Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Adlernase, der den Vorsitz führte. »Um das festzustellen, brauchen wir keine Hochrechnungen. Er hat das Land praktisch in der Hand, und falls er sich nicht ein paar katastrophale Fehler leistet – die seine Berater verhindern werden -, kann niemand etwas dagegen tun. Daher müssen wir uns auf das Unvermeidbare vorbereiten und unseren Mann an Ort und Stelle haben.«
»Ein merkwürdiger Ausdruck, dieses ›unser Mann‹«, stellte ein schlanker, fast kahler Siebzigjähriger mit eingefallenen Wangen und großen, sanften Augen nickend fest. »Wir müssen schnell handeln. Und trotzdem könnte sich noch manches ändern. Der Präsident ist ein so charmanter Mensch, so attraktiv, und er sehnt sich so danach, daß man ihn gern hat – ihn liebt...«
»Und er ist oberflächlich«, unterbrach ein breitschultriger Schwarzer mittleren Alters ruhig, ganz ohne Feindseligkeit in der Stimme. »Ich habe nichts gegen ihn persönlich, denn er ist ein anständiger, vielleicht sogar ein guter Mensch. Das sehen die
Leute in ihm, und wahrscheinlich haben sie recht. Es sind die Pinscher hinter ihm – so weit hinter ihm, daß er vermutlich von ihrer Existenz gar nichts weiß, außer daß sie für seinen Wahlkampf spenden.«
»Er weiß tatsächlich nichts von ihnen«, sagte das vierte Mitglied der Runde, ein beleibter Mann mittleren Alters mit dem Gesicht eines Cherubs und den ungeduldigen Augen eines Gelehrten unter einem wilden Schopf roter Haare. »Und ich wette zehn von meinen Patenten, daß sich noch vor dem Ende seiner ersten Amtsperiode ein dickes Haar in der Suppe finden wird.«
»Du würdest verlieren«, sagte eine ältere Frau mit silbrigen Haaren. Sie trug ein elegantes schwarzes Seidenkleid und wenig Schmuck. Ihre Stimme klang kultiviert. »Nicht, weil du ihn unterschätzt, sondern weil er und alle hinter ihm ihre zunehmende Übereinstimmung festigen werden, bis er politisch unüberwindlich ist. Es wird keine großen Entscheidungen geben, bis seine Opposition mundtot ist. Mit anderen Worten, sie sparen sich ihre schweren Geschütze für die zweite Amtsperiode auf.«
»Dann bist du mit Jacob der Meinung, daß wir schnell handeln müssen«, sagte der weißhaarige Samuel Winters und nickte dem hohlwangigen Jacob Mandel zu, der rechts neben ihm saß.
»Aber selbstverständlich bin ich das, Sam«, erwiderte Margaret Lowell und strich sich übers Haar. Plötzlich beugte sie sich vor, setzte die Ellbogen fest auf den Tisch und verschränkte die Hände. Es war eine überraschend maskuline Haltung für eine so feminine Frau, doch fiel das am Tisch keinem auf. Das Interesse galt ausschließlich ihren geistigen Fähigkeiten. »Realistisch gedacht, bin ich gar nicht sicher, ob wir schnell genug handeln können«, fuhr sie fort. »Vielleicht müssen wir uns eine etwas direktere Methode einfallen lassen.«
»Nein, Peg«, warf Eric Sundstrom, der rothaarige Wissenschaftler, ein, der zu ihrer Linken saß. »Alles muß ganz normal vor sich gehen, wie es sich für eine im Aufschwung begriffene Administration schickt, die Verbindlichkeiten in Aktivposten verwandelt. Das muß unsere Methode sein. Jede Abweichung vom Prinzip natürlicher Evolution – die Natur ist unberechenbar – würde Alarmsignale aussenden, die wir nicht dulden könnten. Diese Übereinstimmung, die du vorhin erwähnt hast, und die
auf Grund von Falschinformationen zustande kommt, würde, von Gideons >Pinschern< vorangetrieben, die Sache abrunden. Dann hätten wir den schönsten Polizeistaat.«
Der schwarze Gideon Logan nickte zustimmend und verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Oh, Sie würden um Lagerfeuer herumstampfen, alle rechtlich denkenden Menschen an sich ziehen und der Körperschaft Politik den Arsch abbrennen.« Er unterbrach sich und sah die Frau ihm gegenüber an. »Es gibt keine Abkürzungen, Margaret. Da hat Eric ganz recht.«
»Ich habe nichts Melodramatisches gemeint«, sagte Margaret Lowell. »Keine Schüsse in Dallas oder ausgeflippte Kinder mit Komplexen. Ich haben nur von Zeit gesprochen. Haben wir Zeit?«
»Wenn wir sie richtig nutzen, haben wir Zeit«, sagte Jacob Mandel. »Der entscheidende Faktor ist der Kandidat.«
»Dann sollten wir über ihn reden«, stellte der weißhaarige Samuel Winters fest. »Wie ihr alle wißt, hat unser Kollege Mr. Varak seine Suche beendet und ist überzeugt, den richtigen Mann gefunden zu haben. Ich will euch nicht damit langweilen, wie viele er eliminiert hat, und erwähne es nur, um zu betonen, daß wir jeden
Weitere Kostenlose Bücher