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Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Frau. Es zeigte ihren gertenschlanken Körper im Bikini. Das Gesicht war das Gesicht einer Eurasierin. »Unglaublich hübsch, geradezu hinreißend hübsch«, wie Michaela Lebuda sagte.
    Sie stand im Badezimmer, hielt das Bild in der Hand, und dann kam eine Hitzewelle und dann die Übelkeit, so überwältigend, daß sie sich endlos ins Waschbecken erbrach …
    Als sie die Kraft dazu fand, ging sie in das Arbeitszimmer ihres Mannes und legte ihm wortlos das Foto auf den Tisch. Er sah sie nur an. Er machte nicht den geringsten Versuch, irgend etwas zu leugnen oder zu beschönigen. Das sei Helene, er habe sie im Hotel in Kuala Lumpur getroffen. Und das Foto besitze er, weil er sie darum gebeten habe. Sonst sei nichts gewesen. Ein Flirt, das ja, ein ziemlich heftiger vielleicht, doch auf dem Rückflug habe er die ganze Geschichte bereits vergessen gehabt.
    Er hatte die Wahrheit gesprochen. Michaela wußte es von Anfang an. Sie kannte keinen Mann, der ungeschickter war im Lügen, und so kam sie gar nicht auf die Idee, ihm nicht zu glauben. Es kamen auch keine Briefe, keine Anrufe, er unterließ seine Einkaufsflüge nach Ostasien, übertrug die Bestellungen einem örtlichen Agenten und blieb, was er immer gewesen war: der liebevolle, fürsorgliche, geradezu bewundernswert korrekte Ehemann.
    Das Foto aber war zu einer Art Fluch geworden. So nannte Michaela es und setzte hinzu: »Es klingt völlig lächerlich, ich weiß, aber trotzdem ist es so … Es ist wie ein Fluch! Ich sehe das Bild ständig vor mir, die Augen, der Körper, nicht weil dieses Mädchen soviel jünger und hübscher ist als ich, darum geht es nicht. Es geht nur darum, daß es sie gibt – in meinem, in unserem Leben. Und so sehe ich sie ständig in Richards Armen. Ich sehe sie im Bett mit ihm, ich sehe sie immer, Tag und Nacht …«
    Ihre Geschichte nahm den üblichen Verlauf: Ein Körper, der ständig rebellierte, die Übelkeit, die nicht weichen wollte, Kreislaufschwäche, Migräne-Attacken, manchmal so stark, daß sie oft wochenlang nicht in der Lage war, die Galerie zu führen, dazu Selbstanklagen, das ewige: Reiß dich zusammen! Hör auf mit diesem Irrsinn. Du hast einen Mann, der zu dir steht. Und was hat er dir eigentlich angetan? Wieso das alles?
    Und so versuchte sie ihre alte Rolle weiterzuspielen – nur, es ging nicht. Die Beruhigungsmittel, die man ihr verschrieb, damit sie mit den Magenkrämpfen und den Kopfschmerzen fertig wurde, die Tabletten, die ihr zum Schlafen verhalfen, hielten sie ein weiteres Jahr lang aufrecht, dann war auch das vorbei.
    »Ich kann nicht länger«, brach es aus ihr heraus. »Selbst wenn ich es versuche … ich spüre mich gar nicht mehr. Manchmal ist mir, als hätte ich gar keinen Körper. Gut, ich rede mit den Leuten, ich gehe in meine Galerie, ich tue das, was ich zu tun habe – aber das ist wie eine Maschine. Sie läuft noch, und ich seh ihr zu und wundere mich, daß sie das tut. Und dann komme ich nach Hause, und Richard sagt: Du bist ein bißchen blaß um die Nase. Geht's dir nicht gut? – Und ich sage: War ein bißchen anstrengend heute … Ich sehe ihn wie durch dichten Nebel …«
    Die nächsten Worte konnte Bergmann kaum verstehen. Sie hatte ein Kleenex aus ihrer Handtasche genommen und preßte das weiße Papier mit Daumen und Zeigefinger in die Augenwinkel. Das Taschentuch nutzte nichts, die Tränen fanden dennoch ihren Weg; als glänzende Streifen zogen sie rechts und links der Mundwinkel ihre Bahn.
    Und dann kam noch ein Satz. Er erreichte Stefans Innerstes, und dies mit solcher Kraft, daß er ihn wie eine Leuchtschrift vor sich sah.
    »Nichts ist mehr, wie es einmal war. Und ich weiß nicht einmal, wie es geschehen konnte …«
    Nichts ist mehr, wie es einmal war.
    Die Worte trafen genau seine eigene Situation …
    Alles hat sich geändert. Nichts ist mehr, wie es war. Es hatte kurz nach seiner Rückkehr aus Frankreich begonnen.
    Christa kam erst eine Woche später aus Hannover zurück, und Stefan war eigentlich ganz froh darum. Er hatte sich im stillen leeren Haus an seinen Schreibtisch gesetzt, um endlich das längst fällige Manuskript für die WDR-Sendung fertigzustellen, dazwischen einige seiner Dauerklienten behandelt, unter ihnen auch Annemie Markwart, die einen geradezu unglaublichen Entwicklungssprung vollzogen hatte, und dann kam Christa.
    Schon die telefonische Ankündigung ihrer Ankunft war bemerkenswert. »Du brauchst mich nicht abzuholen. Ich komm im eigenen Wagen.«
    Der Wagen war ein

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