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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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genau, wen ich meine, Mr. Namenlos. Aber sie konnte nicht kommen, weil sie seit fast fünfzehn Jahren mit einem hochanständigen Mann verheiratet war, der ihren Sohn adoptiert hatte. Sie konnte diesen Mann nicht verlassen, auch nicht meinetwegen. Ich will offen zu Ihnen sein – auch ich habe ihren letzten Brief aufbewahrt. Wir werden im Jenseits wieder vereint sein , schrieb sie. Aber hier auf Erden nie mehr. Was war das doch für ein Schmarrn! Wir hätten ein gemeinsames Leben haben können, noch verflucht viele gemeinsame Jahre!«
    »Wenn ich etwas dazu sagen darf, Sir, dann war das meiner Meinung nach die Ausdrucksweise einer liebenden Frau, die Sie genauso geachtet hat wie sich und ihren Sohn. Sie hätten eigene Kinder, und Erklärungen, die die Vergangenheit betreffen, können die Zukunft zerstören. Sie hatten eine Zukunft, Mr. Speaker.«
    »Ich hätte alles hingeworfen...«
    »Das konnte und durfte sie nicht zulassen, ebensowenig wie sie den Mann im Stich lassen konnte, der ihr und dem Kind Heim und Namen gegeben hatte.«
    Der alte Mann holte ein Taschentuch heraus und fuhr sich damit über die Augen. »Woher, in Teufels Namen, wissen Sie das alles?« fragte er, und seine Stimme klang plötzlich wieder schroff.
    »Das war nicht weiter schwierig. Sie haben den Vorsitz im
Repräsentantenhaus und könnten, wenn Präsident und Vizepräsident ausfallen, die Präsidentschaft übernehmen. Deshalb wollte ich mehr über Sie wissen. Verzeihen Sie, aber ältere Menschen sprechen offener als junge, und selbstverständlich wußte ich, daß Sie sich hatten scheiden lassen, obwohl Sie und Ihre Frau Katholiken waren. Zog man Ihre damalige politische Stellung und die Macht der Kirche zu jener Zeit in Betracht, mußte das ein ungeheuerlicher Entschluß gewesen sein.«
    »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen. Sie haben also nach älteren Leuten Ausschau gehalten, die alles miterlebt hatten.«
    »Ich habe sie auch gefunden. Ich habe erfahren, daß Ihre Frau – die Tochter eines reichen Immobilienmaklers, der auf politischen Einfluß aus war und Ihre ersten Wahlkampagnen finanzierte – nicht unbedingt den besten Ruf hatte.«
    »Vor und während unserer Ehe, Mr. Namenlos. Nur war ich der letzte, der es erfuhr.«
    »Aber erfahren haben Sie es«, sagte Varak mit Nachdruck. »Sie waren außer sich vor Zorn und Scham, aber auch überzeugt, Ihre Ehe nie auflösen zu können. Also versuchten Sie sich mit einem Ersatz zu trösten.«
    »Nennt man das so? Ich habe einen Menschen gesucht, der allein mir gehören würde.«
    »Und fanden diesen Menschen, als Sie während einer Kampagne in einem Krankenhaus Blut gespendet haben. Sie war eine geprüfte Krankenschwester aus Irland und bereitete sich auf das Schwesternexamen in den Vereinigten Staaten vor.«
    »Also, wie, zum Teufel...«
    »Alte Leute sind geschwätzig.«
    »Mangecavallo«, flüsterte der Politiker mit Augen, die plötzlich glänzten, als breche mit den Erinnerungen auch jenes vergangene Glück über ihn herein. »Er hatte ein paar Straßen vom Krankenhaus entfernt ein kleines italienisches Lokal mit ausgezeichneter sizilianischer Küche. Dort blieb ich ganz unbehelligt, ich glaube, sie wußten nicht einmal, wer ich war. Aber dieser Itaker, der Mistkerl, hat sich an mich erinnert.«
    »Mr. Mangecavallo ist inzwischen über neunzig, aber er erinnerte sich tatsächlich noch. Sie kamen mit Ihrer hübschen Krankenschwester zu ihm, und er schloß um ein Uhr morgens sein Lokal und ließ Sie beide dort allein – mit der einzigen Auflage, die Musikbox ganz leise zu stellen.«
    »Ein wunderbarer Mensch.«
    »Mit einem für sein Alter erstaunlichen Gedächtnis, aber leider nicht mehr so verschwiegen wie früher. Er schwelgt in Erinnerungen, schwafelt kunterbunt durcheinander und sagt bei einem Glas Chianti Dinge, die ihm wahrscheinlich noch vor ein paar Jahren nicht über die Lippen gekommen wären.«
    »In seinem Alter hat er das Recht...«
    »Und Sie haben sich ihm anvertraut, Mr. Speaker«, unterbrach Varak.
    »Nein, nicht direkt«, wehrte der alte Politiker ab. »Aber er zählte zwei und zwei zusammen. Das war nicht schwer. Nachdem sie nach Irland zurückgekehrt war, besuchte ich das Lokal noch ziemlich häufig, so zwei Jahre lang. Ich trank mehr, als mir guttat, weil mich, wie gesagt, niemand kannte oder sich um mich scherte und Mangecavallo mich immer sicher und wohlbehalten nach Hause brachte. Vielleicht habe ich da zuviel geredet.«
    »Als sie heiratete, gingen Sie wieder zu

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