Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Bleib, wo du bist. Verstanden?« O’Reilly hängte ein und drehte sich zu Payton um. »Sie haben es gehört, Sir. Ich denke, jetzt wäre eine Entschuldigung von Ihrem sehr Ergebenen angebracht. Hier ist sie, Mr. Payton.«
»Ach was, Lieutenant. Wir haben in Langley schon so viel Mist gebaut, daß ich es einem Mann nicht übelnehmen kann, wenn er wild wird, weil er fürchtet, wir könnten seine Frau in unseren Pfusch hineingezogen haben.«
»Ich glaube, genau das war’s. Wer macht sich auf die Suche nach Tobias? Sie oder ich?«
»Ich kann Sie nicht mit CIA-Aufgaben betrauen – Sie gewissermaßen zu meinem Vertreter ernennen. Das ist im Gesetz nicht vorgesehen, es gibt, offen gesagt, sogar Bestimmungen, die so was ausdrücklich verbieten. Aber ich kann Sie um Hilfe bitten, und die brauche ich verzweifelt. Für heute nacht kann ich einen nationalen Notstand mit Gefährdung der nationalen Sicherheit geltend machen. Dann sind auch Sie aus dem Schneider, weil niemand Ihnen vorwerfen kann, daß Sie den Massenmord nicht gemeldet haben. Aber was diesen Tobias betrifft, kann ich Sie nur bitten.«
»Bitten? Um was?«
»Mich zu informieren...«
»Darum brauchen Sie mich nicht zu bitten...«
»Bevor der offizielle Bericht hinausgeht«, fügte Payton hinzu.
»Darum müssen Sie allerdings bitten«, sagte O’Reilly und sah den CIA-Mann prüfend an. »Erstens kann ich es nicht garantieren. Wenn er in der Schweiz entdeckt oder aus dem Potomac gezogen wird, erfahre ich das wahrscheinlich gar nicht.«
»Unsere Gedanken nehmen offensichtlich dieselbe Richtung. Doch Sie haben ziemlich viel Einfluß, soviel ich weiß. Verzeihen
Sie mir, Lieutenant, aber ich mußte mir die Leute, die um Evan Kendrick herum sind, genau ansehen. Das Polizeipräsidium des Distrikts Columbia hat Sie vor zwölf Jahren praktisch bestochen, aus Boston wegzugehen und nach Washington zu kommen...«
»Normales Gehalt, nichts, was das Licht zu scheuen hätte.«
»Normales Gehalt, das fast dem eines Polizeichefs entspricht, eine Position, die Sie vor vier Jahren ablehnten, weil Sie nicht an den Schreibtisch wollten.«
»Herr und Heiland...«
»Ich mußte gründlich sein. Und da Ihre Frau für den Kongreßabgeordneten arbeitet, glaube ich, daß ein Mann in Ihrer Position darauf bestehen könnte, informiert zu werden, wenn sich im Hinblick auf diesen Phillip Tobias etwas Wesentliches ergibt, da auch er in Kendricks Büro arbeitet – oder gearbeitet hat.«
»Ich denke, das wäre möglich. Aber es bringt mich auf die eine oder die andere Frage.«
»Fragen Sie nur. Jede Frage, die Sie stellen, hilft mir vielleicht.«
»Warum ist Evan auf den Bahamas?«
»Ich habe sie hingeschickt.«
»Sie? Evan und die Ägypterin? Der alte Weingrass hat meiner Frau von ihr erzählt.«
»Sie arbeitet für uns, war auch in Oman dabei. In Nassau gibt es einen Mann, der eine Firma vertritt, mit der Kendrick vor Jahren kurz in Verbindung stand. Er ist nicht besonders angesehen, und die Firma war’s übrigens auch nicht, aber wir hatten das Gefühl, es könnte lohnend sein, sich ein bißchen mit ihm zu befassen.«
»Warum?«
Payton blickte über das Wagendach zu Kendricks Haus mit den jetzt schwach beleuchteten Fenstern hinüber. »Das kommt später, O’Reilly. Ich werde mit nichts hinter dem Berg halten, das verspreche ich. Aber jetzt muß ich an die Arbeit. Ich muß mich mit den ›Leichenfledderern‹ in Verbindung setzen, und das ist nur von meinem Wagen aus möglich.«
»Mit den Leichenfledderern? Wer, zum Teufel, ist das?«
»Eine Spezialtruppe, zu der wir beide bestimmt nicht gehören wollten. Sie holen Leichen ab, über die sie nie etwas enthüllen dürfen, nehmen die gerichtsmedizinische Untersuchung von Spuren und Beweisen vor, über die sie ebenfalls kein Sterbenswort
verlauten lassen dürfen, darauf sind sie vereidigt. Man braucht sie, und ich respektiere jeden einzelnen, aber ich wollte keiner von ihnen sein.«
Plötzlich meldete sich stakkatoartig und krächzend O’Reillys Autotelefon. Er riß die Tür auf und hob ab. »ja?«
»Mein Gott, Paddy!« schrie Ann, und ihre Stimme klang über den Lautsprecher um ein Vielfaches lauter. »Sie haben ihn gefunden! Sie haben Phil gefunden. Er lag im Keller unter den Heizkesseln. Großer Gott, Paddy! Sie sagen, man hat ihm die Kehle durchgeschnitten. Jesus, Maria und Josef, er ist tot, Paddy!«
»Wen meinst du mit >sie<, Annie?«
»Harry und Sam vom Nachtdienst. Sie haben mich eben angerufen, zu Tode
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