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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lächerlichen vergoldeten Rokokosesselchen. Das Weiß ihrer braunen Augen war von roten Äderchen durchzogen, so erschöpft war sie. Auch waren die Gesichtszüge schärfer, als ihre Jahre es rechtfertigten. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich bin nicht wichtig. Sie schon.«

    »Sie purzeln gleich von Ihrem Liliput-Thron, Königin-Mutter.«
    »Ich schaffe es schon, vielen Dank«, sagte Kalaila, richtete sich stocksteif auf und machte ein trotziges Gesicht.
    »Da Sie nicht geneigt sind, mir meine Uhr zurückzugeben – wie spät ist es eigentlich?«
    »Zehn nach vier.«
    »Alles läuft bestens«, sagte Kendrick und schwang die Beine unter dem Laken aus dem Bett und auf den Boden, »und gewiß kann man sich in diesem so kultivierten Etablissement wecken lassen. ›Schlaf ist eine Waffe‹, habe ich einmal gelesen. Ein guter Schlaf oder Schlafmangel haben in einer Schlacht häufiger über Sieg oder Niederlage entschieden als militärische Über- oder Unterlegenheit. Wenn Sie so freundlich wären, wegzuschauen, schnappe ich mir ein Handtuch aus dem, wie ich annehme, größten Badezimmer in Bahrein und suche mir ein anderes Bett.«
    »Wir dürfen dieses Zimmer nicht verlassen, außer wir verlassen das Haus.«
    »Warum denn das?«
    »So lauten die Bedingungen. Der Emir mag die junge Frau seines Cousins nicht, daher muß die Befleckung, die von Ihrer Person ausgeht, auf die Räume der angeheirateten ungeliebten Cousine beschränkt bleiben. Vor den Türen stehen Posten, die dafür sorgen sollen, daß wir diese Bedingung einhalten.«
    »Das kann ich nicht glauben!«
    »Ich habe die Vorschriften nicht gemacht, Ihnen nur ein Quartier verschafft, damit Sie sich ausruhen können.«
    Kendrick schloß die Augen, legte sich zurück und rutschte, das Laken hochhaltend, bis an die andere Bettkante. »Na schön, Miß Kairo. Ich biete Ihnen hier ein Plätzchen, damit auch Sie Ihre Siesta halten können. Bevor Sie sich einverstanden erklären, zweierlei: Schnarchen Sie nicht, und sorgen Sie dafür, daß ich um halb neun wach werde.«
     
    Das Unglaubliche geschah, unglaublich, weil sie es beide weder erwartet noch gewollt noch eine Möglichkeit auch nur im entferntesten in Betracht gezogen hatten. Zwei verschreckte, erschöpfte Menschen fühlten menschliche Nähe, rückten, mehr schlafend als wachend, näher zueinander, berührten sich, tasteten
zögernd nacheinander, umarmten sich, klammerten sich aneinander fest. Feuchte Lippen suchten, forschten, öffneten sich, verlangten verzweifelt nach der Erlösung, die sie von ihrer Furcht befreite. Sie liebten sich in einem Anfall von Raserei – nicht wie Fremde, die es Tieren gleichtun, sondern als Mann und Frau, die einander verstanden hatten und wußten, daß es irgendwo in dieser wahnsinnig gewordenen Welt ein bißchen Wärme und Trost geben mußte.
    »Wahrscheinlich sollte ich jetzt sagen, es tut mir leid.« Kendricks Kopf lag auf den Kissen, und seine Brust hob und senkte sich so, als ringe er um seinen letzten Atemzug.
    »Tu’s bitte nicht«, antwortete Kalaila leise. »Mir tut es nicht leid. Manchmal – manchmal haben wir es alle nötig, daran erinnert zu werden, daß wir der menschlichen Rasse angehören. Sind das nicht deine eigenen Worte?«
    »In einem anderen Zusammenhang gesagt, denke ich.«
    »Nicht wirklich. Nicht, wenn du genau darüber nachdenkst. Schlaf jetzt, Evan Kendrick. Ich werde deinen Namen nie wieder nennen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Schlaf...«
     
    Drei Stunden später stieg Kalaila aus dem Bett, sammelte ihre Kleider von dem weißen Teppich auf, warf einen Blick auf den noch tief schlafenden Kendrick und zog sich leise an. Sie schrieb eine Nachricht auf einen Bogen königlichen Briefpapiers und legte sie auf den Nachttisch neben das Telefon. Dann ging sie zur Kommode, zog eine Schublade heraus und entnahm ihr Kendricks Eigentum – die Pistole, das Messer, die Uhr und den Geldgürtel. Sie legte alles neben dem Bett auf den Teppich und behielt nur die halbleere Packung amerikanischer Zigaretten, die sie zerknautscht in ihre Tasche steckte. Dann verließ sie leise das Zimmer.
    » Ismah! « flüsterte sie dem bahreinischen Wachposten zu und gab ihm mit diesem einen Wort zu verstehen, daß er ihre Befehle zu befolgen hatte. »Er muß Punkt halb neun geweckt werden. Ich werde mich persönlich davon überzeugen, ob das geschehen ist. Hast du verstanden?«
    » Aiwa , aiwa!«
    »Gut.« Kalaila zählte dem Posten bahreinische Dinare im Wert
von fünfzig amerikanischen

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