Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
unvorstellbaren Schmutz der Flüchtlingslager gegangen ist, kann glaubten, daß dort etwas gedeihen kann, das auch nur entfernte Ähnlichkeit mit dem hat, was wir normal nennen. Aber was ich in Maskat gesehen habe, ging zu weit. Vergessen Sie das Geschrei und die wilden Gesänge, dort herrscht eisige Kälte – eine methodische Brutalität, die nur Selbstzweck ist. Diese Bestien haben sie genossen.«
    »Die Mehrzahl dieser jungen Bestien hatte nie ein Zuhause. Ihre Erinnerungen bestehen ausschließlich aus Lager, Dreck, Hunger, der verzweifelten Suche nach etwas Eßbarem oder nach Kleidung für ihre jüngeren Geschwister. Nur ein jämmerlich kleines Häufchen hat ganz geringe handwerkliche Fähigkeiten, die meisten können kaum lesen und schreiben. Schulen gab es keine für sie. Sie waren Ausgestoßene in ihrem eigenen Land.«
    »Erzählen Sie das den Kindern von Auschwitz und Dachau«, entgegnete Kendrick mit eiskaltem Zorn. »Diese Menschen leben. Sie gehören der menschlichen Rasse an.«
    »Schachmatt, Mr. Kendrick. Darauf habe ich keine Antwort, nur Scham.«
    »Ich will Ihre Scham nicht. Ich will hier raus.«
    »Ihr Zustand läßt es nicht zu, daß Sie weitermachen. Sehen Sie
sich doch an. Sie sind total erschöpft und außerdem ziemlich schwer verletzt.«
    Das Laken um die Taille geschlungen, rutschte Kendrick an den Bettrand. »Ich hatte unter anderem eine Schußwaffe, ein Messer und eine Armbanduhr. Ich möchte die Sachen wiederhaben, bitte.«
    »Ich finde, wir sollten uns über die Situation unterhalten...«
    »Da gibt es nichts zu unterhalten«, antwortete Kendrick. »Absolut nichts.«
    »Angenommen, ich sage Ihnen, daß wir Tony MacDonald gefunden haben?«
    » Tony ?«
    »Ich arbeite von Kairo aus. Ich wünschte, ich könnte sagen, wir wären schon seit Monaten, vielleicht sogar seit Jahren hinter ihm hergewesen, doch das wäre nicht die Wahrheit. Die erste Vermutung kam mir erst heute am frühen Morgen, vor Tagesanbruch, als er mich in einem unbeleuchteten Wagen verfolgte...«
    »Auf der Straße über der Dschabal Scham?« unterbrach Kendrick.
    »Ja.«
    »Dann sind Sie Cawley oder so ähnlich – die Feindin. Unter anderem.«
    »Ich heiße Kalaila. Und ich bin tatsächlich seine Feindin, aber nicht das, was er mich sonst noch nennt – wie ich mir mühelos vorstellen kann.«
    »Sie sind mir gefolgt.« Eine Feststellung.
    »Ja.«
    »Dann wußten Sie von der ›Flucht‹.«
    »Abermals – ja.«
    »Achmad?«
    »Er vertraut mir. Wir kennen uns seit Ewigkeiten.«
    »Dann muß er auch den Leuten trauen, für die Sie arbeiten.«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe gesagt, er vertraue mir.«
    »Eine ausweichende Antwort. Nein. Zwei ausweichende Antworten.«
    »Die Situation ist auch nicht die gradlinigste.«
    »Wo ist Tony ?«
    »Hat sich unter dem Namen Strickland in einem Zimmer im Hotel Tylos auf der Straße der Regierung verkrochen.«
    »Wie haben Sie ihn gefunden?«

    »Durch die Taxigesellschaft. Unterwegs ließ er bei einem Geschäft für Jagdbedarf halten, in dem man angeblich illegal Waffen kaufen kann. Er ist jetzt bewaffnet. Der Taxifahrer war – na ja, sagen wir – recht kooperativ.«
    »›Sagen wir‹?«
    »Das genügt. Wenn MacDonald irgend etwas unternimmt, werden Sie sofort informiert. Er hat schon elfmal telefoniert.«
    »Mit wem?«
    »Es waren lauter Geheimnummern. In etwa einer Stunde oder sobald MacDonald nicht mehr telefoniert, geht ein Mann in die Zentrale und läßt sich die Namen geben. Dann ruft er Sie sofort an.«
    »Danke. Ich brauche die Nummern und die Namen.«
    Kalaila drehte den zierlichen Rokokosessel vor der Frisierkommode um und setzte sich Kendrick gegenüber. »Sagen Sie mir, was Sie tun, Herr Abgeordneter. Lassen Sie mich helfen.«
    »Warum sollte ich? Sie wollen mir weder meine Pistole noch mein Messer noch meine Uhr zurückgeben. Sie wollen mir ja nicht einmal sagen, für wen Sie arbeiten.«
    »Sie brauchen mich nur zu überzeugen, daß das, was Sie tun, nicht zur Massenhinrichtung der zweihundertsechsunddreißig Amerikaner in Maskat führt, dann bekommen Sie Ihre Sachen zurück: die Pistole, das Messer, die Uhr, Ihre Brieftasche, einen Geldgürtel mit rund fünfzigtausend Dollar und Ihr goldenes Feuerzeug – außerdem ein zerdrücktes Päckchen nicht für den Export bestimmter amerikanischer Zigaretten. Sie bei sich zu haben, war sehr leichtsinnig von Ihnen. Was nun den Tod der Geiseln betrifft – wir Araber dürfen diese Möglichkeit nicht einmal in Betracht ziehen; man

Weitere Kostenlose Bücher