Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
die am Montag nie erschienen (»Ach, komm schon, Annie, warum ein schönes Wochenende gewaltsam abbrechen?«) -, und sie auffordern, ins Büro zu kommen. Dann setzte sie sich mit Phillip Tobias, dem blitzgescheiten, aber frustrierten Assistenten, in Verbindung und erklärte ihm, er könne seine Tennispartie vergessen und solle seinen Hintern gefälligst ins Büro bewegen, weil sie ihn sonst umbringe. (»Was ist passiert, zum Kuckuck?« »Haben Sie gestern die Foxley-Show nicht gesehen?« »Nein, ich war beim Segeln. Warum hätte ich sie mir ansehen sollen?« »Weil er Gast war.« »Was? Das kann nicht ohne meine Zustimmung geschehen!« »Foxleys Leute müssen ihn zu Hause angerufen haben.« »Der Mistkerl hat mir kein Wort davon gesagt.« »Mir hat er’s auch nicht gesagt, aber ich entdeckte seinen Namen im aktualisierten Programm der Post.« »Besorgen Sie mir eine Bandaufnahme, Annie! Bitte!« »Wenn Sie kommen und uns helfen, die Telefone zu bändigen, Schätzchen.« »Scheiße!« »Ich bin eine Dame, Sie Stoffel. Reden Sie nicht so mit mir.« »Es tut mir leid Annie. Bitte! Die Bandaufnahme!«)
Schließlich, und nur weil sie verzweifelt war, und nur weil ihr Mann Patrick Xavier O’Reilly am Montag frei hatte, da er am Sonnabend jeweils die Schicht übernahm, während der die meisten Verbrechen geschahen, rief sie ihren irischen Polizisten an und erklärte ihm, wenn er nicht so schnell wie möglich aufkreuze, werde sie ihn wegen Vergewaltigung anzeigen – was natürlich reines Wunschdenken sei, fügte sie hinzu. Der einzige, den sie nicht erreichen konnte, war der Kongreßabgeordnete des neunten Wahlbezirks in Colorado.
»Es tut mir leid, schrecklich leid, Mrs. O’Reilly«, sagte der Araber, der mit seiner Frau Kendricks Haus versorgte und – wie Annie stark vermutete – wahrscheinlich ein stellungsloser Chirurg oder ein ehemaliger Universitätsrektor war. »Der Herr Abgeordnete hat gesagt, daß er für ein paar Tage verreist. Ich habe keine Ahnung, wo er ist.«
»Das ist doch Quatsch, Mr. Sahara...«
»Sie schmeicheln mir, wenn Sie mir solche Dimensionen zutrauen, Madame.«
»Meinetwegen. Aber schaffen Sie dieses gehörnte Ekel, diesen Diener des Volkes herbei, und sagen Sie ihm, daß wir hier unten durchdrehen. Und alles wegen seines Auftritts bei der Foxley-Show.«
»Ein durchschlagender Erfolg für ihn, wie?«
»Sie haben es gehört?«
»Ich habe seinen Namen in der letzten Ausgabe der Washington Post gelesen, Madame. Außerdem in der New York Times und der von Los Angeles und in der Chicago Tribune .«
»Er bekommt so viele Zeitungen?«
»Nein, Madame, ich bekomme sie. Aber er kann sie selbstverständlich jederzeit lesen.«
»Gelobt sei Gott!«
Der Lärm und das Durcheinander im Vorzimmer waren unerträglich geworden. Annie knallte den Hörer auf die Gabel und rannte zur Tür, riß sie auf und stand vor Evan Kendrick und ihrem Mann, die sich fast mit Gewalt einen Weg durch eine Menge von Reportern, Beratern, Assistenten und noch ein paar anderen Leuten bahnten, die Annie nicht kannte. »Kommt rein!« schrie sie.
Sie retteten sich in Annies Büro und schlossen die Tür hinter sich. »Ich bin ihr Paddy«, sagte O’Reilly außer Atem. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Abgeordneter.«
»Sie sind meine Rückendeckung, Kumpel«, antwortete Kendrick, schüttelte dem anderen die Hand und musterte den fülligen, breitschultrigen rothaarigen Mann, der einen für seine Größe viel zu massigen Bauch und ein blühendes Gesicht mit intelligenten grünen Augen hatte. »Ich bin froh, daß wir gleichzeitig hier ankamen.«
»Also ganz ehrlich gesagt, Sir, das stimmt nicht ganz. Meine verrückte bessere Hälfte hat mich vor einer Stunde angerufen, und ich habe vielleicht zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten gebraucht, um herzukommen. Dann habe ich den Zirkus im Korridor gesehen und mir gedacht, daß Sie vielleicht auftauchen. Also hab’ ich auf Sie gewartet.«
»Das hättest du mich ruhig wissen lassen können, du lausiger Ire. Wir sind hier drin fast verrückt geworden.«
»Jetzt hört aber auf, ihr zwei«, befahl Kendrick und sah zur Tür. »Was, zum Teufel, sollen wir mit dieser Meute anfangen? Was ist passiert?«
»Sie waren in der Foxley-Show. Wir nicht.«
»Ich seh’ mir diese Programme nie an«, brummte Kendrick.
»Sie sind jetzt bekannt wie ein bunter Hund.«
»Sie waren verdammt gut, Herr Abgeordneter«, fügte O’Reilly hinzu. »Ein paar Jungs aus unserer Abteilung haben mich
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