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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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andere Hügel, auf denen ich jetzt lieber wäre...«
    »Das weiß ich, also streichen wir die gesellschaftlichen Verpflichtungen; Sie würden sich dort wahrscheinlich ohnehin mehr schaden als nützen.« Ann O’Reilly stand auf und legte Kendrick einen Aktenordner auf den Schreibtisch. »Aber ich finde, diesen Vorschlag Ihres Senatskollegen aus Colorado sollten Sie sich auf jeden Fall einmal ansehen. Ich glaube, er möchte den Gipfel eines Berges abtragen lassen und dort ein Wasserreservoir bauen. In dieser Stadt, in dem einem See meist Hochhäuser mit Eigentumswohnungen folgen.«
    »Dieser Mistkerl ist so leicht zu durchschauen«, sagte Kendrick, den Ordner aufschlagend.
    »Und ich stelle Ihnen eine Verbindung mit Mr. Weingrass her.«
    »Noch immer Mr. Weingrass?« fragte Kendrick weiterblätternd. »Sie geben noch immer nicht nach? Er hat Ihnen schon hundertmal gesagt, Sie sollen ihn Manny nennen.«
    »Oh, das tu’ ich auch hin und wieder, aber es ist nicht leicht.«
    »Warum nicht? Weil er brüllt?«
    »Nein, man ist nicht empfindlich, wenn man mit einem irischen Kriminalbeamten verheiratet ist. An seiner Brüllerei liegt es nicht.«
    »Woran denn dann?«
    »An einer Bemerkung, die er lustig findet und deshalb ständig wiederholt – besonders dann, wenn ich ihn beim Vornamen nenne. ›Kindchen‹, sagt er, ›ich finde, wir haben hier eine hübsche Lustspielsituation. Sagen wir Mannys irische Annie – was meinst du?‹ Und wenn ich dann sage: ›Mir gefällt es nicht besonders, Manny‹, antwortet er: ›Verlaß meinen Freund und flieg mit mir fort. Er wird meine unsterbliche Leidenschaft verstehen.‹ Und darauf sage ich, daß mein irischer Cop seine eigene nicht versteht.«
    »Das dürfen Sie Ihrem Mann nicht erzählen«, schlug Kendrick leise auflachend vor.
    »Aber das hab’ ich ja schon.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Daß er uns die Tickets kauft. Natürlich haben sich Weingrass und er schon ein paarmal gemeinsam betrunken...«
    »Sie haben sich betrunken? Ich wußte nicht einmal, daß sie sich kennen.«

    »Das war mein Fehler, den ich in alle Ewigkeit bereuen werde. Es war vor acht Monaten, ungefähr. Sie waren in Denver...«
    »Ich erinnere mich. Manny lag damals noch im Krankenhaus. Ich hatte Sie gebeten, ihn zu besuchen und ihm die französische Ausgabe der Tribune mitzubringen.«
    »Und ich nahm Paddy mit. Ich bin zwar keine Faltbildschönheit, aber nicht einmal ich gehe abends gern allein durch die Straßen, und so ein Cop muß schließlich für irgend was gut sein.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie haben sich auf Anhieb verstanden – wie’n kurzer Klarer und ein Bier. Als ich einmal Überstunden machen mußte, bestand Paddy darauf, allein ins Krankenhaus zu gehen.«
    Kendrick schüttelte langsam den Kopf. »Tut mir leid, Annie. Das hab’ ich nicht gewußt. Ich meine, ich wollte Sie und Ihren Mann nicht mit meinem Privatleben belasten. Und Manny hat mir nie ein Wort erzählt.«
    »Ich ruf ihn jetzt an...«
     
    Emmanuel Weingrass lehnte an der felsigen Spitze eines Hügels, der zu Kendricks dreißig Morgen großem Grundstück am Fuß der Berge gehörte. Das kurzärmelige karierte Hemd, das er trug, stand bis zur Taille offen. Weingrass sonnte sich und atmete genußvoll die klare Luft der südlichen Rockies in sich hinein. Er betrachtete seine Brust, die Operationsnarben, und fragte sich, ob er nun an Gott oder an Evan Kendrick glauben sollte. Die Ärzte hatten ihm – Monate nach der Operation und unzähligen Nachuntersuchungen – erklärt, daß sie alle kleinen Zellen herausgeschnitten hatten, die an seinem Leben genagt hätten. Er sei sauber, verkündeten sie. Verkündeten es einem Mann, der heute, auf diesem Felsen, achtzig Jahre alt war und seinen gebrechlichen Körper der Sonne aussetzte. Doch gebrechlich oder nicht, er bewegte sich besser, konnte besser sprechen und hustete kaum noch. Doch er vermißte seine Gauloise-Zigaretten und die Monte-Christo-Zigarren, die er so geliebt hatte. Was konnten sie ihm schon antun? Sein Leben ein paar Wochen oder Monate früher beenden?
    Er warf einen Blick auf seine Krankenschwester, die im Schatten eines Baumes neben dem stets präsenten Golfwagen saß. Sie gehörte zu den weiblichen Wesen, die ihn rund um die Uhr auf
Schritt und Tritt begleiteten, und er fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er ihr, lässig an dem Felsen lehnend, einen unsittlichen Antrag machte.
    »Schöner Tag heute, nicht wahr?« rief er.
    »Einfach herrlich«,

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