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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hände aus und versuchte, den Kopf zu drehen.
    »Die Lampe, Konietzka!«
    Konietzkas Lichtstrahl fiel auf ein blutverschmiertes Gesicht. »Mensch, Doktor«, hörte Bergmann ihn sagen. »Ins Auge! Ich sag's doch, mitten ins Auge …«
    In jenen fernen, fast vergessenen Tagen, als Stefan Bergmann noch mit dem Notarztwagen des Malteser Hilfsdienstes durch Hamburg fuhr, um sein kümmerliches Assistenten-Gehalt im Hafenkrankenhaus aufzubessern, war er an einem Morgen in die Amundsen-Straße in Altona gerufen worden. Dort, ganz oben unter dem Dach, in seiner schäbigen Wohnküche, hatte ein Rentner mit einer Neun-Millimeter-Mauser-Pistole aus dem Zweiten Weltkrieg Selbstmord begangen. Als sie in die Küche traten, hing er mit ausgebreiteten Armen über dem Tisch, Blut und Hirnmasse tropften von den Fotos seiner Enkelin, die er vor sich auf der Wachstuchdecke ausgebreitet hatte.
    ›Tödliche Schädel-Schußverletzung‹, schreibt man in solchen Fällen auf den Totenschein … Und dies hier war der Fall Nummer zwei.
    Aber das war kein Rentner. Stefan Bergmann sah in das vom Tod grausam verzerrte Gesicht eines jungen kräftigen Mannes. Der Unterkiefer war nach unten geklappt. Das linke Auge starrte ihn an. Das rechte hatte sich in einen dunklen Krater verwandelt.
    Wieder blickte Stefan sich um. Keine abgebrochene Stahlleiste, kein keilförmiger Glassplitter, nichts, das eine solche Wunde verursacht haben könnte. Er zog die Hand zurück, und der Kopf des Toten kippte nach vorn auf die Brust. Das dunkelbraune Haar war kurz geschoren, und im Schein von Konietzkas Lampe war nun auch deutlich die Austrittsöffnung des Geschosses zu erkennen. Sie saß unter dem Hinterhaupt, klein, vielleicht so groß wie ein Markstück, und wie gestanzt.
    Keine Pistole, dachte Bergmann, das war ein Gewehr. Und ein Geschoß mit großer Durchschlagskraft …
    Der Mann trug eine karamelfarbene, sehr elegante Popelinejacke. Stefan schob sie zur Seite und öffnete das Hemd. Er konnte weder Blut noch weitere Einschüsse oder sonstige Verletzungen erkennen.
    Bergmann unterdrückte seinen Widerwillen, das blutbesudelte, kalte Gesicht erneut zu berühren, und schob die Hand wieder unter das Kinn, um den Kopf hochzuheben. Doch er ließ die Hand wieder fallen.
    »Mensch, Doktor!« hörte er draußen rufen.
    »Was ist?«
    »Sehen Sie nur«, antwortete Konietzka unterdrückt. »Da kommt er.«
    Bergmann schob sich aus dem Wagen und drehte sich um.
    Richtig, da kam er. Kam zwischen diesen dunklen, unheimlichen Säulen hervor, in die die letzten Reste des Abendlichts die Baumstämme verwandelt hatten, kam schwankend, mit weichen Knien, die Arme wie ein um sein Gleichgewicht kämpfender Betrunkener vom Körper weggestreckt, den Kopf vorgeschoben. Er ging vorsichtig Schritt um Schritt, dann schneller … Und das Erstaunliche daran war, der Scheinwerferstrahl der Lampe schien ihm nichts auszumachen. Er hatte die Augen weit aufgerissen, das Gesicht zu einer Art flehenden Grimasse verzerrt.
    »Sehen Sie sich das an, Doktor …« stammelte Konietzka.
    »Na, los! Helfen Sie ihm doch.«
    Konietzka rannte, war gleich danach bei diesem Gespenst in seinen zerfetzten Kleidern, doch das Gespenst schüttelte ganz entschieden den Kopf, wollte sich offensichtlich nicht helfen lassen. Auch Bergmann lief zu ihm, und als er vor dem Verletzten stand, sah er, wie dessen Gesichtszüge unkontrolliert zuckten und wie sie dann – und das war das Unglaubliche – etwas wie ein um Entschuldigung bittendes, ja, fast charmantes Lächeln zustande brachten.
    »Hören Sie …« Die Stimme klang klar und deutlich. »Ich mach Ihnen ganz schön Schwierigkeiten, was?«
    Bergmann griff zu und stützte ihn. »Jetzt kommen Sie schon. Was soll das? Setzen Sie sich hin.«
    »Ich … ich muß doch wissen, was mit Rudi …«
    »Der Chauffeur?«
    »Ja, mein Fahrer …«
    »Der ist tot.«
    Konietzka sagte es, und Bergmann warf ihm einen zornigen Blick zu. Es war zu spät. Er fühlte, wie der Körper unter seinen Händen schwer wurde, und ließ ihn ganz sanft zu Boden gleiten. Und dann kniete er wieder neben ihm, hielt ihn im Arm, während Konietzkas Lampe das von Blut und Schmutz verschmierte Gesicht beleuchtete und Stefan die Augen des anderen nun ganz nahe vor sich hatte, graugrüne Augen mit unnatürlich weit geöffneten Pupillen, Augen, deren Lider zitterten.
    »Tot?« Aber noch immer schien er sich um so etwas wie ein Lächeln zu bemühen.
    Dann: »Mir ging's auch schon mal besser …«
    Bergmann

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