Der Idiot
nicht mit einer
Bitte, sondern mit einer Forderung; merken Sie sich das!). Wir legen
Ihnen nun in würdiger Form, offen und geradezu die Frage vor: glauben
Sie in der Burdowskischen Angelegenheit im Recht oder im Unrecht zu
sein? Geben Sie zu, daß Pawlischtschew Ihnen zahllose Wohltaten
erwiesen und Sie vielleicht sogar vom Tod errettet hat? Wenn Sie es
zugeben (und die Sache ist ja sonnenklar!), beabsichtigen Sie oder
halten Sie es nach Ihrem Gewissen für gerecht, jetzt, wo Sie in den
Besitz von Millionen gekommen sind, Ihrerseits den in Not befindlichen
Sohn Pawlischtschews schadlos zu halten, wenn er auch den Namen
Burdowski führt? Ja oder nein? Wenn Sie ja sagen, das heißt mit anderen
Worten, wenn in Ihnen das steckt, was Sie in Ihrer Sprache Ehre und
Gewissen nennen, und was wir mit einem zutreffenderen Ausdruck als
gesunde Vernunft bezeichnen, so stellen Sie uns zufrieden, und die
Sache ist erledigt. Stellen Sie uns zufrieden ohne Bitten und
Dankbarkeitsbezeigungen unsererseits; erwarten Sie solche von uns
nicht; denn Sie werden das nicht um unseretwillen, sondern um der
Gerechtigkeit willen tun. Wenn Sie uns aber nicht zufriedenstellen
wollen, das heißt nein antworten, dann gehen wir sofort weg, und die
Verhandlungen werden abgebrochen; Ihnen aber sagen wir ins Gesicht, in
Gegenwart aller Ihrer Zeugen, daß Sie ein Mensch von geringem Verstand
sind und auf einer niedrigen Stufe geistiger Entwicklung stehen, daß
Sie nicht wagen dürfen und nicht berechtigt sind, sich künftighin einen
Mann von Ehre und Gewissen zu nennen, und daß Sie dieses Recht für gar
zu billigen Preis kaufen wollen. Ich bin zu Ende. Ich habe die Frage
formuliert. Jagen Sie uns jetzt aus dem Haus, wenn Sie es wagen! Sie
können das tun; Sie haben die Macht dazu. Aber vergessen Sie nicht, daß
wir trotzdem fordern und nicht bitten! Wir fordern; wir bitten nicht.«
Lebedjews Neffe, der sehr hitzig geworden war, hielt inne.
»Wir fordern, wir fordern, wir fordern, wir bitten nicht ...!« stammelte Burdowski und wurde dabei rot wie ein Krebs.
Auf die Worte von Lebedjews Neffen folgte eine gewisse allgemeine
Bewegung der Zuhörer, und es wurde sogar ein Gemurr hörbar, wiewohl
alle Mitglieder der ganzen Gesellschaft es offenbar vermieden, sich in
die Sache einzumischen, vielleicht mit einziger Ausnahme Lebedjews, der
sich wie im Fieber befand. (Es war merkwürdig: Lebedjew, der doch
augenscheinlich auf seiten des Fürsten stand, empfand jetzt nach der
Rede seines Neffen doch eine Art Vergnügen befriedigten
Familienstolzes; wenigstens ließ er mit einer Miene besonderer
Genugtuung seinen Blick rings über die Anwesenden schweifen.)
»Meiner Ansicht nach«, begann der Fürst mit ziemlich leiser Stimme,
»meiner Ansicht nach haben Sie, Herr Doktorenko, in allem, was Sie
soeben gesagt haben, zur Hälfte vollkommen recht; ich will sogar
zugeben, daß Sie in der bei weitem größeren Hälfte recht haben; und ich
würde mit Ihnen vollkommen einverstanden sein, wenn Sie nicht in Ihrer
Äußerung etwas weggelassen hätten. Was Sie da eigentlich weggelassen haben, das Ihnen genau
anzugeben bin ich nicht in der Lage; aber es fehlt entschieden etwas,
damit Ihre Worte in vollem Umfang als gerecht gelten könnten. Aber
wenden wir uns lieber zur Sache, meine Herren; sagen Sie doch: warum
haben Sie diesen Artikel drucken lassen? Jedes Wort darin ist ja eine
Verleumdung, so daß Sie, meine Herren, meiner Ansicht nach eine
Gemeinheit begangen haben.«
»Erlauben Sie ...!«
»Mein Herr ...!«
»Das ... das ... das ...«, tönte es gleichzeitig aus dem Mund der erregten Besucher.
»Was den Artikel anlangt«, erwiderte Ippolit mit seiner kreischenden
Stimme, »was diesen Artikel anlangt, so habe ich Ihnen bereits gesagt,
daß ich und die andern ihn nicht billigen! Geschrieben hat ihn der
hier« (er wies auf den neben ihm sitzenden Boxer); »ich gebe zu, daß
der Artikel in unschicklicher Form, mit mangelhafter Beherrschung der
Sprache und in einem Stil geschrieben ist, wie sich desselben eben
ehemalige Militärs von seiner Art bedienen. Er ist ein dummer Mensch
und geht obendrein immer auf Gelderwerb aus, das gebe ich zu, das sage
ich ihm alle Tage gerade ins Gesicht; aber trotzdem war er zur Hälfte
in seinem Recht: die Öffentlichkeit ist das gesetzliche Recht eines
jeden, folglich auch Burdowskis. Seine Abgeschmacktheiten aber mag er
selbst verantworten. Was aber das anbetrifft, daß ich vorhin in unser
aller Namen gegen die Anwesenheit Ihrer
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