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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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klingen – bete ich, daß sie, nach allem, was sie in Deutschland durchgemacht hat, vor mir gehen möge. Ich glaube, sie würde den Tod noch eines geliebten Menschen nicht ertragen. Findest du es schrecklich, daß ich das sage?«
    »Ich finde es bemerkenswert selbstlos - wie alles, was du sagst oder tust, alter Freund. Und auch deshalb, weil ich dich so gut kenne und weiß, wie sehr du leiden würdest. Du schaffst so etwas besser als ich, Jacob.«
    »Unsinn.«
    »Das muß an deinem Tempel liegen...«
    »Wann warst du das letztemal in der Kirche, Samuel?«
    »Laß mich überlegen. Mein Sohn heiratete in Paris, doch ich hatte mir das Bein gebrochen und konnte nicht dabeisein. Dann lief meine Tochter mit diesem charmanten Hohlkopf davon, der ungerechterweise mit den mir völlig unverständlichen Filmen, die er schreibt, unanständig viel Geld verdient. Es muß also fünfundvierzig gewesen sein, als ich aus dem Krieg nach Hause kam. Sie hat mich gezwungen zu gehen, obwohl ich nichts anderes im Kopf hatte, als sie auf der Stelle auszuziehen.«
    »Also du bist wirklich unmöglich! Ich glaube dir kein Wort.«
    »Dann machst du einen Fehler.«
    »Es könnte gefährlich sein«, sagte Mandel, plötzlich das Thema wechselnd, auf Evan Kendrick bezogen. Winters verstand. Jacob hatte sich zwar mit ihm unterhalten, aber er hatte auch nachgedacht.
    »Wieso gefährlich? Alles, was wir über ihn erfahren haben - und ich glaube nicht, daß es noch viel mehr Wissenswertes gibt - , scheint jede Machtbesessenheit auf seiner Seite auszuschließen. Und wenn sie fehlt, worin siehst du eine Gefahr?«
    »Er ist leidenschaftlich unabhängig.«
    »Das ist doch nur gut. Vielleicht wäre er sogar ein guter Präsident. Keine Verbrüderung mit Wichtigtuern, Jasagern und Kriechern. Wir haben beide gesehen, wie er die erste Garnitur zur Schnecke gemacht hat. Mit den übrigen hätte er leichteres Spiel.«
    »Dann habe ich mich nicht klar ausgedrückt«, sagte Mandel. »Weil es mir selbst noch nicht klar ist.«
    »Oder ich bin schlicht und einfach dämlich, Jacob. Was willst du sagen?«
    »Angenommen, er erfährt von uns? Angenommen, er erfährt, daß sein Codename >Ikarus< und er ein Produkt von Inver Brass ist?«
    »Das ist unmöglich.«
    »Darum geht es nicht. Laß die Unmöglichkeit einmal beiseite. Wie, glaubst du, würde er reagieren? Denk jetzt dran, daß er ein leidenschaftlich unabhängiger Geist ist.«
    Samuel Winters stützte das Kinn in die Hand, sah nachdenklich aus dem Fenster und dann auf das Porträt seiner Frau.
    »Ich verstehe«, sagte er, und vor seinem inneren Auge tauchten verschwommene Bilder aus seiner eigenen Vergangenheit auf. »Er würde rasen vor Wut. Er sähe sich als Teil einer größeren Korruption, und ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, weil er manipuliert wurde. Er wäre außer sich vor Zorn.«
    »Und was würde er, deiner Ansicht nach, in seinem Zorn tun? Wenn er uns entlarvte, wäre das unwichtig. Es wäre wie die Gerüchte um die Trilateral Commission, die Jimmy Carter unterstützte, weil Henry Luce einen obskuren Gouverneur von Georgia auf das Titelblatt der Time setzte. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Gerüchte nicht aus der Luft gegriffen waren, ist größer als die, daß nichts dahintersteckte, aber kein Mensch kümmerte sich darum. – Was würde Kendrick tun?«
    Winters sah seinen alten Freund an. »Mein Gott«, sagte er leise, »er würde angeekelt alles hinwerfen und sich aus dem Staub machen.«
    »Kommt dir das nicht bekannt vor, Samuel?«
    »Das ist so viele Jahre her – die Dinge lagen anders...«
    »Daß sie so anders lagen, glaube ich nicht. Nur viel besser als jetzt. Aber nicht anders.«
    »Ich habe kein öffentliches Amt bekleidet.«
    »Du hättest nur den kleinen Finger danach auszustrecken brauchen. Der brillante, ungeheuer reiche Dekan der Columbia-Universität, der Präsidentenberater, dessen Auftritte vor Parlaments- und Senats-Ausschüssen die nationale Politik entscheidend beeinflußten. Du warst auf dem besten Weg, Gouverneur von New York zu werden, als du wenige Wochen vor der Vorwahl erfahren hast, daß eine dir unbekannte politische Organisation deine Nominierung durchgesetzt hatte und es von vornherein feststand, daß du die Wahl gewinnen würdest.«

    »Es war ein furchtbarer Schock. Ich hatte noch nie etwas von diesen Leuten gehört.«
    »Aber du hast – ob zu Recht oder nicht – angenommen, daß sie von dir erwarteten, du würdest nach ihrer Pfeife tanzen. Du hast die üblen

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