Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Ernennung ist bereits offiziell.«
»Ohne meine Einwilligung?«
»Die brauche ich nicht. Ich will nicht behaupten, daß Ihre eigenen Parteiführer sofort einverstanden waren-Sie sind nicht einmal auf Ihrer Seite des Zauns besonders beliebt -, aber ein bißchen freundliche Überredung hat geholfen, und schließlich haben sie eingewilligt. Sie sind so etwas wie das Symbol einer unabhängigen Zweiparteilichkeit.«
»Ein Symbol? Was für ein Symbol? Ich bin kein Symbol.«
»Haben Sie eine Videokassette von der Foxley-Show?«
»Die ist längst vorbei und vergessen.«
»Oder von der perfekten kleinen Szene tags darauf in Ihrem Büro? Der Kerl von der New York Times hat eine großartige Kolumne über Sie geschrieben. Er hat Sie – wie hat er Sie doch
genannt? Ich hab’ den Artikel gestern nachgelesen – >eine Stimme der Vernunft in einem babylonischen Sprachengewirr wahnsinnig gewordener Massen<.«
»Das alles ist Wochen her, und keiner hat seitdem etwas gesagt, das Hand und Fuß hätte. Kein Hahn kräht mehr nach mir, ich bin kaum noch vorhanden.«
»Jetzt sind Sie wieder voll da.«
»Ich lehne die Berufung ab. Ich habe keine Lust, mich mit Geheimnissen zu belasten, bei denen es um die nationale Sicherheit geht. Ich bleibe nicht in der Politik, und es ist meiner Meinung nach einfach unzumutbar, daß man mich in eine – ohne Umschweife gesagt – gefährliche Situation manövriert.«
»Lehnen Sie das Amt in aller Öffentlichkeit ab, und Ihre Partei wird Sie beerdigen – ebenfalls in aller Öffentlichkeit. Man wird Ihnen ein paar unschöne Namen geben, einen reichen Tunichtgut und verantwortungslos wird man Sie nennen, und man wird den Dummkopf aus der Versenkung holen, den Sie mit Hilfe Ihres Geldes aus dem Feld geschlagen haben. Man vermißt ihn hier.« Der Vorsitzende lachte leise auf. »Sie waren ganz scharf auf jemanden mit so netten, kleinen Spielsachen wie Privatjets und schicken Suiten von Hawaii bis Südfrankreich. Es war allen völlig egal, zu welcher Partei Sie gehören, sie verlangten nur ein paar Nachträge in der Gesetzgebung, und es war ihnen egal, woher die kamen. Zum Teufel, Herr Abgeordneter, wenn Sie ablehnen, könnten Sie uns allen damit einen Gefallen tun.«
»Sie sind wirklich ein Pfeifenkopp, Mr. Speaker.«
»Ich bin ein Pragmatiker, mein Junge.«
»Aber Sie haben so viele hochanständige Dinge getan...«
»Weil sie praktisch waren«, unterbrach ihn der alte Politiker. »Sie werden nicht mit Essig angerührt und lassen sich mit warmem Sirup leichter schlucken – süßem Vermont-Sirup, zum Beispiel, falls Sie mich richtig verstehen.«
»Ist Ihnen klar, daß Sie mit dieser einen Erklärung politische Korruption gebilligt und verzeihlich gefunden haben?«
»Den Teufel hab’ ich getan! Ich hab’ nur gesagt, daß man Habgier und Gefräßigkeit als menschliche Eigenschaften hinnehmen muß, wenn man mit ihrer Hilfe Gesetze durchdrücken und erlassen kann, die den Menschen helfen, die Hilfe dringend brauchen. Ich hab’ solche Dinge durchgedrückt, Sie Pfeifenkopp, weil ich manchmal nachsichtig durch die Finger geblinzelt
habe, solange diejenigen, die es anging, nur wußten, daß ich die Augen nicht fest zukniff oder ganz wegschaute. Sie reicher Mistkerl würden das nicht verstehen. Klar, wir haben ein paar Millionäre hier, aber die meisten sind es nicht. Sie leben von Jahresgehältern, die Sie in einem Monat versaufen und wieder auspinkeln. Sie treten zurück, weil sie für das Geld, das sie verdienen, ihre zwei oder drei Kinder nicht einmal aufs College schicken können. So was wie Urlaub kennen sie nur vom Hörensagen. Sie haben also verdammt recht, ich blinzle manchmal durch die Finger.«
»Na gut!« schrie Kendrick. »Das kann ich ja noch verstehen, was ich aber nicht verstehe, ist, daß Sie mich zu Oversight berufen! Nichts in meiner Vergangenheit oder Ausbildung qualifiziert mich für eine solche Aufgabe. Ich könnte Ihnen aus dem Stegreif dreißig oder vierzig andere nennen, die viel mehr wissen als ich – was nicht viel heißen will, weil ich gar nichts weiß. Die anderen verfolgen diese Dinge, sie bringen für eine so stupide Sache die richtige Einstellung und Begeisterung mit. Ich wiederhole, ich halte es für eine stupide Sache! Ernennen Sie doch einen von denen. Ihnen läuft bestimmt das Wasser im Mund zusammen, so scharf sind sie auf eine solche Chance.«
»Um diese Art von Appetit ist es uns nicht zu tun, mein Junge«, sagte der Vorsitzende mit seinem jetzt immer
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