Der Idiot
dem
Ergehen des unglücklichen Herrn Burdowski ausgleichen, der ohne Zweifel
betrogen worden ist, da er sonst unmöglich einer solchen Gemeinheit
zugestimmt hätte, wie sie Herrn Kellers heutige Äußerungen über seine
Mutter in diesem Artikel darstellen ... Aber warum kommen Sie denn
wieder außer sich, meine Herren? Auf die Art werden wir einander
schließlich überhaupt nicht mehr verstehen! Was ich gedacht hatte, hat
sich ja doch als zutreffend herausgestellt! Ich habe mich jetzt mit
eigenen Augen überzeugt, daß meine Vermutung richtig war«, sagte der
Fürst, der ganz in Eifer gekommen war, in bittendem Ton; er wünschte,
die Erregung zu besänftigen, und merkte nicht, daß er sie nur steigerte.
»Was? Wovon haben Sie sich überzeugt?« schrien die Gegner wütend auf ihn los.
»Aber ich bitte Sie, erstens habe ich selbst Gelegenheit gehabt,
Herrn Burdowski genau kennenzulernen, und sehe jetzt selbst, wes
Geistes Kind er ist ... Er ist ein unschuldiger Mensch, der von allen
betrogen wird! Und er ist ein schutzloser Mensch, und darum ist es
meine Pflicht, schonend mit ihm zu verfahren. Und zweitens hat Gawrila
Ardalionowitsch, in dessen Hände ich diese Sache gelegt hatte, und von
dem mir lange keine Nachricht zugegangen war, da er sich unterwegs
befand und dann drei Tage lang in Petersburg krank lag, der hat
plötzlich jetzt, erst vor einer Stunde, bei unserem ersten Wiedersehen,
mir mitgeteilt, er habe Tschebarows Absichten sämtlich durchschaut und
besitze die erforderlichen Beweise; Tschebarow sei genau der Mensch,
für den ich ihn gehalten hätte. Ich weiß ja, meine Herren, daß mich
viele für einen Idioten halten, und da ich in dem Ruf stand, leicht
Geld hinzugeben, so hielt es Tschebarow für eine sehr leichte Aufgabe,
mich zu betrügen, und rechnete dabei besonders auf meine dankbaren
Empfindungen Pawlischtschew gegenüber. Aber die Hauptsache ist – merken
Sie auf, meine Herren, merken Sie auf! –, die Hauptsache ist, daß sich
jetzt herausstellt, daß Herr Burdowski gar nicht Pawlischtschews Sohn
ist! Soeben hat mir Gawrila Ardalionowitsch dies mitgeteilt, und er
versichert, er habe positive Beweise dafür erlangt. Nun, was meinen Sie
jetzt? Das ist ja nach allem, was Sie schon angerichtet haben, gar
nicht zu glauben! Und wohl zu merken: positive Beweise! Ich glaube es
noch nicht, ich selbst glaube es noch nicht, versichere ich Ihnen; ich
zweifle noch, da Gawrila Ardalionowitsch noch keine Zeit dazu gefunden
hat, mir alle Einzelheiten mitzuteilen; aber daß Tschebarow eine
Kanaille ist, daran kann jetzt kein Zweifel mehr bestehen! Er hat den
unglücklichen Herrn Burdowski und Sie alle, meine Herren, die Sie Ihren
Freund edelmütig unterstützen wollten (denn er bedarf augenscheinlich
eines Beistandes; ich habe ja dafür Verständnis!), er hat Sie alle
hinters Licht geführt und Sie alle in eine gaunerhafte Affäre
verwickelt; denn die ganze Sache ist in Wirklichkeit nichts anderes als
Betrug und Gaunerei!«
»Wieso Gaunerei? ... Wieso soll er nicht Pawlischtschews Sohn sein? Wie ist das möglich ...?« riefen mehrere durcheinander.
Burdowskis ganzes Gefolge befand sich in unsagbarer Verwirrung und Aufregung.
»Ja, gewiß, Gaunerei! Wenn sich jetzt herausstellt, daß Herr
Burdowski nicht Pawlischtschews Sohn ist, so erweist sich ja damit
Herrn Burdowskis Forderung geradezu als Gaunerei, das heißt
selbstverständlich, wenn er die Wahrheit wüßte; aber das ist es ja
eben, daß er getäuscht worden ist, und darum bemühe ich mich so
energisch, ihn zu verteidigen; darum sage ich auch, daß er wegen seiner
Naivität bemitleidet zu werden verdient; sonst erscheint er in dieser
Sache selbst als ein Gauner. Aber ich für meine Person bin bereits
überzeugt, daß er nichts davon weiß. Ich selbst habe mich vor meiner
Abreise nach der Schweiz in derselben Lage befunden, habe ebenfalls
unzusammenhängende Worte gestammelt ... man will sich ausdrücken und
ist nicht dazu imstande ... Ich habe dafür Verständnis; ich kann es ihm
sehr nachempfinden, weil ich selbst fast ein ebensolcher Mensch war;
ich darf darüber reden! Und endlich will ich dennoch, trotzdem er jetzt
nicht mehr Pawlischtschews Sohn ist und alles sich als Mystifikation
entpuppt, ich will dennoch meinen Entschluß nicht ändern und bin
bereit, ihm die zehntausend Rubel auszuzahlen, dem Andenken
Pawlischtschews zu Ehren. Eigentlich wollte ich ja vor Herrn Burdowskis
Auftreten diese zehntausend Rubel dem Andenken Pawlischtschews zu
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