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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ziemlich getrunken haben. Sie roch Schnaps und dachte an den Anruf.
    »Hast du keinen Hunger? Ich habe Kohlrouladen gemacht.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Stefan, es tut mir so leid. Aber da kam gerade ein Anruf.«
    »Die sollen mich gern haben …«
    »Ja, aber trotzdem. Es gab einen Toten und einen Schwerverletzten. Konietzka vom Forstamt war am Apparat. Er hat schon versucht, den Notdienst zu erreichen. Aber da ist dieser verdammte Nebel. Es kann dauern, bis der Rettungswagen durchkommt. Der Unfall war oben an der Aussichtsplattform.«
    »So«, sagte er und schien sich ein wenig zu straffen. »Und? Was meinst du, was ich tun soll?«
    »Was schon, Stefan.«
    »Na gut – Hunger hab ich sowieso keinen.«
    Christas Verstand schlug Alarm. War Stefan überhaupt in der Lage, zu fahren und den Verletzten zu versorgen? Ihr Herz schwankte zwischen Mitleid mit ihm und Vorwürfen gegen sich selbst: Wieso hast du dich nie in Notfallchirurgie vernünftig ausbilden lassen? Wieso bist du in allen schwereren Fällen der Unfallhilfe die Flasche geblieben, die du von Anfang an warst? Zu zart besaitet? Das kannst du dir hier draußen nicht leisten.
    »Ich komme mit, Stefan.«
    Er schüttelte stur den Kopf. »Das schaffe ich schon alleine. Und ich habe ja noch Konietzka.«
    »Da ist noch ein zweiter Kollege dabei.«
    »Na also, um so besser. Bleib du mal hier.«
    Er lächelte schwach und berührte ihre Nasenspitze mit der Spitze seines Zeigefingers. »Kümmere du dich um die Kohlroulade – und hol mir den Notfallkoffer.«
    Stefan Bergmann parkte seinen Wagen an der Straßenausbuchtung etwas unterhalb der Kurve und stieg aus. Der Nebel hatte sich auch hier verflüchtigt. Das schwindende Tageslicht sog alle Farben in sich auf. Doch die Straße, der Hang, die Bäume waren noch immer klar zu erkennen. Nur das Tal füllte sich mit Dunkel.
    Konietzka, hatte Christa gesagt, der Waldarbeiter mit dem Meniskusriß vom letzten Jahr, sei an der Unfallstelle.
    Stefan griff wieder ins Handschuhfach, holte die Kornflasche heraus und nahm einen kräftigen Schluck. Schlagartig fühlte er sich besser. Er hob den Koffer heraus und war noch keine zehn Meter gegangen, als er die Stelle entdeckte, an der es passiert sein mußte. Dort … In einer grotesken Verkrümmung ragte das Stahlblech einer Leitplanke in den grauen Himmel. Daneben standen zwei Leute. Stefan ging schneller.
    »Herr Konietzka?« rief er.
    Einer der beiden setzte sich in Bewegung, begann dann zu rennen, kam zu ihm. Konietzka trug eine gelbe weite Windjacke, hatte einen breiten Schädel und struppiges Haar.
    »Endlich, Doktor! Menschenskind, so eine Warterei kann einem auf den Geist gehen. Kommen Sie, dort drüben können wir die Böschung runter. Haben Sie 'ne Taschenlampe?«
    »Ja.«
    »Ich auch. Also los!«
    Sie kletterten den Hang hinab, Konietzka voraus. Stefan Bergmann versuchte Einzelheiten auszumachen, sah dunkles Gestrüpp, zwischen dem sich noch immer einzelne graue Nebelnester hielten, sah die dunklen Formen der Bäume – und sonst nichts.
    Ein Jaguar, hatte Christa gesagt?
    »Hören Sie, Herr Konietzka … Die Polizei – hat die Ihnen gesagt, daß ein Notarzt kommt?«
    »Sei alles auf dem Marsch, behaupten die. Das behaupten die immer … Ihre Frau wollte sich auch noch mal darum kümmern.«
    Irgendwo in der dämmrigen Tiefe war ein mattes Blinken zu sehen. Ein Chromteil vielleicht, auf den der Strahl von Konietzkas Stablampe gefallen war.
    Stefan rutschte, wäre beinahe gefallen, fing sich wieder, erkannte einen abgerissenen Kotflügel und weiter rechts eine Radkappe.
    Und dann sah er den Wagen.
    Ineinander verkeiltes Blech, eine dunkle, massige Form.
    Der Verletzte lag zwischen zwei dünnen Fichtenstämmen, etwa vierzig Meter von der Böschung unterhalb der Kurve und fünfzehn Meter von dem verbeulten und zerschrammten Blechchaos entfernt, das einmal ein Luxuswagen gewesen war.
    Die beiden Waldarbeiter hatten den Mann korrekt in die stabile Seitenlage gebracht, der Bund der Hose war geöffnet, sie war an den Knien zerrissen, Schmutz und Blätter klebten an dem dunkelblauen Stoff. Der rechte Fuß steckte in einem eleganten leichten Slipper, den linken Schuh hatte er verloren. Konietzkas starker Handscheinwerfer holte das Gesicht aus der Dunkelheit: Die Haut war kalkweiß und unter den geschlossenen Augen leicht bläulich verfärbt.
    Bergmann kniete sich auf den Waldboden nieder und tastete nach der Carotis, der Halsschlagader des Bewußtlosen. Hier … Er fühlte das

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