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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zum Bett zurückgerast war und das Laken an sich gerissen hatte. Und wie tief ihn, trotz seiner Panik, seiner Verwirrung und seiner Schmerzen, die kühle Anmut ihres euroarabischen Gesichts mit den ausgeprägten Zügen und den klaren intelligenten Augen berührt hatte.
    Er hatte recht gehabt; sie war eine anziehende Frau, die herausfordernd wirkte, sogar jetzt noch, als sie durch die massive Tür des abgeschotteten Hauses trat, um sich dem Unbekannten zu stellen, das sie erwartete. Kendrick musterte sie
leidenschaftslos; er fühlte nichts von der Wärme, an die er sich noch so gut erinnerte, nur eine kalte, sehr starke Neugier. Sie hatte ihn an jenem letzten Nachmittag in Bahrein belogen, ihn mit ihren Worten und ihrem Schweigen belogen. Er fragte sich, ob sie heute wieder lügen würde.
    Der Major der Air Force öffnete Adrienne Raschad die Tür zu dem riesigen Wohnraum. Sie trat ein, blieb stehen und starrte Kendrick an, der am Fenster lehnte. In ihrem Blick war kein Erstaunen, nur der kalte Glanz ihres Intellekts.
    »Ich gehe jetzt«, sagte der Air-Force-Offizier.
    »Besten Dank, Herr Major.« Die Tür wurde geschlossen, und Kendrick machte ein paar Schritte auf Adrienne zu. »Hallo, Kalaila. Sie haben sich doch Kalaila genannt, nicht wahr?«
    »Wie Sie wollen«, antwortete sie gelassen.
    »Aber Sie heißen gar nicht Kalaila, sondern Adrienne – Adrienne Raschad.«
    »Wie Sie wollen«, wiederholte sie.
    »Das ist doch wohl überflüssig, oder?«
    »Und das Ganze ist sehr albern, Herr Abgeordneter. Haben Sie mich einfliegen lassen, weil Sie noch jemanden brauchen, der Ihnen öffentlich applaudiert? Wenn das der Fall ist, spiele ich nicht mit.«
    »Jemanden, der mir applaudiert? Das ist wirklich das letzte, was ich möchte.«
    »Gut. Das freut mich für Sie. Ich bin überzeugt, der Abgeordnete von Colorado bekommt von überall her so viel Beifall, wie er will. Es ist also nicht nötig, daß jemand, dessen Leben, ebenso wie das seiner Kollegen, von der Anonymität abhängt, sich vordrängt und in die weltweiten Jubelrufe für Sie einstimmt.«
    »Ist es das, was Sie glauben? Daß ich Beifall und Jubelrufe will?«
    »Was soll ich denn sonst denken? Daß Sie mich von meiner Arbeit wegholen ließen, meine Identität der Botschaft und der Air Force preisgegeben und wahrscheinlich eine Tarnung zerstört haben, die ich mir in vielen Jahren aufgebaut habe – daß Sie das alles nur getan haben, weil ich mit Ihnen ins Bett gegangen bin? Das ist einmal passiert, aber ich schwöre Ihnen, es wird nie wieder geschehen.«
    »He, nun mal hübsch langsam, meine kluge Dame«, protestierte Kendrick. »Darauf war ich damals ganz bestimmt nicht
aus. Um Himmels willen, ich wußte weder, wo ich war, noch was geschehen war, hatte keine Ahnung, was noch geschehen würde. Ich war starr vor Angst und wußte, daß ich Dinge tun mußte, die ich meiner Meinung nach gar nicht fertigbrachte.«
    »Sie waren auch erschöpft«, fügte Adrienne Raschad hinzu. »Ich war es auch. So was passiert ab und zu.«
    »Das hat Swann auch gesagt...«
    »Dieser Mistkerl.«
    »Was soll das? Swann ist kein Mistkerl...«
    »Soll ich ihn anders nennen? Zuhälter vielleicht? Einen skrupellosen Zuhälter?«
    »Sie haben unrecht. Ich weiß nicht, was Sie mit ihm zu tun hatten, aber er mußte seine Arbeit tun.«
    »Sie opfern – zum Beispiel?«
    »Vielleicht. Ich muß zugeben, das ist kein sehr angenehmer Gedanke, aber er steckte damals selbst ziemlich in der Klemme.«
    »Lassen wir das, Herr Abgeordneter. Warum bin ich hier?«
    »Weil ich etwas wissen muß und nur noch Sie in Frage kommen...«
    »Um was geht es?«
    »Wer hat die Geschichte über mich verbreitet? Wer die Vereinbarung mißachtet, die ich getroffen hatte? Man hat mir gesagt, daß keiner von denen, die von meinem Einsatz in Oman wußten – und es war ein verdammt kleiner Kreis -, einen Grund hatte, die Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen, aber alle Gründe der Welt, es nicht zu tun. Außer Swann und dem Chef der Computerabteilung, für den er seine Hand ins Feuer legt, wußten nur noch sieben Leute in der Regierung Bescheid. Sechs wurden überprüft, das Ergebnis war zu hundert Prozent negativ. Sie sind die siebente, die einzige, die noch übrig ist.«
    Adrienne Raschad stand reglos da, das Gesicht ausdruckslos, aber ihre Augen blitzten zornig. »Sie ignoranter, arroganter Amateur«, sagte sie langsam und ätzend.
    »Nennen Sie mich, wie Sie wollen«, erwiderte Kendrick verärgert. »Trotzdem

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