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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Regalen seines privaten Arbeitszimmers aufgereiht waren, ein Beweis für seine unglaubliche Vielseitigkeit. Jetzt beschränkte der alternde Lehrer sich auf ein passiveres Spiel, das seit Generationen eine kleine Leidenschaft der Familie Winters war; auf dem Rasen ihres Landhauses in Oyster Bay hatte es Anfang der zwanziger Jahre seinen Einzug gehalten – das Krokket. Immer wenn ein Mitglied der Familie irgendwo ein neues Haus baute, gehörte zu den ersten Planungen ein Rasen, dessen Abmessungen genau den Vorschriften der National Crocket Association von 1882 entsprachen, so daß offizielle Turniere
darauf ausgetragen werden konnten. Für Besucher war dieses Krocketspielfeld rechts vom Haus über der Chesapeake Bay der erste Blickfang. Die vielen schmiedeeisernen weißen Gartenmöbel, die den Rasen säumten, verliehen ihm zusätzlichen Charme; hier konnten die Spieler entspannt abwarten, bis sie wieder an der Reihe waren, und sich bei einem Drink ihre nächsten Schläge überlegen.
    Die Szenerie glich jener auf dem Grundstück des abgeschotteten Hauses. Das war nicht erstaunlich, denn das Land, auf dem beide Häuser standen, hatte ursprünglich Samuel Winters gehört. Vor fünf Jahren hatte Winters – zugleich mit der verschwiegenen Wiederauferstehung von Inver Brass – den südlicher gelegenen Besitz der Regierung der Vereinigten Staaten übereignet, damit sie dort ein >sicheres< Haus einrichten könne. Um freundschaftlich neugierige und verschleiert feindselige Fragen potentieller Gegner der Vereinigten Staaten zu verhindern, hatte die Übereignung offiziell nie stattgefunden. Im Grundbuch des Rathauses von Cynwid Hollow waren als Besitzer von Haus und Grundstück noch immer Samuel und die inzwischen verstorbene Martha Winters eingetragen, und die Steuerberater der Familie zahlten auch noch alljährlich die für Küstengrundstücke exorbitant hohen Grundsteuern, die eine dankbare Regierung regelmäßig zurückerstattete. Wenn Neugierige und mehr oder weniger Wohlgesinnte sich erkundigten, was sich denn so auf diesem Tummelfeld der Reichen abspiele, berichtete man ihnen, ein gesellschaftliches Ereignis jage das andere, und die Größen der akademischen Welt und der Industrie gäben sich praktisch die Klinke in die Hand – ein nie versiegender Strom.
    Damit der Schein gewahrt wurde, wurden sogar alle Rechnungen an Winters’ Steuerberater geschickt, die sie auch bezahlten. Daß sie später von der Regierung in aller Heimlichkeit rückvergütet wurden, ahnte niemand. Es war Dr. Samuel Winters daher ein leichtes, Präsident Langford Jennings vorzuschlagen, der Kongreßabgeordnete Evan Kendrick möge sich doch ein paar Tage in das südlich von seinem Besitz gelegene >sichere Haus< zurückziehen, um dem Medienrummel zu entkommen. Es stehe im Augenblick ohnehin leer. Dankbar ging der Präsident auf den Vorschlag ein; Herbert Dennison sollte alles Weitere in die Wege leiten.

    Milos Varak nahm den Kopfhörer ab und schloß den elektronischen Konsolentisch. Er drehte seinen Sessel nach rechts, legte einen Schalter an der nahen Wand um und setzte damit die fast lautlos funktionierende Automatik der >Suppenschüssel< auf dem Dach in Bewegung. Dann stand er auf und wanderte in dem schalldichten Studio im Keller von Samuel Winters’ Haus ziellos zwischen den hochempfindlichen Sende- und Empfangsanlagen herum. Er war alarmiert, weil er nicht verstand, wovon in dem Telefongespräch aus dem abgeschotteten Haus, das er eben abgehört hatte, die Rede gewesen war.
    Wie Swann so unmißverständlich erklärt hatte, wußte niemand in den Washingtoner Geheimdienstkreisen etwas von Emmanuel Weingrass. Sie hatten keine Ahnung, daß >der alte Araber<, den Kendrick aus Bahrein >mitgebracht< hatte, Weingrass gewesen war. Wie hatte Swann gesagt? Weingrass heimlich aus Bahrein wegzubringen und ebenso heimlich unter einem falschen Namen in die Vereinigten Staaten einzuschleusen, sei sein Dank an Kendrick gewesen. Mann und Tarnung waren im bürokratischen Sinn verschwunden. Weingrass buchstäblich eine >Unperson<. Swanns Täuschungsmanöver war auch wegen Weingrass’ enger Verbindung mit der Mossad erforderlich gewesen, und Kendrick hatte volles Verständnis dafür. Hatte doch der Kongreßabgeordnete selbst alles getan, um die Anwesenheit und Identität seines Freundes zu vertuschen. Milos Varak hatte erfahren, daß der alte Mann unter dem Namen Manfred Weinstein ins Krankenhaus eingeliefert worden war und in einem Privatflügel mit

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