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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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separatem Eingang gelegen hatte. Nach seiner Entlassung war er mit einem Privatjet nach Mesa Verde in Colorado geflogen worden.
    Alles war privat und geheim; Weingrass’ Name tauchte in keiner Akte, keinem Dossier auf. In den Monaten seiner Genesung hatte Weingrass das Haus nur selten verlassen und nie einen Ort aufgesucht, an dem der Kongreßabgeordnete bekannt war. Verdammt! Außer Kendricks engstem persönlichen Kreis, zu dem nur eine vertrauenswürdige Sekretärin, ihr Mann, ein arabisches Ehepaar in Virginia und drei viel zu hoch bezahlte Krankenschwestern gehörten, die sich für das großzügige Gehalt zu absolutem Stillschweigen verpflichtet hatten – außer dieser Handvoll Menschen wußte niemand etwas von Emmanuel Weingrass. Für Außenstehende existierte er einfach nicht.

    Varak kehrte zu dem Konsolentisch zurück, drückte auf den Wiedergabeknopf, ließ das Band zurücklaufen und fand die Stelle, die er noch einmal hören wollte.
    »Dann kann ich davon ausgehen, daß in Washingtoner Geheimdienstkreisen niemand von seinem persönlichen Eingreifen in Oman weiß?«
    »Hundertprozentig. Vergessen Sie Maskat. Weingrass ist eine Unperson. Er weilt hier drüben gar nicht unter den Lebenden.«
    »Dennison wußte nicht einmal, wer er ist...«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Aber er steht in Colorado unter Beobachtung, Frank. Irgend jemand beschattet ihn.«
    »Wir sind es nicht...«
    Wir sind es nicht? Wer war es dann?
    Diese Frage war es, die Varak so beunruhigte. Die einzigen Menschen, die wußten, daß es einen Emmanuel Weingrass gab und was der alte Mann Evan Kendrick bedeutete, waren die fünf von Inver Brass. Konnte einer von ihnen...
    Varak wollte nicht mehr denken. Im Moment war es für ihn zu schmerzlich.
     
    Adrienne Raschad wurde von einer plötzlichen Turbulenz aus dem Schlaf gerissen, in die das Militärflugzeug geraten war. Sie blickte durch den Mittelgang in den schwach beleuchteten Fluggastraum, der nicht besonders bequem ausgestattet war. Der Attache aus Kairo schien erregt, er fürchtete sich, genauer gesagt. Doch der Mann war mit einem Transportmittel wie diesem immerhin vertraut genug, um sich einen Seelentröster mitzubringen, eine in einer Lederhülle steckende Taschenflasche, die er buchstäblich aus seinem Aktenkoffer riß. Er trank gierig, bis er merkte, daß sein »Frachtgut« ihn beobachtete. Einfältig lächelnd hielt er ihr die Flasche hin. Adrienne schüttelte den Kopf und schrie über das Jaulen der Düsenmotoren hinweg: »Das sind nur Schlaglöcher!«
    »Hallo, ihr da hinten«, meldete sich der Pilot über das Wechselsprechgerät. »Tut mir leid wegen der Schlaglöcher, aber leider müssen wir dieses Wetter noch ungefähr eine halbe Stunde ertragen. Wir müssen abseits der Passagierflugrouten auf unserer Route bleiben. Ihr hättet bei freundlicherem Wetter fliegen sollen. Haltet die Ohren steif!«

    Der Attache trank noch einmal, noch länger und ausgiebiger als vorher. Adrienne wandte sich ab, die Araberin in ihr befahl ihr, von der Angst des Mannes keine Notiz zu nehmen, die amerikanische Seite ihres Wesens sagte ihr, als erfahrene Militärfliegerin sollte sie die Ängste ihres Begleiters zerstreuen. Dann schlossen ihre beiden Seiten einen Kompromiß miteinander, sie lächelte dem Attache aufmunternd zu und beschäftigte sich dann wieder mit ihren Gedanken, die abgerissen waren, als sie einschlief...
    Warum hatte man sie so gebieterisch nach Washington zurückbeordert? Und warum hatte Mitchell Payton sie nicht angerufen, um ihr wenigstens einen Hinweis zu geben, wenn die neuen Anweisungen wirklich so heikel waren, daß man sie ihr nicht einmal über Zerhacker mitteilen konnte? Es sah ›Onkel Mitch< so gar nicht ähnlich, einen Eingriff in ihre Arbeit zu gestatten, ohne ihr vorher Bescheid zu geben. Sogar wegen des Desasters in Oman vor einem Jahr – und wenn es je eine vorrangige Situation gegeben hatte, dann diese – hatte Mitch ihr durch einen diplomatischen Kurier versiegelte Anweisungen geschickt und ihr ohne Erklärung mitgeteilt, sie müsse, auch wenn sie sich beleidigt fühlen sollte, mit Consular Operations zusammenarbeiten. Sie hatte es getan, obwohl sie tatsächlich beleidigt gewesen war. Jetzt wurde sie aus heiterem Himmel in die Staaten zurückbefohlen, buchstäblich incommunicado , ohne ein einziges Wort von Mitchell Payton.
    Kongreßabgeordneter Evan Kendrick. Seit achtzehn Stunden erschütterte sein Name die Welt wie ferner Donner. Man sah förmlich die

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