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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einjagt.«
    »Und seinen Chauffeur erschießt?«
    »Zum Beispiel.« Der Kommissar erhob sich. »Kann sein, daß ich Sie nochmals brauche, Doktor. Nächstes Mal komme ich nach Anmeldung. Versprochen.«
    »Das brauchen Sie nicht. Ich muß sowieso öfter nach Burgach runter. Ich kann ja in Ihrem Büro vorbeikommen. Das wär' mir lieber.«
    »Ganz wie Sie meinen.«
    Bergmann brachte den Kommissar zur Tür und sah ihm nach. Ein großer Mann, müde schon am Morgen.
    Wohl war Stefan Bergmann nicht. Nein, überhaupt nicht.
    Die Wunde war etwa zwölf Zentimeter lang und ziemlich häßlich. Das Licht in der Küche war zu schwach und der Tisch dort zu klein. Also hatten sie den Jungen im Freien auf eine ausgehängte Tür gelegt, die von zwei Holzböcken getragen wurde. Nicht gerade ideal – aber es ging. Bergmann hatte die Blutung zum Stillstand gebracht, ein Mittel für Lokalanästhesie injiziert, die Wunde zunächst unter ziemlichem Druck mit der Rekordspritze gesäubert, die Wundränder einigermaßen glatt geschnitten, während einer der reichlich verwegen aussehenden Angehörigen des Verletzten die Fliegen wegscheuchte.
    Um die unteren Schichten der Verletzung brauchte Bergmann sich nicht zu kümmern. Die Egge hatte den Oberschenkel des Jungen nur bis in etwa drei Zentimeter Tiefe aufgeschlitzt. Stefan setzte eine Hautnaht und klebte ein Pflaster darauf.
    Und die ganze Zeit lag der Sechzehnjährige da und blickte zu den Schwalben am blauen Himmel hinauf, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
    »Sehr tapfer«, sagte Stefan anerkennend und packte seinen Arztkoffer zusammen.
    »Wir kommen aus Zagreb«, erklärte sein Vater.
    Schön, die kamen aus Zagreb. Sollten sie … Er, Stefan, mußte schleunigst weg. Wohlwollend betrachtete er die versammelte Familie: sechs Personen. Zwei Frauen, ein Mädchen, drei Männer. Und dazu gehörte wohl auch noch der Rister-Bauer, denn ohne seine Kroaten hätte der seinen Hof auf der Höhe über Burgach wohl längst aufgegeben.
    Irgendeine Hand streckte Stefan irgendeine Flasche entgegen. Der Inhalt war so klar wie Wasser.
    »Sliwowitz, Doktor.«
    »Danke. Das nächste Mal nehm ich ihn mit. Und dann trinken wir vorher noch einen.«
    Er hielt den Leuten seine Rezepte hin, gab noch ein paar Anweisungen und stieg dann in den Wagen.
    Na großartig! Dies ist also dein freier Samstagnachmittag? Und dazu hast du noch eine höchst interessante Begegnung auf dem Programm …
    Stefan ließ den Motor an und warf einen Blick auf die Borduhr: sechzehn Uhr dreißig. Das reichte gerade noch. Um siebzehn Uhr, hatte er gesagt. Einer wie Lindner machte es wirklich spannend bis zur letzten Sekunde. Diesmal war ein Mann am Apparat gewesen. »Herr Lindner wird so um siebzehn Uhr bei Ihnen in Burgach sein. Er hofft, Sie zu Hause anzutreffen …«
    Nun, um ein Haar hätte er umsonst gehofft …
    Diesmal nahm Bergmann nicht die Serpentinen durch den Wald, sondern lenkte den Wagen vom Rister-Hof aus zur Bundesstraße. Die Strecke durch den Wald war zwar kürzer, aber voller Schlaglöcher. Über die Bundesstraße konnte er es schneller schaffen.
    Er fuhr durch Buchland, einen kleinen Weiler, der bereits zu Burgach gehörte, umrundete die Bergkuppe und sah die Kurve vor sich. Der Himmel war strahlend blau, die weißen Wolken wirkten wie von einem Maler ins Blau gepinselt, drüben im Westen zeigte sich bereits ein rosaroter Streifen Abendlicht. Es war ein ganz anderes Bild als damals in der Nacht – und es gab keinen Nebel.
    Immer wenn er hier vorbeigekommen war, und das war in der vergangenen Woche zwei- oder dreimal gewesen, hatte Stefan den Fuß vom Gas genommen, den Wagen langsam weiterrollen lassen und den Hang hinabgeblickt. Die Schleifspur, die herausgerissenen Büsche mit ihren braunen Wurzeln, die abgeknickten Fichten, das alles gab es noch, und dazwischen lagen Glassplitter und Blechteile. Der Rest war verschwunden. Selbst die Leitplanke hatten sie erneuert. Der Zement zeigte ein frisches helles Grau …
    Diesmal aber war es trotzdem nicht das Bild, das Stefan erwartete. Zumindest nicht ganz …
    Er trat auf die Bremse. Dort, genau an der Leitplanke, genau an der Stelle, wo der Jaguar verunglückt war, dort – der Mann …
    Ein hochgewachsener Mann in einem weiten schwarzen Mantel.
    Es war zunächst nicht die einsame Gestalt gewesen, die Stefans Aufmerksamkeit erregte, es war der rötlich leuchtende Glanz, der vom Kopf des Mannes ausging. War das nicht Lindner? Er könnte es sein … Damals in der

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