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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Truman hatte recht, es sind die Anführer, die Geschichte machen. Ohne Thomas Jefferson hätte es keine Vereinigten Staaten, ohne Adolf Hitler kein Drittes Reich gegeben. Aber kein Mann und keine Frau werden zu Anführern, wenn sie es nicht wollen. Sie müssen den brennenden Ehrgeiz haben, es zu schaffen.«
    »Und du denkst, der fehlt unserem Kendrick?«
    »Ich vermute es. Was ich heute im Fernsehen und vor fünf Tagen bei der Anhörung des Ausschusses gesehen habe, war ein unvorsichtiger Mann, dem es scheißegal war, wem er in seiner berechtigten moralischen Entrüstung auf die Zehen trat. Intelligenz, ja; Mut, gewiß; sogar Witz und Ausstrahlung - alles, was wir uns für unseren idealen Kandidaten wünschten. Aber ich habe auch die Ähnlichkeit mit meinem Freund Samuel Winters gesehen, einem Mann, der aus dem System ausbrechen konnte, weil er nicht den fieberhaften Ehrgeiz hatte, den Preis zu erringen.«
    »Ist das so schlecht, Jacob? Nicht im Hinblick auf mich, ich war in Wirklichkeit nie so bedeutend, aber ist es für diejenigen, die sich um ein öffentliches Amt bewerben, tatsächlich so gesund, vor Ehrgeiz zu brennen?«
    »Die Leute wollen einen Mann, der sich ganz einsetzt, keinen Teilzeitarbeiter. Sie wollen für ihr Geld auch Leistung sehen.«
    »Nun«, sagte Winters leicht abwehrend, »ich glaube, daß die Leute nicht ganz unbeeindruckt von mir waren, obwohl ich mich nicht vor Ehrgeiz verzehrte. Andererseits habe ich nicht allzu viele Fehler gemacht.«
    »Gütiger Himmel, dazu hattest du nie die Gelegenheit. Deine Kampagne war ein Fernseh-Blitzkrieg und so hervorragend fotografiert, wie ich es nie wieder gesehen habe. Wozu allerdings dein gutes Aussehen einiges beigetragen hat.«
    »Ich hatte drei oder vier Debatten. Nein, drei waren es...«
    »Mit komischen Heiligen, Samuel. Sie wurden von einer ihnen geistesverwandten Gattung beerdigt – die Leute lieben das. Sie hören nie auf, am Himmel – und jetzt auch auf dem Fernsehschirm – den König oder den Prinzen zu suchen, der zu ihnen herabsteigt und ihnen mit tröstlichen Worten den Weg weist.«

    »Es ist eine Affenschande. Abraham Lincoln hätten sie für einen linkischen Bauerntölpel gehalten und aus Illinois erst gar nicht herausgelassen.«
    »Oder noch schlimmer«, sagte Jacob Mandel leise lachend. »Für den Juden Abraham, der in konspirativer Kumpanei mit dem Antichrist zarte Kindlein opfert.«
    »Und als er sich einen Bart wachsen ließ, war das die untrügliche Bestätigung aller Vermutungen«, stimmte Winters lächelnd zu und stand auf. »Willst du was trinken?« fragte er und ging, da er die Antwort seines Freundes kannte, schon zu der Bar hinüber, über der ein französischer Gobelin hing.
    »Gern, das Übliche bitte.«
    »Selbstverständlich.« Schweigend schenkte Winters ein – einen Bourbon, einen kanadischen Whisky, beide nur mit Eis. Den Bourbon reichte er Mandel. »Ich glaube, ich habe jetzt alles durchdacht, Jacob«, sagte er.
    »Ich wußte, daß du zugleich Drinks einschenken und denken kannst«, sagte Mandel und hob sein Glas. »Auf Ihr Wohl, Sir.«
    » L’chaim «, antwortete Winters.
    »Und?«
    »Irgendwie müssen wir dieses Fieber, von dem du gesprochen hast, den Ehrgeiz, den Preis gewinnen zu wollen, in Evan Kendrick einpflanzen. Ohne diesen Ehrgeiz ist er nicht glaubwürdig, und ohne ihn bekommen wir es mit Fanatikern und Opportunisten zu tun.«
    »Das glaube ich auch, ja.«
    Den Blick auf den Gobelin gerichtet, nippte Winters an seinem Glas. »Philipp VI. und sein Ritterheer wurden 1346 in der Schlacht bei Crecy-en-Ponthieu von den ihnen weit unterlegenen englischen Bogenschützen und walisischen Langmessern besiegt.«
    »Wie meinst du das? Du mußt es mir erklären, ich bin nicht so gelehrt wie du, Samuel.«
    »Auch in ihnen brannte das Feuer, auch sie wollten siegen um jeden Preis. Wie können wir dieses Feuer in Evan Kendrick entzünden? Es ist ungeheuer wichtig, daß wir es tun. Das ist mir jetzt ganz klar.«
    »Ich denke, wir fangen am besten bei Milos Varak an.«

    Annie Mulcahy O’Reilly war außer sich. Über die vier Standard-Telefonleitungen im Kongreßbüro gingen hauptsächlich Gespräche hinaus, denn ›ihr‹ Kongreßabgeordneter wurde normalerweise nur sehr selten angerufen. Heute jedoch war es nicht nur anders, es war völlig verrückt. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wurde das kleinste, am wenigsten beschäftigte Team im Kongreß zum geplagtesten. Annie mußte ihre beiden Bürohelferinnen anrufen –

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