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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kommentar. Ihr zweiter Bruder Jochen war Röntgenarzt und deshalb überzeugt, den Dingen auf den Grund sehen zu müssen. Also mach den Job, wie du ihn gelernt hast! Dennoch …
    Dennoch fühlte Christa eine heimliche Sehnsucht nach der Welt, in der Stefan sich bewegte. Ich mag ihn, nein, ich liebe diesen Kerl … Und vielleicht, dachte sie, ist es wie so oft auf dieser Welt: Mit uns klappt's deshalb, weil wir so verschieden sind …
    Ja, dachte sie, er ist schon ein toller Arzt, dieser Stefan Bergmann!
    Die Polizeistreife und die Ortsfeuerwehr waren bereits in der Brandnacht auf dem Col eingetroffen. Doch für derartige Fälle war nicht die Behörde von Cavalaire-sur-Mer zuständig, sondern das Kommissariat in Le Lavandou. Inspecteur Benoît aus Cavalaire führte den Kommissar aus Lavandou über die weißgraue Brandfläche mit den Ruinen, die einmal Pascal Lombards Haus gewesen waren, und die Beamten der beiden Streifenwagen hatten Mühe, all die Leute zurückzudrängen, die heraufgekommen waren, um den Unglücksort zu sehen. Rot-weiße Plastikbänder sperrten das ganze Gelände ab. Der Sarg war schon in der Nacht abtransportiert worden.
    »Tod durch Unachtsamkeit«, lautete der Bescheid, den Kommissar Malbert am Tag nach der Brandkatastrophe am Col an die Präfektur in Toulon abschickte. Das Untersuchungsergebnis war eindeutig. Wie auch nicht? Man hatte die Reste der explodierten Flaschen gefunden. Diese verdammten Butangasflaschen wurden ja zu allem möglichen, zum Kochen oder Heizen, ja, selbst zum Antrieb von Kühlschränken benutzt. Die Anschlüsse und Schläuche aber waren oft genug defekt, und so gab es ständig derartige Explosionen, und dabei starb meist nicht nur ein einzelner alter Mann. Restaurants gerieten in Brand, Häuserblocks brachen zusammen und begruben ihre Bewohner unter sich.
    Die verkohlten Reste der Leiche wurden zur Beerdigung freigegeben.
    Pascal Lombard wurde an der Seite seiner Frau auf dem kleinen Friedhof von Saint-Michel begraben. Es war ein Familiengrab, und Pascal hatte es bereits vor dreißig Jahren, kurz nach dem Tod seiner Eltern, gekauft. Über die Kreuze hinweg konnte man über das Meer bis hinüber zu den Inseln sehen. Doch was nützte das Pascal noch?
    Für den jungen Mann, der ganz vorn am Grab stand, schienen nur das Meer und die Iles d'Hyères zu existieren. Sein mageres Gesicht war grau und unrasiert, das lange Haar verklebt. Fabien Lombard, Pascals Sohn, hatte die ganzen Tage oben im Wald neben der geschwärzten Ruine geschlafen. Seine Kleider verströmten noch immer den dumpfen Geruch von Holzkohle und Asche.
    Links neben Fabien stand seine Freundin Régine, rechts hatte sich ein großer dicker Mann im schwarzen Anzug, mit schwarzer Krawatte und schwarzer Baskenmütze aufgebaut: Paul Giscard, Weinbauer aus Gigalo, Pascal Lombards Freund und Mitstreiter im Kampf gegen Le projet, das ›Projekt‹.
    Giscard war besorgt – und nicht nur das. In Paul Giscard kochten eine dumpfe, unsägliche Wut und ein ungeheuerlicher Verdacht. Der arme Pascal war schließlich nicht der erste Tote. Zwei andere, die dem ›Projekt‹ im Wege gestanden hatten, hatten bereits daran glauben müssen. Und jedesmal war es das gleiche gewesen: ein Unfall …
    Doch darüber hatte Paul mit Fabien nicht gesprochen. Er wollte es nicht, es war zu früh.
    »Sieh sie dir an …«
    Giscard sagte es mehr zu sich selbst. Die Totengräber waren dabei, das Grab zuzuschaufeln, der Pfarrer begann mit seinem Segen. »Ja, sieh sie dir an, diese Typen!«
    In der Brandnacht war jeder Idiot, der noch laufen konnte, oben am Col gewesen, jetzt aber?
    Zu einem Begräbnis kam normalerweise das ganze Dorf. Heute aber standen auf dem Friedhof nicht mehr als drei Dutzend Leute herum. Und selbst unter ihnen war noch ein Drittel Heuchler. Zu sehr war Pascal Lombard ihnen mit seinen Flugblättern und Brandreden auf die Nerven gegangen. Was mußte er sich auch in die Angelegenheiten anderer Leute einmischen?
    Régine hatte ihr Taschentuch vor die Augen gepreßt, darunter flossen die Tränen. Sie hielt Fabiens Hand umklammert.
    Und der sagte noch immer nichts.
    Nicht mehr als zwanzig Sätze hatte sie von ihm gehört, seit es geschehen war. Und selbst die waren oft kaum verständlich und von krampfhaften Gesichtszuckungen begleitet gewesen. Nur mit Mühe konnte Régine verstehen, was er sagte.
    Armer Fabien …
    Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Fabien? Fabien, was ist mit dir?« schluchzte sie. »Fabien, ach, du lieber

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