Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Mr. Mangecavallo...«
»O ja! O ja! Daran erinnere ich mich, als wär’s gestern gewesen – das heißt, ich erinnere mich, daß ich hineingegangen bin. Aber wie ich wieder rauskam, weiß ich bis heute nicht.«
»Mr. Mangecavallo weiß noch alles über diesen Tag. Namen, ein Land, eine Stadt... Ein Datum, an dem jede Verbindung abgebrochen wurde, wie Sie es nannten. Ich bin nach Irland gefahren.«
Der Kopf des alten Mannes fuhr herum. Zornig und fragend sahen die grauen Augen Varak an. »Was wollen Sie von mir? Es ist alles vorbei, gehört der Vergangenheit an, und Sie können mich nicht verletzen. Was wollen Sie?«
»Nichts, was Sie je bedauern könnten oder dessen Sie sich schämen müßten, Sir. Sie könnten eine strenge Untersuchung veranlassen und würden die Empfehlung meiner Klienten nur gutheißen und unterstützen.«
»Ihrer – Klienten? Eine Empfehlung? Für eine Berufung ins Repräsentantenhaus?«
»Ja, Sir.«
»Jetzt mal Scherz beiseite. Warum sollte ich mich wohl dazu bereit erklären?«
»Wegen einer Sache in Irland, von der Sie nichts wissen.«
»Und was für eine Sache wäre das?«
»Sie haben bestimmt schon von dem Killer gehört, der sich Tam O’Shanter nennt, dem >Wing Commander‹ eines Flügels der Irisch-Republikanischen Armee?«
»Er ist ein Schwein. Ein Makel auf dem Wappenschild eines jeden irischen Clans.«
»Er ist Ihr Sohn.«
Eine Woche verging, für Kendrick ein weiterer Beweis für die rasche Vergänglichkeit des Ruhms in Washington. Die Anhörungen des Partridge-Ausschusses wurden auf Ersuchen des Pentagons ausgesetzt, das zugleich zwei Erklärungen herausgab: daß erstens bestimmte Akten über finanzielle Transaktionen gründlich überprüft würden, und zweitens Oberst Robert Barrish zum Brigadegeneral befördert und auf die Insel Guam versetzt worden sei, um auf diesem wichtigsten Vorposten der Freiheit nach dem Rechten zu sehen.
In der Cedar Street 70 in Clinton, New Jersey, brüllte ein gewisser Joseph Smith vor Lachen, dessen Vater bei den 27ern in Guam gedient hatte. Dann gab er seiner Frau einen leichten Rippenstoß. »Sie haben ihn hinaus>befördert<, Baby. Und das hat dieser Kongreßabgeordnete geschafft. Er ist mein Mann!«
Doch Kendricks Erleichterung nahm ein ebenso jähes Ende wie alle euphorischen Perioden.
»Herr und Heiland!« schrie Phil Tobias, die Hand über die Sprechmuschel des Telefons haltend. »Es ist der Sprecher des Repräsentantenhauses. Keiner seiner Berater, Assistenten und auch keine Sekretärin, sondern er persönlich!«
»Vielleicht wär’s nicht schlecht, wenn Sie unserem >er persönlich< Bescheid sagten«, erwiderte Annie O’Reilly. »Er hat auf Ihrer Leitung angerufen, nicht auf meiner. Quasseln Sie nicht, mein Lieber! Drücken Sie einfach auf den Knopf und melden Sie dem Boß, wer dran ist. Für Sie ist die Sache ein bißchen zu groß.«
»Aber sie läuft nicht korrekt ab. Seine Leute hätten zuerst mich anrufen müssen...«
»Quatschen Sie nicht, stellen Sie durch!«
Tobias stellte die Verbindung her.
»Kendrick?«
»Ja, Mr. Speaker?«
»Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?«
»Aber selbstverständlich, Mr. Speaker. Wenn Sie es für wichtig halten?«
»Wenn ich nicht der Meinung wäre, daß es wichtig ist, hätte ich mir ganz bestimmt nicht die Mühe gemacht, einen Pfeifenkopp von Neuling direkt anzurufen.«
»Dann will ich nur hoffen, daß ein Pfeifenkopp von Speaker eine wirklich lebenswichtige Sache zu besprechen hat«, erwiderte Kendrick. »Wenn das nämlich nicht der Fall ist, stelle ich meine Zeit seinem Staat in Rechnung. Ist das klar, Mr. Speaker?«
»Sie gefallen mir, mein Junge. Wir stehen zwar auf verschiedenen Seiten, aber Sie gefallen mir.«
»Das kann sich ändern, wenn ich erst in Ihrem Büro bin.«
»Da werden Sie mir sogar noch besser gefallen.«
Kendrick stand vor dem Schreibtisch und sah dem weißhaarigen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses erstaunt in die Augen, die seinem Blick immer wieder auswichen. Der alte Ire hatte eben eine ungewöhnliche Erklärung abgegeben, die – ganz vorsichtig ausgedrückt – ein Angebot sein sollte, auf Kendricks Rückzugsweg aus Washington jedoch wie eine Bombe explodiert war.
»In den Unterausschuß Oversight and Evaluation?« sagte Kendrick mit unterdrücktem Zorn. »Der gehört doch zum Nachrichtendienst?«
»Das ist richtig«, antwortete der Speaker.
»Wir kommen Sie dazu? Das können Sie nicht tun!«
»Es ist schon geschehen. Ihre
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