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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verschwinden ließ sie ein Signal übermitteln: Dich brauch ich nicht, mein Lieber, hieß das Signal. Fahr du ruhig an die Côte zu deinem Lindner, ich werd mich auch ohne dich amüsieren.
    Er lächelte. Stur wie eh und je, das Mädchen! Und du selbst auch. Nun ja, in der Mühle wird sie mich verfluchen – und im Familienkreis ist so was besonders schön.
    Er erhob sich, ging ins Haus, durchquerte den Salon, seinen Salon! »Du bist hier zu Hause, Stefan …« Auch das Du gehörte wohl zu Lindners Stil, so wie sein herzliches Dauerstrahlen. Okay, Thomas, sagte Stefan sich. Ich bin angekommen …
    Er zog seine Badehose an, warf den leichten Hausmantel über. Die Initialen darauf lauteten SB, also extra für ihn angefertigt. Das war nun wohl ein wenig übertrieben. Aber wieso auch nicht?
    Bergmann ging zur Hausbar, holte sich eine Flasche Baccardi heraus, nahm ein Glas und füllte es halb mit Eis, goß den Rum hinein. Dann stand er auf der Terrasse und hob das Glas gegen den blauen Himmel. Santé … Salud …
    Und das war dann schon ein Gefühl!
    Das Untergeschoß der Villa Wilkinson lag im angenehmen Halbschatten. Vor der Sonne wurde es durch die von vielen Säulen getragene, weit ausladende Terrasse geschützt. Auch dieses Geschoß hatte beinahe die Größe eines Fußballplatzes, obwohl wegen der Hanglage die Hälfte aus gewachsenem Fels bestand. Es war bereits von Louis Wilkinson, dem vorherigen Besitzer, einem Enkel des britischen Stahlmagnaten, zu geschäftlichen Zwecken benutzt worden. Wilkinson hatte einen Fernschreiber installiert. Ein Großteil der Akten, seinen umfangreichen Besitz in England, Kanada und Frankreich betreffend, waren hier gelagert worden und wurden von einer Sekretärin verwaltet. Eines Tages aber hatte Wilkinson, leidenschaftlich in französische Weine verliebt, den Keller in ein Depot der teuersten Lagen Frankreichs umwandeln lassen, und die Sekretärin und die Aktien waren verschwunden.
    Drei Jahre darauf starb Wilkinson an den Folgen seiner Zirrhose. Die schattigen Räume wurden erneut umgestaltet, Handwerker und Elektronikspezialisten kamen auf den Hügel La Croix, zogen endlos Kabel, arbeiteten monatelang. Computer und Kurzwellensender wurden installiert, dazu weiter oben am Hang die riesige Satellitenschüssel, die die Villa Wilkinson mit dem Rest der Welt verband.
    In einem kleinen Raum im Untergeschoß saß ein schmaler dunkelhäutiger Mann. Er trug ein weißes T-Shirt und eine weite weiße, am Knöchel geschlossene Hose aus dünnem Baumwollstoff. Die Haut des Mannes war von mattem sanftem Braun, die dunklen, mit Gel zurückgekämmten Haare waren im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden. Er sah aus wie ein Künstler, ein Musiker vielleicht – doch Jamini Sher war in Kalkutta geboren, hatte aber in Aachen Elektronik studiert, seinen Ingenieur gemacht und galt als Genie auf seinem Gebiet, was er wohl auch war.
    Zur Zeit beschäftigte er sich mit einer ziemlich stupiden Aufgabe.
    Eines der automatischen Aufnahmegeräte, die mit allen Anschlüssen und Mikrofonen der Villa verbunden waren, begann zu arbeiten. Das rote Licht glühte auf. Jamini wartete, bis es wieder erlosch, drückte die Rücklauftaste und dann, um die Qualität der Aufnahme zu prüfen, auf Wiedergabe.
    Was aus dem Lautsprecher kam, war ein höchst belangloses Gespräch. Der neue Gast im Gästehaus Nummer eins sprach mit irgendeiner Angestellten. Sie verkündete, das Wetter in Deutschland sei schlecht, und seine Frau sei abgereist.
    Jamini schaltete wieder die Automatik ein. An sich sollte man den banalen Quatsch löschen, aber er kannte den Boß. Bei sich nannte Jamini den Boß Schiwa – in der hinduistischen Mythologie der Schöpfergott, der alles zerstört, um es wieder zum Leben zu erwecken. Sosehr man Schiwa lieben konnte, so furchtbar war er, genau wie Lindner, in seinem Zorn. Und so war dem Boß zuzutrauen, daß er getippte Aufzeichnungen über jedes Wort forderte, das ein Gast mit der Außenwelt wechselte. Ja, Schiwa war furchtbar, wenn er in Rage kam. Jamini dachte es voller Bewunderung.
    Er verließ das Zimmer, durchquerte den Raum mit den langen Reihen von Monitoren der Überwachungsanlage. Die Schirme waren schwarzgrau und tot. Seit diesem Affentheater im Frühjahr, als Demonstranten aufgetaucht waren, oben am Berg sogar Autoreifen abgefackelt worden und schwarze Wolken über die Villa gestrichen waren, wurden sie nicht mehr gebraucht. Es war Ruhe eingetreten …
    Er würde noch einmal in die

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