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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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darum.
    T.L.
    Darunter: Wir werden uns wiedersehen.
    Bergmann legte die Karte zurück und betrachtete noch einmal das Oval auf der Vorderseite.
    Er hatte gedacht, die Initialen des Dokumentenkoffers zu finden, und sich getäuscht: Nicht T und L – nein, einem schwungvollen S folgte ein gleichfalls elegantes B.
    Stefan Bergmann.
    Er sog die Luft ein. Der Teufel mochte wissen, wo das Kratzen in seiner Kehle herkam. Was für ein verrückter Kerl, dieser Thomas Lindner!

KAPITEL 3
    Für Pascal Lombard war es in den letzten Wochen zur Gewohnheit geworden: wenn er mit seiner alten Mobilette durch den Wald zum Col Les Gâchés hinauffuhr, stoppte er vor der letzten Kurve und lehnte die Mobilette gegen den großen braunen Felsbrocken, der dort stand. Die Bäume hier waren Eichen. Es waren vierzehn, und Pascal hatte sie alle gezählt. Früher war es ihm wie ein Wunder erschienen, daß hier oben zwischen all den Pinien, dem Ginster und den Mimosen Eichen wuchsen.
    Nun waren die Eichen allein.
    Mit den Pinien am Hang hatte der Deutsche aufgeräumt. Da gab es nur noch Stümpfe, Stümpfe bis hinab an die Küste. Stümpfe und rötlichbraune ausgetrocknete Erde. Und Schotterberge, wo man hinsah.
    Pascal Lombard holte den halb gerauchten kalten Zigarillo aus der Tasche und schob ihn zwischen die Zähne. Der Tabak war höllisch bitter, aber noch bitterer waren seine Gedanken.
    Das Fluchen hatte er längst aufgegeben. Statt dessen verteilte er jetzt mit seinem alten Kumpel Paul Giscard Flugblätter. Kämpft um Eure Heimat! stand darauf. Stoppt den zweiten Einmarsch der Deutschen! Das klang ziemlich nach Krieg – und Krieg, das war's ja wohl auch.
    Pascal und Paul hatten die Flugblätter in jeder Kneipe, in jedem Geschäft von Saint-Michel verteilt, selbst in den drei Hotels und den paar Pensionen. Am Anfang hatten die Leute noch Verständnis gezeigt und verschwörerisch genickt. Dann aber, Pascal wußte es genau, flogen die Flugblätter meist in den Papierkorb. Gegen das verdammte Geld des Deutschen war kein Kraut gewachsen.
    Pascal lehnte sich mit dem Rücken gegen den warmen Stein und sah den geschändeten Berg hinunter zur Küste. Vor der Plage du Brouis erhob sich ein ganzes Zementwerk. Die Felsen, gegen die einst die Brandung geschäumt war, hatte man gesprengt. Und aus der alten kleinen schönen Serpentinenstraße zum Cap war eine Art Rollbahn geworden, die Böschungen hochzementiert, breit genug für all die Schaufelbagger, LKWs und Straßenwalzen, die jetzt im Schatten der Hangseite auf den nächsten Tag warteten. Und manchmal reichte ihnen der Tag nicht einmal, dann brauchten sie auch die Nacht, dann war der Hang von Scheinwerfern erleuchtet, und der Höllenlärm drang in Pascals Haus hoch oben auf dem Col und raubte ihm den Schlaf.
    Pascal war jetzt zweiundsechzig. Nach dem Tod seiner Frau war er hier heraufgezogen, um den alten Schafstall, den sein Vater hinterlassen hatte, zu einem Haus umzubauen. Das hatte er geschafft. Ein schönes Haus war es geworden, mit Kamin, Brunnen, einem Anbau für die Tiere, die beiden Ziegen, die Hühner und den Kater, mit herrlichem Blick. Im Süden konnte Pascal auf die Weinberge sehen, ließ er den Blick weiterwandern, öffnete sich die Küste bis nach Cavalaire-sur-Mer.
    Pascal hatte Fabienne jahrelang gepflegt, bis der Tod sie endlich von der Multiplen Sklerose erlöste. Fabien, sein Sohn, studierte in Narbonne. Pascal aber hatte darauf gehofft, hier oben noch einmal glücklich werden zu können – mit den Bäumen auf dem Land, das er seit seiner Kindheit kannte und das schon seinem Großvater gehört hatte.
    Dann war der Deutsche über ihn gekommen.
    Der Deutsche mit seinem Projekt und seinem Geld.
    Und in Saint-Michel rissen sie sich die Beine aus, um nur schnell Land zu verkaufen. Auch zu Pascal waren die Strohmänner des Deutschen gekommen und hatten ihm mit den Scheckbüchern vor der Nase herumgewedelt.
    Er hatte sie hinausgeworfen und die anderen aufgefordert, das gleiche zu tun. Er hatte Versammlungen abgehalten. Viele waren gekommen, denn in Saint-Michel kannte man ihn. Zehn Jahre lang war er Vorsitzender der Kooperative gewesen. »Der zieht euch doch nur über den Tisch. Der knöpft euch das Land ab und macht selbst das große Geschäft.« Und sie hatten genickt.
    Doch das hatte sich geändert. Gut, die Hälfte der Weinbauern war noch immer auf Pascals und Pauls Seite, aber die Fischer, auch die, die auf den großen Kästen in Toulon anheuerten und zur See fuhren, alle, die

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