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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herumlungern, liegt immer zwischen fünfzehn und sechzehn Uhr. Falls sie mal nicht da sein sollten, gut, dann wartet ihr auf den nächsten Tag. Ihr könnt es euch aussuchen.«
    »Prima Auftrag.« Rossi verzog das Gesicht. »Ich schau den beiden zu, und Sergio drückt auf den Knopf. All die Steine kommen runter … rumms und Schluß.«
    »Mein Gott!« Sergio schüttelte den Kopf. »Warum haben wir dich bloß von der Insel geholt?«
    »Für Jobs wie den«, grinste Rossi. »Die besten Jobs der Welt.«
    »Richtig, du Idiot. Das ist der beste Job, den du noch haben kannst.« Sergio drehte den Kopf. »Also ab heute?«
    »Ab heute«, bestätigte der Bretone.
    Aus der Wäschekammer drang das Summen der Maschine. Es war kurz vor sechs, der Abend brach herein. Die Tage begannen kürzer zu werden.
    Christa kam von ihren Hannover-Ausflügen meist erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Bisweilen besiegte Stefan dann den Kochkomplex, der ihn ein Leben lang begleitet hatte, blätterte im Kochbuch für zwei und zauberte irgend etwas mehr oder weniger Passables zu ihrer Ankunft auf den Tisch. Christa lächelte, nickte oder schüttelte den Kopf und fiel kurz darauf todmüde ins Bett.
    Doch heute?
    Die Waschmaschine schaltete in den Schleudergang: Heißes Wasser, Seife und eine rasende Trommel gaben sich alle Mühe, Schmutz und Walderde aus Stefans Jeans und seinem Hemd zu entfernen.
    Ja, alles war anders! Sechzehn Jahre eheliche Treue … Und nun? Nun beseitigt der Ehebrecher die Spuren des Verrats …
    Stefan holte den blauen Plastikkorb und ging in die Wäschekammer. Die Maschine hatte sich abgestellt. Er warf Jeans und Hemd in den Korb und starrte durch das kleine Kammerfenster in den diesigen, von schwammigen dunklen Wolken durchzogenen Himmel, sah Marias Gesicht, sah ihre Augen, und alle Überlegungen erschienen ihm seltsam gegenstandslos: Verrat? Betrug? Vor der Wirklichkeit, die in Stefan Bergmann brannte, hatten Worte wenig Bestand.
    Nur eine einzige Frage existierte: Was jetzt?
    Er hatte gerade die Jeans, das Hemd und die Socken am Wäscheständer aufgehängt, als er Christas Wagen die Straße heraufkommen hörte. Der Motor röhrte noch einmal auf und ging aus. Die Gartentür klappte, nun drehte sich der Schlüssel im Schloß.
    Ja, was jetzt?
    Er würde mit Christa sprechen, das war Stefan in diesem Augenblick klar, er mußte … Im Lügen war er so hilflos und unbedarft wie Michaela Lebudas Mann. Nur: Welche Worte würde er wählen für eine Geschichte, die ihm selbst so unglaublich erschien wie ein phantastischer Traum? Und was waren die Folgerungen?
    Er dachte es – und lächelte, als Christa vor ihm stand, die Reisetasche über die Schulter geworfen, das Gesicht blaß, mißmutig, angestrengt.
    »Wie war's?«
    »Ach, Mensch, Stefan! Fällt dir nie was anderes ein als: Wie war's?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    Mit ihr sprechen, dachte er. – Ja, schon, aber nicht jetzt.
    »Komm, gib mir die Tasche.«
    »Ich mach das schon …«
    Es funktioniert immer, wunderte er sich. Schon stecken wir wieder in unseren Rollen.
    »Zum Essen habe ich heute leider nichts vorbereitet.«
    Die gewaschene Jeans war ihm eingefallen, und schon kam die erste Lüge. Aber schließlich, der Wäscheständer ließ sich nicht verstecken. »Ich wollte gestern einkaufen«, sagte er, »und geriet dabei in einen derartigen Wolkenbruch …«
    Sie sah ihn an. Ein kurzer, prüfender Blick, aber Stefan war sich nicht sicher, ob sie ihm überhaupt zugehört hatte. Sie ging den Korridor entlang zur Tür des Gästezimmers, das sie schon seit Wochen ›mein Zimmer‹ nannte, öffnete sie und warf die Reisetasche hinein. Dann schloß sie die Tür wieder und kam auf ihn zu. Sie stand im Korridor unter dem honigfarbenen Licht der Korblampe, hatte die Hände in den Taschen des blauen Hosenanzugs stecken. Ihr Haar schimmerte ein wenig, unter den großen braunen Augen lagen Schatten, doch ihr Blick war direkt und aufmerksam, nein, herausfordernd.
    »Stefan, auf der Herfahrt habe ich mir viel überlegt. Ich glaube, es hat keinen Sinn, lange darum herumzureden.«
    »Um was? Was ist denn los?«
    »Stefan, wir müssen eine Entscheidung treffen.«
    »Hier auf dem Flur?« Seine Ironie traf ins Leere, er merkte es sofort.
    »Egal wo, nur schnell. Und schnell müssen wir sie auch durchziehen – schnell und konsequent.«
    »Aha! Die Entscheidung. Und welche?«
    Er hatte plötzlich das Gefühl, als bohre sich ein Daumen unter seinen Kehlkopf, ein Daumen mit einem sehr

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