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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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der Ausschußsitzung und der Foxley-Show Kapital für sich zu schlagen. Hätte es sich um einen kleinen Fisch gehandelt, hätte kein Hahn nach Ihnen gekräht. Aber Sie haben es mit einem Schwergewicht aufgenommen und ihn wie einen geschwätzigen Gangster aussehen lassen, und das gibt Ihnen Nachrichtenwert. Sie wollen wissen, was Sie vorhaben.«
    »Was schlagen Sie vor? Sie wissen ja, was ich vorhabe, Annie. Was soll ich sagen?«
    Ann Mulcahy O’Reilly sah Kendrick fest in die Augen. »Was Sie wollen, Herr Abgeordneter. Nur ernst muß es Ihnen sein.«
    »Mein Schwanengesang, Annie?«
    »Das werden nur Sie wissen, sobald Sie draußen sind.«
    Im Durcheinander des Vorzimmers flammten grelle Blitzlichter auf und die lautlos umhergeisternden Scheinwerferkegel der Fernsehteams, die ihre Mini-Kameras über den Köpfen der Kollegen von Presse und Funk schwangen. Fragen wurden geschrien und überschrien, und einige der prominenteren Medienleute forderten arrogant ihr Recht auf die günstigsten Plätze. Daher ging der Kongreßabgeordnete des neunten Wahlbezirks in Colorado auf den Schreibtisch seiner Empfangsdame zu, schob Schreibunterlage und Telefon zur Seite und schwang sich dann auf die Tischplatte. Lächelnd hob er ein paarmal die Hände, sagte jedoch kein Wort. Allmählich wurde das Stimmengewirr leiser, hörte man nur noch vereinzelt eine laute Bemerkung. Doch auch die schrillsten Stimmen wurden schließlich vom spöttisch erstaunten Blick Kendricks zum Schweigen gebracht; und sie begriffen: Er würde den Mund nicht aufmachen, ehe er nicht sicher war, daß er von allen gehört wurde. Endlich war es still.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Kendrick. »Ich brauche jetzt soviel
Unterstützung wie möglich, um herauszufinden, was ich sagen möchte – bevor Sie sagen, was Sie zu sagen haben, was etwas ganz anderes ist, weil Sie sich alles vorher zurechtlegen konnten.«
    »Herr Abgeordneter Kendrick«, rief ein abgebrühter Fernsehjournalist, der sich offensichtlich darüber ärgerte, daß er in der zweiten Reihe stehen mußte. »Trifft es zu...«
    »Ach, seien Sie doch friedlich, Mann«, fiel Kendrick ihm energisch ins Wort. »Gönnen Sie mir eine Atempause. Sie sind so was gewöhnt, ich nicht.«
    »Den Eindruck haben Sie aber im Fernsehen nicht gemacht, Sir«, entgegnete der Journalist.
    »Da war’s einer gegen einen, wie ich es sehe. Hier wartet ein ganzes Kolosseum darauf, daß man mich den Löwen vorwirft. Lassen Sie mich zuerst etwas sagen, okay?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Ich bin froh, daß ich vergangene Woche nicht gegen Sie antreten mußte, Stan - ich glaube, Sie heißen Stan...«
    »Das stimmt, Herr Abgeordneter.«
    »Da hätte man Ihnen meinen Kopf zum Brandy serviert.«
    »Es schmeichelt mir, wenn Sie das sagen, Sir.«
    »Ist das wahr? Aber es ist ein Kompliment, oder?«
    »Aber ja, Herr Abgeordneter. Es ist nun mal unser Job.«
    »Das respektiere ich. Sie müßten es nur viel öfter tun, verflucht noch mal!«
    »Was?«
    »Ein mir sehr wertvolles Mitglied meines Teams«, fuhr Kendrick ruhig fort, »hat mir nahegelegt, eine Erklärung abzugeben. Das ist irgendwie furchterregend, wenn man bisher noch nie dazu aufgefordert wurde...«
    »Sie haben doch einen Wahlkampf geführt, Sir«, unterbrach ihn eine Fernsehreporterin, die ihr blondes Haar aufreizend vor die Kamera hielt. »Da mußten Sie doch bestimmt Erklärungen abgeben.«
    »Das ist nicht erforderlich, weil der Amtsinhaber in unserem Bezirk eine Version vom Planeten der Affen zum besten gab. Prüfen Sie es nach, ich stehe zu dieser Behauptung. Soll ich jetzt fortfahren oder einfach wieder gehen? Ich will ganz offen mit Ihnen sprechen. Mir ist nämlich verdammt egal, was daraus wird.«

    »Sprechen Sie weiter, Sir«, sagte der Fernsehreporter mit dem Spitznamen ›Stan-der-Mann‹ und verzog das telegene Gesicht zu einem breiten Lächeln.
    »Okay. Das von mir hochgeschätzte Mitglied meines Teams hat erwähnt, daß einige von Ihnen – wenn nicht sogar Sie alle - der Meinung sein könnten, ich hätte mich vergangene Woche nur in Szene setzen wollen und Effekthascherei betrieben. Darunter verstehe ich, daß jemand durch irgendeine melodramatische Handlung – ob sinnvoll oder nicht – seinem Publikum auffallen möchte um jeden Preis. Wenn meine Definition zutrifft, dann muß ich die Behauptung, ich wolle mich in Szene setzen, entschieden zurückweisen, denn ich bin nicht auf Beifall aus. Ich wiederhole: Mir ist es nicht um Beifall und Anerkennung zu

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