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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alte Fabien-Stimme.
    »Fabien, du kannst es ja. Du kannst ja sprechen!«
    Er hatte Régine nur angestarrt. Dann hatte sich sein Mund erneut geöffnet, doch was dann kam, waren nichts als unverständliche Laute …
    Nun war es vier Uhr. Vom Meer kam wie stets um diese Zeit eine unangenehm heftige, kühle Brise.
    Régine fröstelte und stand auf. »Komm, wir gehen.« Das wollte sie sagen, aber sie sprach es nicht aus.
    Als sie sich erhob, war ihr Blick auf die Haselnußsträucher und die Felsen dort oben gefallen, und sie hatte die beiden Männer gesehen: Männer in den gleichen braunen Arbeitsklamotten, wie die anderen sie trugen, und mit den gleichen gelben Schutzhelmen auf dem Kopf. Der eine war lang und hager und verschwand gerade hinter den Blättern, der andere kauerte auf den Knien und stierte herab. Sein Gesicht konnte Régine nicht erkennen, aber er war ihr unangenehm. Beide waren es.
    Sie zog Fabien am Stoff seiner Jeansjacke. »Los, nun komm schon … Jetzt reicht's. Es wird verdammt kalt …«
    Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch es ging nicht.
    Der Kerl dort oben war verschwunden, so schnell, als sei er weggezaubert worden oder habe einen Satz gemacht.
    Über dem Fels aber erschien etwas wie eine riesige braunschwarze Wolke, streckte sich hoch, weiter und immer höher, bis über die Baumwipfel am Weg hinaus. Sie war durchwirkt von einzelnen schwarzen tanzenden Punkten. Dann schmerzten Régines Trommelfelle von der Explosion.
    »Fabien!« schrie sie. »Der Fels …«
    Seine Hand griff nach ihrem linken Arm, die andere nach ihrer Hüfte. Er schleuderte sie hinter einen der großen Eichenstümpfe und warf sich auf sie.
    Régine lag, das Gesicht an den harten Boden gepreßt. »Ave Maria«, betete sie. »Lieber Gott, das kannst du nicht zulassen. Das doch nicht …«
    Der Boden zitterte, das dumpfe, vibrierende Poltern kam näher und näher, irgend etwas wie ein Schatten wischte an ihnen vorbei, rollte weiter, rollte und rollte …
    Régine hatte die Augen weit offen, als sie den Weg des Felsungetüms den Hang hinab verfolgte.
    Die anderen, dachte sie.
    Doch es gab keine anderen … Nirgends war ein Mensch zu sehen! Auch keine Maschine. Dort aber, wo das Gefälle sanfter wurde, rutschte der Fels jetzt, um kurz vor einer Böschung zum Stehen zu kommen.
    »Eine Sprengung! Das war eine Sprengung! Warum haben sie zuvor keine Warnung gegeben?«
    Régine drehte sich zu Fabien um. »Hast du ein Signal gehört?«
    Er sah sie nur an. Die Augen waren dunkel, nein, schwarz von verzweifeltem Haß.
    Maria kam aus dem Haus auf die Terrasse. Sie trug Sandalen und eines der farbigen indischen Wickeltücher, die sie benutzte, sobald sie Le Castelet betrat. Die Sonne stand schräg, und in ihrem warmen, goldenen Licht sah Maria so unglaublich schön aus, daß Stefan sein Herz spürte. Ihr Gesicht war ernst und abwesend.
    »Was ist?«
    »Das Telefonat, das gerade kam. Thomas war das.«
    Stefan sah sie nur an.
    »Er ist zurück. Er ist gestern abend in Toulon gelandet.«
    Sie ging an ihm vorbei, setzte sich auf die Steinbrüstung und blickte über die Olivenhaine und die Hügel.
    Stefan stellte keine Frage.
    »Er konnte kaum reden«, sagte Maria schließlich. »Was er sagte, kam ganz schwach. Während des Fluges hatte er einen Migräne-Anfall. Und der muß so schlimm gewesen sein, daß er es kaum bis Saint-Michel geschafft hat.«
    Sie hatte Stefan von diesen Attacken erzählt, die Lindner in letzter Zeit immer häufiger überfielen. Sie hatte Stefan so viel erzählt in den letzten drei Tagen, in diesen drei unglaublichen und unwiederholbaren Tagen, in denen sie einander geliebt hatten oder sich umklammert hielten wie zwei angstvolle Kinder. Tage, die sie im wesentlichen im Bett verbrachten, um dann wieder aufzustehen, sich etwas zu essen und zu trinken zu holen oder in einen Schlaf zu fallen, in dessen Pausen Stefan dann Marias Stimme vernahm …
    »Und wer ist bei ihm?« fragte er nun.
    »Dr. Roche.«
    Dr. Roche war ein Arzt aus Lavandou. Thomas schien große Stücke auf ihn zu halten.
    »Die Schmerzen gehen nicht weg … Thomas hat nach dir gefragt.«
    »Du hast ihm gesagt, daß ich hier bin?«
    »Natürlich …«
    So natürlich war das nicht. Stefan verbarg seine Nervosität. Sie hatten auch über diesen Punkt gesprochen, doch Maria schob alle Bedenken mit so leichter Hand beiseite, als handle es sich um eine harmlose Belästigung. »Na und? Auch wenn du in einem Hotel oder in der Villa Wilkinson schlafen würdest, was

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