Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
ich begleite Sie selbstverständlich durchs Haus.«
»Ich muß hinein, natürlich muß ich...«
»Aber ich gehe nicht mit, wenn Sie mir nicht sagen, wo Kendrick ist – falls er irgendwo ist -, oder ob er hier sein sollte, was vermutlich hieße, daß er nirgendwo ist. Ich kann und ich müßte eigentlich die Polizei in Fairfax verständigen. Drücke ich mich klar aus, Sir?«
»Gälisch klar, Lieutenant. Im Augenblick muß das jedoch das Problem der CIA bleiben – eine Katastrophe, wenn Sie so wollen. Drücke auch ich mich klar aus?«
»Beantworten Sie meine Frage, oder Sie können Gift darauf nehmen, daß ich mich auf meinen Diensteid besinne und das Hauptquartier in Fairfax verständige. Wo ist Evan Kendrick? Sein Wagen ist nicht hier, und ich möchte wissen, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Es wäre eine Erleichterung...«
»Wenn Sie in einer solchen Situation noch Erleichterung empfinden können, sind Sie ein sehr merkwürdiger Mensch...«
»Ich trauere um diese Männer – wie ich immer wieder um Hunderte anderer getrauert habe, die mir fremd waren. Aber Evan Kendrick kenne ich. Wenn Sie wissen, wo er ist, müssen Sie es mir auf der Stelle sagen, sonst gehe ich zu meinem Wagen und setze mich über Funk mit der Polizei in Fairfax in Verbindung.«
»Um Himmels willen, Lieutenant, drohen Sie mir nicht! Wenn Sie wissen wollen, wo Kendrick ist, fragen Sie Ihre Frau.«
»Meine Frau?«
»Die Sekretärin des Abgeordneten, falls Ihnen das entfallen sein sollte.«
»Schnauze!« explodierte O’Reilly. »Warum bin ich denn hergefahren? Um Kendrick, meinem alten Millionärskumpel aus Colorado, einen Höflichkeitsbesuch abzustatten? Ich bin hier, weil Annie seit zwei Tagen nichts mehr von Evan gehört hat und seit heute morgen neun Uhr in beiden Häusern – hier und in Mesa Verde – die Telefone gestört sind. Ist das nicht ein dummer Zufall?«
»Beide Telefone...« Payton fuhr herum und spähte nach oben.
»Bemühen Sie sich nicht«, sagte O’Reilly, Paytons Blick folgend. »Eine Leitung ist durchgeschnitten und fachmännisch mit einer anderen verbunden. Das dicke Kabel auf dem Dach ist intakt.«
»Großer Gott!«
»Meiner Meinung nach brauchen Sie jetzt wirklich SEINE Hilfe, und das schnell. Wo, zum Teufel, ist Kendrick?«
»Auf den Bahamas. In Nassau auf den Bahamas.«
»Und wieso haben Sie gedacht, meine Frau, seine Sekretärin, sei darüber informiert? Und Sie geben mir jetzt besser einen verdammt guten Grund dafür an, warum Sie das dachten, denn wenn Sie Annie Mulhacy in eine Ihrer beschissenen Geheimdienstaffären hineinziehen wollen, lasse ich mehr Blaue hier antanzen, als Sie je auf einem Haufen gesehen haben.«
»Ich dachte, daß Ihre Frau Bescheid weiß, weil er es mir gesagt hat, Lieutenant O’Reilly«, sagte Payton mit eisiger Stimme.
»Kein Wort hat er zu ihr gesagt.«
»Das ist wohl offensichtlich«, stimmte Payton zu und blickte starr zum Haus hinüber. »Aber er hat es mir ganz unmißverständlich gesagt. Vorgestern. Er werde, hat er gesagt, auf dem Weg zum Flughafen kurz im Büro vorbeischauen und seine Sekretärin Ann O’Reilly informieren. Er hielt auch an und ging in sein Büro hinauf. Seine Leibwächter haben es bestätigt.«
»Wann war das?«
»Gegen halb fünf.«
»Am Mittwoch?«
»Ja.«
»Da war Annie nicht da. Am Mittwochnachmittag geht sie immer um vier, und das weiß Kendrick. Sie muß in ihren verrückten Aerobic-Kurs.«
»Das muß er vergessen haben.«
»Nicht sehr wahrscheinlich, Sir. Kommen Sie mit.«
»Ich verstehe nicht...«
»Zu meinem Wagen.«
»Wir haben hier zu tun, Lieutenant, und ich muß ein paarmal telefonieren – von meinem Wagen aus. Allein.«
»Sie rühren keinen Finger, solange ich nicht mit meiner Frau gesprochen habe.« Fünfundsechzig Sekunden später kam Annies Stimme über den Lautsprecher von O’Reillys Autotelefon. Payton stand neben der offenen Wagentür.
»Büro des Kon...«
»Annie«, unterbrach ihr Mann, »wer war noch im Büro, als du Mittwoch nachmittag weggingst?«
»Nur Phil Tobias. Es ist im Moment nicht viel zu tun. Die Mädchen sind noch früher gegangen.«
»Phil?«
»Tobias, Evans Assistent.«
»Hat er dir gestern oder heute nichts gesagt? Daß er Kendrick gesprochen hat, meine ich.«
»Er war nicht hier, Paddy. Ist weder heute noch gestern erschienen. Ich habe ein dutzendmal mit seinem Anrufbeantworter telefoniert, aber der Bursche hat nichts von sich hören lassen.«
»Wir reden später, Annie.
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