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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nacht hatte Bergmann kaum wahrgenommen, daß Lindner so rötlichblondes Haar hatte. Wie auch? Vielleicht reichte das Licht der Taschenlampe nicht aus. Oder er hatte überhaupt nicht darauf geachtet.
    Aber jetzt?
    Der Mann stand da, ganz ruhig. Der schwarze Mantel fiel bis zu den Knöcheln, eine Art Cape war es, wie der Mantel eines Kutschers. Die Größe des Mannes – er mußte fast einen Meter neunzig sein – diese stille, stumme Versunkenheit vor dem blauen, in Rosa verschwimmenden Abendhimmel … ziemlich beeindruckend, das war nicht abzustreiten, falls es wirklich Lindner war?
    Dann sah Stefan den Wagen. Und wunderte sich zum zweiten Mal. Er wunderte sich, daß ihm bei dieser Luxuslimousine zuerst der Mann aufgefallen war. Diesmal fuhr Lindner also keinen Jaguar, diesmal war der Wagen auch nicht schwarzgrün, sondern hatte eine burgunderfarbene Metallic-Lackierung. Lindner mußte eine Vorliebe für diese Rottöne haben. Und wahrscheinlich, dachte Stefan, hat Lindner die Karre vorsichtshalber mit irgendwelchen Leibwächtern vollgepackt, und die Scheiben sind so dick gepanzert, daß nicht einmal eine Panzerabwehrrakete sie durchschlagen kann.
    Bergmann ließ seinen Wagen wieder anrollen, fuhr ihn die Böschung hoch und parkte ihn ziemlich genau gegenüber dem burgunderroten Wagen.
    Es gab keine Leibwächter.
    Ein einziger Mensch saß da drüben hinter dem Steuer.
    Eine Frau.
    Sie hatte die Scheibe an der Fahrerseite herabgelassen, das Licht zeichnete zärtlich ihr Gesicht nach. Ihr Hinterkopf lag auf dem Polster, die Augen waren geschlossen, es schien, als schliefe oder träume sie. Das Unglaubliche an ihr war der zurückgebogene Hals, eine einzige weiß schimmernde Linie. Es bedurfte nur eines Blickes, dann war klar: Dies war nicht irgendeine – es war eine besondere, sehr besondere Frau.
    So etwas registriert der Dr. Stefan Bergmann im Bruchteil einer Sekunde. Dr. Stefan Bergmann kombiniert auch, daß es sich vielleicht um die Freundin oder die Frau des Mannes dort im schwarzen Mantel handeln könnte. Doch was macht dieser Dr. Bergmann? Er geht einfach vorbei, nennt sich drei Meter weiter einen Idioten, der weder ein Lächeln, eine Handbewegung noch sonst etwas zustande bringt, das man als Höflichkeitsgeste verstehen könnte. Die Mühlbachviertel-Komplexe sitzen ihm wieder im Nacken.
    Aber der Mann war Lindner! Tatsächlich.
    Er hatte sich in diesem Augenblick umgedreht und sah Bergmann entgegen. Sie waren vielleicht acht Meter voneinander entfernt. Lindners Gesicht wurde aufmerksam, die Augen wurden größer, graugrüne Augen, wie Bergmann sich erinnerte, graugrüne Augen mit unnatürlich geweiteten Pupillen, damals im Licht einer Stablampe.
    Jetzt lächelten diese Augen. Auch der Mund lächelte, die Arme hoben sich, Lindner breitete sie aus, dann setzte er sich in Bewegung.
    »Doktor! Dr. Bergmann, nicht wahr?«
    Die Aussichtsplattform, die Kurve, dann der Hang und schließlich die schwarzgekleidete Gestalt vor einem ungemein prächtigen Abendhimmel! Bergmann würde dieses Bild nicht vergessen, und schon in dieser ersten Sekunde war ihm, als habe er es nicht nur mit einem, nein, als habe er es mit zwei Thomas Lindners zu tun.
    Da war zunächst ein präziser, unwahrscheinlich schneller, hart abschätzender Blick gewesen … Und dann gab es den anderen Lindner, dessen Gesicht förmlich aufblühte, der ihm entgegenhumpelte, die Arme ausstreckte, Stefans Hand nahm und, da das ja noch nicht reichte, die andere Hand darüberlegte, eine Hand, an der nur die Finger zu sehen waren, weil Handteller, Gelenk und Unterarm in einer weißen Bandage steckten.
    »Mensch, Doktor …« Es war nichts als ein heiseres Flüstern, das aus Lindners Mund kam.
    Bergmann lächelte etwas beklommen.
    »Mensch, Doktor, Sie?« Lindner schüttelte den Kopf. »Das gibt es doch nicht. Das kann doch nicht sein …«
    »Wie bitte?«
    »Gerade in dieser Sekunde habe ich an Sie gedacht«, sagte Lindner. »Und was geschieht? Da hält ein Wagen, und Sie stehen vor mir …«
    »Ich war in der Nähe bei einem Patienten und kam hier rein zufällig vorbei.« Es klang, als müsse Stefan sich dafür entschuldigen.
    Lindner hörte gar nicht richtig zu. Noch immer hielt er mit beiden Händen Bergmanns Hand fest, noch immer war sein Blick so eindringlich, ja verklärt, als sei er einem Heilsbringer begegnet. Lindner trug ein Pflaster an der linken Seite seines Gesichts. Bergmann sah, daß die Nase angeschwollen war. Dazu hatten sie ihm drei oder vier

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