Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
geschüttelt.
    »Du machst einen Fehler, Stefan«, hatte sie gesagt, »einen sehr großen …«
    Und dann war sie mit erhobenem Kopf und durchgedrücktem Kreuz aus dem Zimmer marschiert und hatte die Tür hinter sich zugeknallt.
    Nein, Bergmann hatte die Pläne nicht in den Papierkorb geworfen. Er hatte sie so verstaut, daß er sie nicht mehr zu Gesicht bekam – im Bücherschrank des Arbeitszimmers, hinter den Patientenakten. Doch erreicht hatte er nichts damit, denn immer wieder sah er die Zeichnung mit dem Säulenportal und den Balkons dort auf dem Col vor sich, sah die Landzunge, die Bucht … Er wurde das Bild nicht los. Es war vielleicht lächerlich, eigentlich unglaublich! Arbeitete er nicht ständig bei seinen Patienten daran, Vergangenheitseindrücke und Erinnerungen zu löschen oder umzuformen, die sich verwirrend auf die Psyche und damit störend auf den Körper auswirkten.
    Und du selbst? Dir geht's hundsmiserabel. Du hast noch immer dieses verdammte Kästchen auf dem Schreibtisch, Klinikpläne im Schrank, siehst den Col vor dir …
    Am schlimmsten jedoch: Ständig fühlte Stefan sich den dunklen Augen Maria Lindners ausgeliefert. Und oft verfolgten sie ihn bis tief in seine Nächte hinein …
    »Frau Lebuda ist da«, meldete Marga durch die Gegensprechanlage. »Kann ich sie reinschicken?«
    »Ja.«
    Bergmann hatte die Jalousien herabgelassen, die Lampe brannte, der Stuhl wartete – und da öffnete sich die Tür.
    Sie war eine attraktive Frau, einundvierzig Jahre alt, wie ihm Margas Patientenkarte verriet. Sie war ziemlich groß und wirkte mit dem fast knöchellangen karamelfarbenen Rock und der weiten dunkelbraunen Jacke, als sei sie einem Modefoto entstiegen. Alles an Michaela Lebuda strahlte Selbstsicherheit aus.
    Stefan kannte den Namen. Die Lebuda-Geschäfte waren die schicksten Einrichtungshäuser der Gegend. Michaela Lebuda wiederum führte eine Kunstgalerie, die sie selbst aufgebaut hatte.
    Sie hatte Platz genommen, das getan, was eine Frau ihres Zuschnitts zu tun pflegt: die Beine übereinandergeschlagen, die Hände um das Knie verschränkt, ein Lächeln distanzierter Höflichkeit aufgesetzt und dann gesagt: »Schon seltsam, wie wir zusammenkommen, Herr Doktor, nicht wahr?«
    Was daran so seltsam sei, hatte Bergmann sich erkundigt.
    »Nun, es ist eine Art Bankverbindung …« Michaela Lebuda lächelte. Ihre anfängliche Nervosität hatte sich gelegt, und sie geriet richtiggehend in Fahrt, als sie schilderte, mit welcher Begeisterung Annemie Markwart ihr die Erfolge seiner Therapie geschildert hatte.
    »Dabei brauchte Frau Markwart gar nichts zu erklären. Man sah es ihr ja an. Mein Gott, wenn man sie früher kannte und daran denkt, welche Entwicklung sie in wenigen Wochen genommen hat …«
    Er nickte. »Und darf ich fragen, was Sie zu mir führt?«
    Sie versuchte, bei ihrem Lächeln zu bleiben. Es mißlang. Stefan wartete.
    »Es ist nicht einfach zu erklären, Herr Doktor. Wenn ich mit Freunden darüber rede, ich meine, mit den wirklichen Freunden, dann sagen die einen, ich sei verrückt, und die anderen faseln von einer Neurose oder so was … Und beides läuft am Ende auf das gleiche hinaus.«
    Er stellte kaum Zwischenfragen. Und als Michaela Lebuda nach zehn Minuten zu Ende war, sah er sie weiter an, aber schwieg.
    »Bin ich wirklich verrückt?« Sie fragte es hilflos wie ein Kind. »Gut, grundlose Eifersucht ist wahrscheinlich tatsächlich eine Krankheit?«
    Sie starrte ihn flehend an.
    »Alles hat Gründe, Frau Lebuda. Nichts ist grundlos. Und verrückt? – Setzen Sie bei dem Wort einmal einen Bindestrich zwischen die beiden Silben. Was man Eifersucht nennt, ist ein Gefühl, das einen Menschen aus dem bisherigen Rahmen seines Lebens entfernen, ihn wegrücken, verrücken kann.«
    Er blickte auf die knappen Notizen, die er sich über ihre Geschichte gemacht hatte. Eine perfekte Ehe, zumindest beinahe perfekt wie so viele, ein Mann, der sie liebt, die Tochter zwar im Internat, aber was soll man schließlich tun, wenn es darum geht, die Geschäfte auszubauen? Immerhin, keine Probleme. Die Lebudas halten zusammen …
    Und dann der Tag, an dem sie das Foto fand.
    Ihr Mann war gerade von einer Einkaufsreise aus Malaysia zurückgekehrt, hatte die Koffer bereits verstaut, nur das Necessaire stand noch auf dem Nachttisch. »Da tat ich etwas, was ich eigentlich nie tue. Ich zog den Reißverschluß auf. Und da fand ich es, das verdammte Foto.«
    Es war das Foto einer jungen, einer viel jüngeren

Weitere Kostenlose Bücher