
Zögern umgekommen ist?«
Müller schüttelte nachdenklich den Kopf. »Vielleicht
hab` ich eine Idee ...«
»Und die wäre?«
»Wir gehen durch den Versorgungsschacht. Dann erwischen
wir sie von hinten.«
»Woher wissen Sie, dass da ein Schacht ist?«
»Ein Freund von mir hatte, ein paar Geschäfte
weiter, mal einen Krawattenladen. Ich hab ihm damals bei der Einrichtung
geholfen.«
»Und ... hat der Freund den Laden noch?«
»Lief nicht so wie vorgestellt.«
»Kein Wunder. Die Dinger schnüren einem ohnehin nur
die Luft ab.«
Nur fünf Minuten später kroch Müller bereits mit
zwei MEK-Beamten durch den schmalen Schacht. Die Luft schmeckte metallisch und
roch, als ob sie schon seit Jahren in den stickigen Schächten zirkulierte. Nach
kurzer Zeit erreichten sie die Klappe, welche zum Hinterzimmer des
Tabakwarenladens führte. Kaum angekommen fluchte Müller wütend in sich hinein.
Das Stahlgitter war von innen mit einem Vorhängeschloss gesichert. Vermutlich
wollte der Inhaber damit Unbefugten den Zugang erschweren. Wortlos informierte
Müller den Beamten hinter sich, indem er auf das Schloss deutete. Lächelnd
griff dieser in seine Tasche und holte eine massive Zange hervor. Müller schob
das Werkzeug durch einen der schmalen Schlitze und knackte das Schloss mit nur
einem kräftigen Griff. Leise schob er das Gitter beiseite und robbte auf den
Knien in das dunkle Hinterzimmer. Die beiden Polizisten folgten ihm ebenso
lautlos. Müller deutete auf die Tür zum Verkaufsraum, die geschlossen war. Dass
diese nur nach innen aufging, war definitiv kein Vorteil. Sie wussten nicht, wo
sich die Geiselnehmer versteckten. Nur dass die Zwei noch immer irgendwo hinter
dem Tresen hockten, konnte man ihnen per Funk bestätigen. Vorsichtig drückte
einer der beiden MEK-Männer die Klinke herunter und zog langsam die Tür auf.
Noch bevor Müller sich überhaupt bewegen konnte, sah er, wie der Kollege von
einer Kugel getroffen in den Raum zurückgeworfen wurde. Ohne lange
nachzudenken, warf Müller sich durch die halboffene Tür und feuerte drei
ungezielte Schüsse in die vermeintliche Richtung der Geiselnehmer ab. Zwei der
Kugeln trafen Pascal in den Oberkörper. Das letzte Geschoss durchschlug Tims
Hals und zerfetzte dabei eine seiner Halsschlagadern. Unter dem Tresen sah
Müller eine Frau hocken, der das Blut des Angeschossenen in hohem Bogen
entgegenspritzte. Pascal war sofort tot. Tims Obduktion ergab, dass er erst ein
paar Minuten später seinen erheblichen Verletzungen erlag. Der MEK-Beamte hingegen
hatte Glück im Unglück. Die Kugel war in seiner Weste steckengeblieben.
Lediglich eine Rippe war gebrochen.
Kapitel 17
Langsam öffnete sich die Schranke, um Wegner und
Vera die Zufahrt zum Campingplatz zu ermöglichen. Es war bereits früher Abend.
Nach den Erlebnissen auf der Autobahn hatten sie es heute nicht einmal bis
Rostock geschafft. Vera hatte den Campingführer studiert und war dabei auf
diesen Platz gestoßen. »Manfred! Hier steht, dass die Toiletten wie geleckt
sind.«
»Das ist ja eklig!«
»Ach Manfred. Du wieder ...«
Vorsichtig steuerte Wegner das lange Gefährt auf den
gemieteten Stellplatz. Nachdem er wutentbrannt den kleinen Kiosk mit dem
passenden Stromadapter verlassen hatte, konnte er jetzt auch endlich das Kabel
an den Camper anschließen. »Fünfundzwanzig Euro für ein Kabel und einen
Stecker! Kein Wunder, dass wir den Platz fast für uns allein haben. Das ist ja,
als ob man ausgeraubt wird!«, schrie er dem Verkäufer noch entgegen, bevor er
die Tür zuknallte.
Nachdem Vera aus ein paar Dosen, Pumpernickel und
einigen Tomaten ein relativ passables Abendessen gezaubert hatte, saßen sie
noch lange unter der ausgefahrenen Markise des Wohnmobils und genossen die
letzten Strahlen der Sonne.
»Manfred?«
»Ja.«
»Hast du Angst?«
»Wovor?«
»Na vor Morgen.«
»Morgen?«
Vera warf sich auf ihn und schlug lachend auf ihn
ein. »Du weißt doch ganz genau, wovon ich rede - vom Heiraten.«
»Heiraten?«
Vera nahm ihren Stuhl und stieg ohne ein weiteres
Wort in den Camper. Wegner wartete absichtlich noch ein paar Minuten und folgte
ihr dann. Als er reinkam, stand sie an der kleinen Spüle, um das Geschirr vom
Abendessen
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