Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
hatte Glück. Swann war da. In seiner Wohnung natürlich. Kendrick erklärte ihm, wo er war -oder vielmehr, wo er zu sein glaubte.
»Wie fühlt man sich in Schutzhaft?« fragte Swann. Seine Stimme klang müde. »Ich war schon in einigen dieser Häuser, um Überläufer zu vernehmen. Ich hoffe, man hat Sie in einem untergebracht, das einen Pferdestall oder wenigstens zwei Pools hat- einen davon selbstverständlich im Haus. Eins sieht aus wie das andere.«
»Hier gibt es einen Krocketplatz.«
»Wie armselig. Was haben Sie mir zu berichten? Hänge ich nicht mehr so fest am Haken?«
»Vielleicht. Zumindest hab’ ich versucht, Sie ein bißchen aus der Schußlinie zu rücken. Frank, ich muß Sie was fragen, und wir können beide sagen, was wir wollen, jeden Namen nennen. Das Telefon hier wird nicht abgehört.«
»Woher wissen Sie das?«
»Von Dennison.«
»Und Sie haben ihm geglaubt? Aber zufällig wär’s mir egal, wenn das Gespräch für ihn mitgeschnitten würde.«
»Ich habe ihm geglaubt, weil er ahnt, was ich sagen werde, und gern einen Abstand von einigen tausend Meilen zwischen die Regierung und das legen würde, worüber wir sprechen werden. Er hat gesagt, wir sprächen auf einer Sonderleitung.«
»Er hat recht. Er fürchtet, daß sonst irgend jemand mithören könnte, was Sie sagen. Um was geht es?«
»Um Manny Weingrass und durch ihn die Verbindung mit der Mossad...«
»Ich habe Ihnen gesagt, da geht gar nichts«, fiel Swann ihm ins Wort. »Aber sei’s drum, wir sprechen wirklich auf einer Sonderleitung. Los, reden Sie!«
»Dennison hat mir erklärt, daß im Oman-Dossier die Passagiere der Maschine aufgeführt sind, die am Morgen nach Beendigung der Operation von Bahrein zum Luftwaffenstützpunkt Andrews flogen. Außer mir war noch ein älterer Araber in westlicher Kleidung an Bord, ein Sub-Agent von Consular Operations...«
»Der nach Amerika gebracht wurde, um sich ärztlich behandeln zu lassen«, unterbrach Swann. »Nach Jahren unschätzbarer Zusammenarbeit waren wir das Ali Sada und seiner Familie schuldig.«
»Sind Sie sicher, daß das der Wortlaut war?«
»Wer könnte es besser wissen? Ich hab’s ja selber geschrieben.«
»Sie? Dann wußten Sie, daß es Weingrass war?«
»Das zu erraten war nicht schwierig. Ihre Instruktionen, die Grayson an mich weitergab, waren verdammt klar. Sie verlangten – verlangten! -, eine ungenannte Person in die Staaten mitnehmen zu dürfen, und zwar in derselben Maschine...«
»Ich habe die Mossad gedeckt...«
»Offensichtlich, und ich ebenfalls. Sehen Sie, jemanden auf diese Weise ins Land zu holen ist gegen die Vorschriften – das Gesetz interessiert uns nicht -, es sei denn, wir führen ihn in unsern Büchern. Also hab’ ich ihn in Ali Sada verwandelt.«
»Aber woher haben Sie gewußt, daß es Manny war?«
»Das war der leichteste Teil. Ich sprach mit dem Kommandeur der königlichen Garde in Bahrein, der mit seinen Leuten Ihre
Eskorte gebildet hat. Die Personenbeschreibung, die er mir gab, hätte mir genügt, aber als er mir erzählte, der alte Halunke habe einem seiner Leute einen Tritt ins Knie versetzt, weil der Sie stolpern ließ, als Sie in den Wagen stiegen, mit dem Sie zum Flughafen gefahren sind, da hab’ ich gewußt, daß ich’s mit Weingrass zu tun hatte. Es heißt, sein Ruf sei ihm immer vorausgeeilt.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie das getan haben«, sagte Kendrick. »Um seinet- und um meinetwillen.«
»Es war eine Möglichkeit, Ihnen zu danken – die einzige, die mir einfiel.«
»Dann kann ich davon ausgehen, daß in Washingtoner Geheimdienstkreisen niemand von seinem persönlichen Eingreifen in Oman weiß?«
»Hundertprozentig. Vergessen Sie Maskat. Weingrass ist eine Unperson. Er weilt hier drüben gar nicht unter den Lebenden.«
»Dennison wußte nicht einmal, wer er ist...«
»Selbstverständlich nicht.«
»Aber er steht in Colorado unter Beobachtung, Frank. Irgend jemand beschattet ihn.«
»Wir sind es nicht.«
Genau in nördlicher Richtung und dreihundertsechsundsiebzig Meter von dem Haus an der Chesapeake Bay entfernt lag der Besitz von Samuel Winters, dem berühmten Historiker, der seit mehr als vierzig Jahren Freund und Berater der Präsidenten der Vereinigten Staaten war. In seiner Jugend war der immens reiche Wissenschaftler ein hervorragender Sportler gewesen; er hatte Polo und Tennis gespielt, war Ski gefahren und gesegelt, und in jeder Sportart hatte er Trophäen eingeheimst, die jetzt in den
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