Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
Benzin stand, neben dem Tanklaster stehen und kleine Glasflaschen füllen. Weiter weg, auf der Straße, die in die Stadt führte, fiel dem Mädchen ein Mann in einem gelben Tarnhemd ins Auge. Er näherte sich mit einer Zigarette im Mund, und wenn er an ihr zog, leuchtete die Glut rot auf.
Erik erinnert sich noch gut, wie das Mädchen bei diesen Worten aussah. Ihre Stimme war belegt und dumpf, und Tränen strömten ihre Wangen hinab, als sie erzählte, sie habe das Feuer der Zigarette mit ihren Augen eingefangen und es zu der Frau mit dem blauen Kopftuch getragen. Das Feuer war in meinen Augen, sagte das Mädchen. Denn als sie sich wieder umwandte und die Frau ansah, geriet diese in Brand. Erst wurde nur das blaue Kopftuch, dann aber ihre ganze Gestalt in hohe Flammen gehüllt. Plötzlich erhob sich rund um den Tanklaster ein Feuersturm. Das Mädchen lief los und hörte nichts als Schreie hinter sich.
Nach der Hypnose sprachen Erik und Schwester Marion lange mit dem Mädchen über die Dinge, die sie unter Hypnose erzählt hatte. Sie erklärten ihr immer wieder, dass die Benzindämpfe, die so stanken, sich entzündet hatten. Die Zigarette des Mannes hatte den Tanklaster durch die Luft entzündet, es war nicht ihre Schuld gewesen.
Nur einen Monat nach dem Vorfall mit dem Mädchen kehrte Erik nach Stockholm zurück, wo er beim Forschungsrat für Medizin Gelder beantragte, um sich am Karolinska-Institut mit Hypnose und Traumabehandlung zu beschäftigen. Kurz darauf lernte er Simone kennen. Er erinnert sich, dass er ihr auf einem großen Fest in der Universität begegnete. Sie war aufgedreht, hatte rote Wangen und war glänzend gelaunt. Als Erstes waren ihm ihre rotblonden und lockigen Haare aufgefallen. Dann hatte er ihr Gesicht gesehen. Ihre Stirn war gewölbt und blass, ihr feiner, heller Teint war von hellbraunen Sommersprossen übersät. Sie sah aus wie ein Poesiealbumsengel, war klein und schlank. Er weiß noch, wie sie an jenem Abend gekleidet war: Sie trug eine grüne, eng geschnittene Seidenbluse, eine schwarze Hose und hohe dunkle Pumps. Ihre Lippen waren in einem blassrosa Ton geschminkt, und ihre Augen leuchteten hellgrün.
Sie heirateten bereits ein Jahr später und versuchten schon bald, Kinder zu bekommen, was sich jedoch als schwierig erwies. Simone hatte vier Fehlgeburten hintereinander. Eine ist Erik besonders deutlich in Erinnerung geblieben. Simone war in der sechzehnten Woche, als ein weiblicher Fötus kam. Exakt zwei Jahre nach dieser Fehlgeburt wurde Benjamin geboren.
Erik blickt blinzelnd aus dem Autofenster und lauscht Joona Linna, der sich über Funk leise mit seinen Kollegen unterhält, die ebenfalls auf dem Weg nach Värmdö sind.
»Mir ist da etwas durch den Kopf gegangen«, sagt Erik.
»Ja?«
»Ich habe gesagt, dass Josef Ek nicht fliehen kann, aber wenn ich bedenke, dass er sich selbst all diese Messerstiche zugefügt hat, sollte man sich dessen vielleicht nicht zu sicher sein.«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, erwidert Joona.
»Okay.«
»Ich habe einen meiner Männer vor seinem Zimmer postiert.«
»Es ist vermutlich völlig unnötig«, sagt Erik.
»Ja.«
Drei Autos parken unter einem Hochspannungsmast am Straßenrand. Vier Polizisten stehen im hellen Licht und unterhalten sich, ziehen ihre Schutzwesten an und zeigen auf eine Karte. Das Sonnenlicht wird vom Glas eines alten Gewächshauses reflektiert.
Joona setzt sich wieder auf den Fahrersitz und bringt kühle Luft mit herein. Er wartet darauf, dass die anderen in ihren Wagen Platz nehmen, und trommelt gedankenverloren mit einer Hand auf dem Lenkrad herum.
Aus dem Funkgerät ertönt plötzlich eine schnelle Tonfolge und anschließend ein lautes Krachen, das abrupt aufhört. Joona wechselt den Kanal, testet, ob alle in der Gruppe zugeschaltet sind, und wechselt ein paar Worte mit jedem, ehe er den Motor anlässt.
Sie fahren an einem braunen Acker vorüber, lassen ein Birkenwäldchen und ein großes rostiges Silo hinter sich.
»Wenn wir da sind, warten Sie im Auto«, sagt Joona leise.
»Ja«, antwortet Erik.
Ein paar Krähen fliegen von der Straße auf und flattern davon.
»Welche negativen Seiten hat die Hypnose?«, erkundigt sich Joona.
»Wie meinen Sie das?«
»Sie waren einer der Besten auf der Welt, haben aber trotzdem aufgehört.«
»Menschen können gute Gründe haben, Dinge zu verbergen«, antwortet Erik.
»Das ist klar, aber …«
»Und diese Gründe sind bei einer Hypnose nur sehr schwer zu
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