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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zum Stehen. Die Gurte klickten, die Menschen standen auf und öffneten die Klappen der Bordgepäck-Behälter.
    Stefan blieb sitzen.
    Vorn wurde die Luke geöffnet. Er erhob sich als letzter und reihte sich in die Schlange ein. Dann kam, was er erwartet hatte.
    Ein strahlender, hoher blauer Himmel und Mittelmeerluft. Zumindest glaubte Stefan sie durch den Kerosingestank zu riechen, den Geruch nach Meer und Tang. Und Wärme, soviel Wärme …
    Er trabte hinter den anderen Passagieren über die heißen Zementplatten. Wie sollte es nun weitergehen? Paco? dachte er. Wo steckte dieser Paco Ferret? Und wieso, Herrgott noch mal, hatte die Faber ihm keine Beschreibung des Mannes geliefert?
    Stefan schob den Gepäckkarren dem Ausgang entgegen, tat genau vier Schritte, als sich eine Hand auf seine rechte Schulter legte.
    Er drehte sich langsam um und hatte einige Mühe, den Mund wieder zu schließen.
    »Sie!«
    »Wer denn sonst?«
    »Man hat mir doch … Ich meine, man hat mir gesagt, ich würde von einem Piloten abgeholt.«
    Stefan kam sich reichlich idiotisch vor, als er so nach Worten suchte, aber es war Lindner! Lindner höchstpersönlich. Und was für ein Lindner! Ein braungebrannter langer Kerl, der ihn an sich zog und anlachte.
    »Ich hätte Sie fast nicht wiedererkannt …«, stotterte Stefan.
    »Wegen des bißchen Farbe im Gesicht?«
    Es war nicht allein das Gesicht. Die Sonne schien Lindners Haare zu einer Art Graublond aufgehellt zu haben, und es waren reichlich ungeschnittene Haare, darunter das dunkle Gesicht, die hellen Brauen. Statt eines eleganten Anzugs trug er ein reichlich schmuddeliges, an der linken Schulter aufgerissenes T-Shirt, dazu kamen ebenfalls von der Sonne gebleichte Shorts an den langen braunen Beinen und an den Füßen ein Paar billige japanische Gummisandalen.
    »Na, Stefan, da sind wir also wieder! Zumindest haben Sie's geschafft. Das Feiern verschieben wir auf später. – Kommen Sie.«
    Lindner steuerte eine der Türen an. »Hier, bitte.«
    Die Tür führte zum Abflugbereich und war verschlossen. Einer der beiden Beamten, die an den Gepäckbändern Dienst taten, kam heran, hob die Hand an den Mützenschild, nickte Stefan lächelnd zu und schloß auf.
    »Klappt ja wunderbar.« Bergmann war beeindruckt.
    »Nicht wahr?«
    Ein dreirädriger motorisierter Gepäcktransporter wartete. Lindner hob den Koffer auf die Pritsche, machte mit dem Finger eine Bewegung, die wohl bedeuten sollte, Stefan solle sich neben den Koffer setzen, und kletterte auf den einzigen Sitz hinter dem Steuer.
    Auf dem ersten Feld des großen abgegrenzten Bereichs, der für Privatflugzeuge reserviert war, konnte Stefan schon von fern den Helikopter erkennen. Die schlanke Libellenform hatte ein tiefes dunkles Grün. Stefan dachte an den zerstörten Jaguar im Wald. Es war die gleiche Farbe.
    Lindner stoppte, sprang vom Sitz und griff nach Bergmanns Koffer.
    »Das ist zuviel Service, Herr Lindner«, wehrte Stefan ab.
    »Hier heiße ich für Sie Thomas, okay?«
    »Okay. Aber das schaffe ich allein. Mein Gott …« Stefan bestaunte den Hubschrauber. »Das ist vielleicht ein Spielzeug!«
    »Das ist ein Arbeitsgerät, Verehrter. Und ein äußerst nützliches dazu. Vor allem im Sommer. Von Hyères bis Sainte-Maxime sind alle Straßen verstopft mit Touristen. Sie werden schon sehen … Nach Saint-Michel, wo ich wohne, sind es fünfzig Kilometer. Mit dem Wagen könnte es passieren, daß wir zwei Stunden brauchen – so aber ist es nur ein Hüpfer.«
    »Phantastisch.«
    Lindner zuckte mit den Schultern. Das Gefühl, etwas ganz und gar Unwirkliches zu erleben, überschwemmte Stefan, vor allem, als er neben Lindner im Hubschrauber saß, der irgendwelche Knöpfe drückte, kleine Hebel umlegte. Dann begann der Helikopter zu zittern und zu heulen, um sie von der Erde, vom Flugplatz hoch in den Himmel zu tragen.
    Sie flogen über das Meer, bisweilen so niedrig, daß das regelmäßige Muster der Wellen von den Abwinden des Hubschrauberrotors zu einem Kreis geformt wurde.
    Thomas Lindner bewegte ununterbrochen den linken Arm, deutete hierhin und dorthin, doch Bergmann verstand das wenigste, was Lindner sagte. Das pfeifende Singen der Turbine riß dessen Worte mit sich.
    »Cavalaire-sur-Mer!«
    Auch diesen Ort kannte Stefan von der Karte. Er sah einen riesigen Strand, sah Hotels und das bunte Gesprenkel unzähliger Menschen im Sand, sah Autoschlangen, die sich mühsam an der Küste entlangkämpften, Segelboote, Motorboote, die Wasserskiläufer

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